Wesel Piraten wollen Rat entern

Wesel · Mit dem Berliner Wahlerfolg hat die Piratenpartei überall Fahrt aufgenommen. Auch in Wesel will die Crew nun kommunalpolitisch stärker ins Blickfeld rücken. Andreas Rohde denkt an die Themen Energie, Betuwe und Schule.

Die Republik wird immer bunter. Der Berliner Wahlerfolg der Piratenpartei wirkt bundesweit. In NRW liegt das junge Pflänzchen in der Umfrage von Infratest Dimap schon bei sieben Prozent, während FDP und Linke nicht mehr im Landtag wären, wenn jetzt ein Urnengang anstehen würde.

Die Weseler Piratencrew ist vom enormen Rückenwind überrascht, will aber unmittelbar größtmöglichen Nutzen ziehen. "Wir wollen das jetzt professionalisieren", sagte Sprecher Andreas Rohde (43) gestern im RP-Gespräch. Ziel sei es, eine Struktur aufzubauen und Spezialisten für Sachthemen zu finden, um dann auch in den Weseler Rat einziehen zu können. Energie, Betuwe und Schule sollen die Themen sein, denen sich die Piraten zunächst widmen wollen.

Zuletzt mehr als 25 Gäste

Haben sich üblicherweise sechs bis acht Piraten der Stammbesatzung getroffen, so waren beim jüngsten Treffen schon mehr als 25 Gäste an Bord. Heute ist das Quo vadis wieder Schauplatz (siehe Info). In Wesel und anderen Kommunen des Kreises mehren sich Wünsche, Ortsvereine zu gründen. "Es muss erst das Personal da sein, das bei der Stange bleibt", beschreibt der hauptberufliche Handwerker Rohde das Dringlichste, um geschlossener auftreten zu können.

Er sieht im derzeitigen Zulauf personelle Möglichkeiten, an die vorher nicht zu denken war. 2009 ist er selbst über die Europawahl zu den Piraten gekommen und gleich von einem Wahlkampf in den nächsten geraten. "Einige wollen sofort auf die Straße und ran an Themen", schildert der 43-jährige Weseler den Enthusiasmus frisch infizierter Freibeuter. Rohde hält es für sinnvoller, langsam zu starten: "Wir sollten uns nicht überfordern und auch nicht zu allem was sagen. Wenn man nicht versiert zu einem Thema was sagen kann, ist es besser, den Mund zu halten."

Wer bei Piraten an Programmlosigkeit denkt, wird von Rohde eines Besseren belehrt. So sei in NRW zu Energie und Familien was "in der Pipeline und zum Thema Schule schon ein konkretes Konzept da. In Sachen Energie sagte Rohde, dass das Netzwerk Energiewende Wesel einen Bürgerantrag einreichen wird, um die Vertragsfristen bei der anstehenden Neuvergabe der Stromkonzession – bekanntlich bewirbt sich nur das RWE – zu begrenzen.

Höchstens zwei Jahre soll diese gelten, einer Prüfung der Stadtwerke-Möglichkeiten Raum geben. "In Wesel ist alles kurios: Die Grünen sind alles andere als grün, die CDU steht uns in vielen Punkten näher als SPD und Linke", sagte Rohde.

(RP/rl)
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