Wesel Marienthal wird Festspiel-Ort

Wesel · Grandiose Künstler und ein begeistertes Publikum – die Premiere der Marienthaler Festspiele ist geglückt. Der Veranstalter kündigte noch am Abend eine Fortsetzung an. 2013 gibt es ein dreitägiges Spektakel.

 Gerardo Nunez war einer der drei Ausnahmekönner.

Gerardo Nunez war einer der drei Ausnahmekönner.

Foto: Malz, Ekkehart

Grandiose Künstler und ein begeistertes Publikum — die Premiere der Marienthaler Festspiele ist geglückt. Der Veranstalter kündigte noch am Abend eine Fortsetzung an. 2013 gibt es ein dreitägiges Spektakel.

 Den Auftakt bei den Marienthaler Festspielen machte der finnische Jazzpianist Iiro Rantala, der mit pointiertem Anschlag, Humor und makelloser Technik überzeugte.

Den Auftakt bei den Marienthaler Festspielen machte der finnische Jazzpianist Iiro Rantala, der mit pointiertem Anschlag, Humor und makelloser Technik überzeugte.

Foto: Ekkehart Malz

Das muss man wohl eine wirklich gelungene Premiere nennen. Im voll besetzten Konzertzelt am Hotel Haus Elmer feierten am Samstagabend knapp 450 restlos begeisterte Zuschauer die Geburt der Marienthaler Festspiele, eines neuen Festivals, das künftig einmal im Jahr Weltklassemusiker aus dem Grenzbereich zwischen Weltmusik und Jazz an den Niederrhein bringt. Wilfried Schaus-Sahm, Erfinder und langjähriger Leiter des Duisburger Traumzeit-Festivals, hatte ein wunderbares Programm zusammengestellt, das von Kontrasten lebte, dessen drei Konzerte aber eines gemeinsam hatten: Qualitativ waren sie über jeden Zweifel erhaben.

Den Auftakt machte der finnische Jazzpianist Iiro Rantala, der mit pointiertem Anschlag, Humor und makelloser Technik überzeugte. Das melancholische "Tears for Esbjörn", das der Finne dem 2008 tödlich verunglückten Pianistenkollegen Esbjörn Svensson widmete, und die unmittelbar folgende rasante Version von Charlie Parkers "Donna Lee" setzten einer Musik den Rahmen, in der zwischen Trauer und überschäumendem Temperament alle Gefühlszustände Platz fanden. Mit Bearbeitungen von Bachs Goldberg-Variationen machte Rantala bereits Appetit auf seine kommende CD, mit seiner Zugabe, einem Medley aus "Singing in the Rain" und "Over the Rainbow" zauberte er den Zuhörern ein Lächeln ins Gesicht.

Beim folgenden Auftritt der drei Ausnahmekönner des Gerardo Núñez Trios wich dieses Lächeln fassungslosem Staunen. Was der Flamenco-Gitarrist mit dem Kontrabassvirtuosen Renaud Garcia-Fons und dem Percussionisten Cepillo am Cajón auf die Bühne brachte, war atemberaubend. Ihr phasenweise mit jazzigen und impressionistischen Harmonien angereicherter konzertanter Flamenco riss das Publikum von den Stühlen. Ein Trio, das eher nach fünf oder sechs Musikern klang.

Für Garcia-Fons war der Abend damit noch nicht zu Ende. Schluss- und Höhepunkt des Festivals war die Aufführung seiner Filmmusik zu dem Scherenschnittfilm "Die Abenteuer des Prinzen Achmed" von 1926. Mit orientalisch und asiatisch angehauchten Klängen begleiteten die sechs Musiker ein fantasievolles Wunderwerk, dessen vermeintlich veraltete Tricktechnik heutige Computeranimationen alt und kalt aussehen lässt.

Viele werden wieder kommen

Kaum waren die letzten Noten gespielt, richtete Schaus-Sahm den Blick bereits nach vorn. 2013 werden die Marienthaler Festspiele wiederum am letzten Augustwochenende stattfinden, dann aber drei Tage dauern. Nimmt man den Jubel der Zuschauer am Premierenabend als Maßstab, fällt die Prognose nicht schwer: Viele von ihnen werden gerne wiederkommen.

(RP)
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