Wesel PPP-Feuerwerk verschreckt Vögel

Wesel · Naturschutzbund will Feuerwerks-Beobachter von der linksrheinischen Brückenruine fernhalten. Dort leben viele Jungvögel. Nabu fordert Landschaftsbehörde und Ordnungsamt auf, Flagge zu zeigen.

 Beim großen PPP-Feuerwerk zieht es viele Zuschauer auf die linke Rheinseite.

Beim großen PPP-Feuerwerk zieht es viele Zuschauer auf die linke Rheinseite.

Foto: archiv

Es klingt nach Spaßbremse und Miesepeterei. Denn die Kreisgruppe des Naturschutzbundes warnt vor den lärmenden Folgen eines Highlights der PPP-Tage, des Großfeuerwerks am Samstagabend. Das bringt jährlich Tausende von Zuschauern auf die Beine — und die tummeln sich auch dort, wo Jungtiere aufwachsen. Seltenen Vögeln - zum Beispiel Rostgans und der streng geschützte Steinkauz — droht neben Lärmstress auch die Rücksichtslosigkeit campender und trinkender Feuerwerks-Besucher mit dem rücksichtslosen Drang, den schönsten Aussichtspunkt zu entern. Der liegt nach Erfahrung der Naturschützer im wenig besiedelten linksrheinischen Deichvorland — insbesondere an der pittoresken Ruine der alten Eisenbahnbrücke.

 Die alte Eisenbahnbrücke dort ist beliebter Beobachtungsposten, doch hier brüten viele Vögel und leben seltene Tiere.

Die alte Eisenbahnbrücke dort ist beliebter Beobachtungsposten, doch hier brüten viele Vögel und leben seltene Tiere.

Foto: Malz, Ekkehart (ema)

"Genau hier brüten Rostgänse und zwei Paare der Steinkäuze. Tauchen jetzt Menschen auf, während das Feuerwerk knallt, dann geraten die Tiere in Panik", warnt Nabu-Kreisvorsitzender Peter Malzbender. Und deshalb sehe man sich keineswegs als "Spaßbremse", sondern wolle Distanz des Publikums zu den Vögeln. Die ist nicht mit Appellen zu erreichen. Deshalb verlangt der gerne energische, durchaus auch streitbare Naturschützer — bekannt etwa vom Büdericher Krähen-Problem — Einsatz von den Behörden. Die Polizei könne einen Wagen auf dem Deich vor dem alten Fort (Pattay) parken und so Präsenz zeigen. Auch das Weseler Ordnungsamt müsse sich des Themas annehmen. "Dazu muss die Untere Landschaftsbehörde kontrollieren", verlangt Malzbender. Sie habe Möglichkeiten einzugreifen.

Unter Beobachtern gilt die Landschaftsbehörde aber nicht als Ausbund dynamischen Einsatzes; bei etlichen Themen in der Vergangenheit zeichnete sich die im Kreishaus angesiedelte Verwaltungseinheit als abwartend aus. Dabei ist die Vorstellung des Nabu über die Zuschauerlenkung maßvoll. "Wer das Feuerwerk linksrheinisch beobachten will, soll einfach auf dem Deich bleiben. Nur wildes Campen und Herumlaufen im Brückenbereich ist schädlich", sagt Malzbender. Der Naturschutzbund hatte sich vor einiger Zeit schon wegen organisierter Kletterer an der attraktiv besteigbaren Brückenruine geärgert. Die sind durch sanften Druck verschwunden. So ähnlich könnte es jetzt auch in Sachen PPP-Feuerwerk geschehen.

Fachlich ist Malzbender angetreten, Ruhezonen für Tiere zu bewahren. Die, so sagt er, würden durch wachsenden Flächenverbrauch und ökologiefeindliche, flächenfressende Biomassenproduktion (Mais u.a.) immer weniger. Die Bestände von Feldlerche, vor fünf Jahren noch ein Allerweltsvogel, und Kiebitzen sind deshalb im Sinkflug.

Deshalb ist der Druck des Menschen auf Ruhezonen wie an der Brücke ein Thema, dass im Gesamtzusammenhang mehr Bedeutung gewinnt. Naturschutzbund und Bio-Station verlangen deshalb wie in anderen Bundesländern hauptamtliche Ranger statt nur ehrenamtliche Landschaftswächter. Die hätten amtliche Macht und könnten auch Verwarnungen aussprechen bei Eingriffen in die Natur.

(RP)
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