Wesel Posse um Straßenschwelle

Wesel · Da lacht das Weseler Hanseviertel: Nach Beschwerden über zu hohe Schwellen, die Raser stoppen sollen, wurde ein flache eingebaut. Doch ist die viel zu kurz – mit amtlichem Segen. Ganze Bautrupps waren dafür im Einsatz.

 Gerade mal 1,10 Meter breit ist die neue Schwelle zwischen den Blumenbeeten auf der Lübecker Straße direkt am Kreisverkehr. Für Autos (Radstand: 1,25 Meter und mehr) auf der Spielstraße keine wirkliche Barriere.

Gerade mal 1,10 Meter breit ist die neue Schwelle zwischen den Blumenbeeten auf der Lübecker Straße direkt am Kreisverkehr. Für Autos (Radstand: 1,25 Meter und mehr) auf der Spielstraße keine wirkliche Barriere.

Foto: Malz, Ekkehart

Da lacht das Weseler Hanseviertel: Nach Beschwerden über zu hohe Schwellen, die Raser stoppen sollen, wurde ein flache eingebaut. Doch ist die viel zu kurz — mit amtlichem Segen. Ganze Bautrupps waren dafür im Einsatz.

 Weil dreiste Fahrer die Schwelle am Haus Lübecker Straße 16 umfahren haben, wurde ein Poller aufgestellt. Der ist noch da, die Schwelle verlegt (siehe Bild oben).

Weil dreiste Fahrer die Schwelle am Haus Lübecker Straße 16 umfahren haben, wurde ein Poller aufgestellt. Der ist noch da, die Schwelle verlegt (siehe Bild oben).

Foto: Malz, Ekkehart

Im Hanseviertel, das zur Feldmark gehört, sorgt eine im Auftrag der Verwaltung montierte Schwelle auf der (verkehrsberuhigten) Lübecker Straße für ungläubiges Kopfschütteln. Der Begriff "Schildbürgerstreich" macht die Runde. Denn der kleine Hubbel, (handgemessene) 1,10 Meter breit, stellt kein wirkliche Hindernis für Autos da. Schließlich beträgt der (handgemessene) Radabstand eines Kleinwagens der Polo-Klasse 1,25 Meter. Die Chronologie einer Provinzposse, Teil 1. Vorhang auf!

1. Akt Die Lübecker Straße ist eine Spielstraße. Hier ist nur Schritttempo erlaubt. Doch dran hält sich so gut wie niemand. Irgendwann reicht's den Anwohnern. Sie wenden sich an SPD-Ratsfrau Ruth Freßmann, die im Rathaus um eine Tempomessung bittet. Der Verkehrsausschuss beschäftigt sich im Juli 2011 mit der Sache und spricht sich für die Montage zweier Schwellen aus. Die Standorte (vor dem Haus Nr. 16 und im Bereich Einmündung Färberskamp) werden mit den Beschwerdeführern ausgewählt.

2. Akt Kaum sind die extrem hohen Schwellen montiert, gehen im Rathaus erneut Beschwerden ein. Nun von lärmgeplagten Anwohnern, die vom Abbremsen, Drüberfahren und Beschleunigen der Pkw genervt sind. Außerdem wird beklagt, dass dreiste Autofahrer die Hindernisse einfach umfahren und stattdessen den Gehweg nutzten. Gefährlich für Fußgänger, Radler und spielende Kinder.

3. Akt Um das Umfahren zu verhindern, wird neben der Schwelle am Haus Nr. 16 ein rotweißer Poller eingebaut. Der wiederum ist Radfahrern ein Dorn im Auge, wird er doch als schlecht erkennbares Hindernis wahrgenommen. Folge: Im Februar dieses Jahres diskutiert der Verkehrsausschuss erneut über das Thema und beschließt, die hohen gegen niedrige Schwellen auszutauschen, die Schwelle am Haus Nr. 16 zu entfernen und eine neue zwischen den Pflanzbeeten unmittelbar am Kreisverkehr einzubauen.

4. Akt Ein Trupp des ASG führt im Auftrag der Verwaltung die Umbauarbeiten durch. Bei der Planung wird streng darauf geachtet, dass zwischen den Beeten noch genügend Platz für Radler bleibt. Denn: "Wir sind als Straßenbaulastträger gehalten, keine Gefahrenpunkte zu setzen. Und ein Huckel kann für Radler eine Verkehrsbehinderung darstellen", erklärt Fachmann Gerd Füting aus dem Rathaus. Leider hat niemand darauf geachtet, dass der angemahnte Poller am Haus Nr. 16 verschwindet, an dessen Fuß bereits das Unkraut sprießt. Die frisch eingebaute, 1,10 Meter kurze Schwelle, erklärt Füting, sei mehr als optische Barriere zu begreifen. Ob's hilft, sollen Messungen zeigen. Fortsetzung des Stücks folgt.

(RP/ac)
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