Wesel Pilkington plant neue Produktion

Wesel · Nach der Flachglas-Insolvenz soll die Veredelung mit Hilfe eines aufgekauften Spezialofens doch wieder aufleben. Industrielle Arbeitsplätze würden so erhalten – wenn auch nicht so viele wie vorher.

 Bei Pilkington Automotive in Wesel werden angelieferte Autoscheiben veredelt. Hier klebt Mehmet Demiroglu gerade einen Spiegelsockel auf die Windschutzscheibe.

Bei Pilkington Automotive in Wesel werden angelieferte Autoscheiben veredelt. Hier klebt Mehmet Demiroglu gerade einen Spiegelsockel auf die Windschutzscheibe.

Foto: Jürgen Bosmann

Nach der Flachglas-Insolvenz soll die Veredelung mit Hilfe eines aufgekauften Spezialofens doch wieder aufleben. Industrielle Arbeitsplätze würden so erhalten — wenn auch nicht so viele wie vorher.

Auch wenn die Pilkington Deutschland-Zentrale in Gelsenkirchen betont, dass man zur Folgenutzung der ehemaligen Flachglas-Hallen noch nichts sagen könne, verstärken sich die Hinweise, dass nächstes Jahr in ein oder zwei der elf Werkshallen die Produktion wieder aufgenommen wird.

Denn Pilkington Benelux, ein Schwesterunternehmen von Werksvermieter Pilkington Deutschland, hat aus der Flachglas-Konkursmasse einen Spezialofen herausgekauft und somit vor der Verschrottung gerettet. Mit Hilfe des Ofens wird aus normalen Glasscheiben Einscheibensicherheitsglas für die Baubranche. Wie die RP erfuhr, sollen ab März 2014 gut 40 bis 50 Mitarbeiter Fassaden-Bauglas für Pilkington im niederländischen Enschede produzieren. Möglicherweise wird auch die Siebdruckabteilung wiederbelebt.

Im Weseler Rat war die neue Produktion durch Pilkington Benelux am Rande Thema. Die Politik einigte sich auf eine (ungewöhnliche) Aufforderung an das Unternehmen, das Gelände für weiteres Gewerbe zu öffnen — offensichtlich gingen Einige davon aus, dass es neue Entwicklungen geben wird. Die Stadt hat bekanntlich Mangel an Gewerbeflächen, von einem "Gründerzentrum" war bei der SPD die Rede.

Bis Anfang Juni waren bei Flachglas 120 Mitarbeiter beschäftigt. Genauso viele Menschen arbeiten aktuell noch im Nachbargebäude bei Pilkington Automotive — für die Veredelung von Autoscheiben und die Lagerung, produziert wird nicht. Die Auftragsbücher sind nach Angaben von Betriebsleiter Norbert Moschüring "gut gefüllt". Er hat sich längst daran gewöhnt, dass die Menschen in der Stadt Pilkington Automotive noch immer mit Flachglas in einen Topf werfen. Kein Wunder, wurde doch das Pilkington-Werk Anfang der 90er Jahre als Flachglas Modultechnik GmbH gegründet und erst 2001 umbenannt.

Pilkington Automotive veredelt monatlich rund 140 000 Autoscheiben. Namhafte Hersteller wie VW und Opel, Mercedes und Jaguar lassen in Wesel produzieren. "Unser Spektrum umfasst die Bereiche Umspritzung beziehungsweise Extrusion, Montage, Verpackung und Handel", erklärt Norbert Moschüring.

Bei der Extrusion wird die Autoscheibe mit einem passgenauen Kunststoff-Profil versehen, das den Zwischenraum zwischen Karosserie und Verglasung abdichtet.

Auf die Scheiben werden Positionierungsclips angebracht, die wichtig sind für den genauen Einbau der Scheibe in die Karosserie. Weiterhin montieren die Pilkington-Mitarbeiter unter anderem Vorrichtungen für Regen- beziehungsweise Lichtsensoren am Glas. Das alles passiert an der Werkshalle an der Fischertorstraße.

In einer 42 000 Quadratmeter großen Halle werden unter anderem Autoscheiben gelagert, die für Opel produziert wurden. "Unsere Aufgabe ist es, diese an Händler in Deutschland zu verteilen", erklärt Moschüring. In einem anderen Hallenabschnitt befindet sich das Scheibenlager für VW.

(RP)
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