Wesel So feiert Wesel die Integration

Wesel · Interkulturelle Tage: Feierliche Vergabe des Integrationspreises, weibliches türkisches Kabarett und der bunte Markt der Möglichkeiten. Die Veranstaltung wächst – bei Vielseitigkeit und Stimmung.

 Senay Duzcu ist die erste weibliche Stand-Up-Comedian türkischer Herkunft und kommt aus der viertgrößten "türkischen" Stadt: Duisburg. Sie bekannte sich im Bühnenhaus freimütig zu ihrem "Migränehintergrund".

Senay Duzcu ist die erste weibliche Stand-Up-Comedian türkischer Herkunft und kommt aus der viertgrößten "türkischen" Stadt: Duisburg. Sie bekannte sich im Bühnenhaus freimütig zu ihrem "Migränehintergrund".

Foto: ekkehart malz

Interkulturelle Tage: Feierliche Vergabe des Integrationspreises, weibliches türkisches Kabarett und der bunte Markt der Möglichkeiten. Die Veranstaltung wächst — bei Vielseitigkeit und Stimmung.

Der Weseler Integrationspreis für Boxtrainer Horst Höpken, weibliches Multikulti-Kabarett im Bühnenhaus für die Aufgeklärten und der bunte Markt der Möglichkeiten für alle: Die interkulturellen Tage 2013 hatten am Wochenende ebenso ihre feierlichen wie ihre losgelösten Seiten.

Wie sähe es wohl aus, wenn Angela Merkel ein Kopftuch im Bundestag tragen würde? Senay Duzcu vermittelte einen Eindruck davon bei ihrem Kabarett-Auftritt. Die erste weibliche türkische Stand-Up-Comedian nahm in ihrem Programm "Ich bleib dann mal hier" kulturelle Unterschiede mit viel Witz und Humor unter die Lupe und sparte dabei nicht mit Selbstironie. "Ich komme aus der Türkei, genauer gesagt aus der viertgrößten Stadt: Duisburg", erklärte Duzcu und bekannte sich freimütig zu ihrem "Migränehintergrund". Um beim türkischen Gemüsehändler günstig wegzukommen, genüge es, das Zauberwort zu sagen: "Merhaba" bedeutet "Herzlich Willkommen" und funktioniert im zwischenmenschlichen Bereich als Türöffner. Voraussetzung ist, es wird ausreichend Gefühl in die Worte gelegt. Duzcu führte spontan einen kleinen Sprachkurs mit dem Publikum durch.

Nebenbei plauderte sie über ihr Hin- und Hergerissensein zwischen deutscher und türkischer Identität: "Ich habe die Türkin und die Deutsche in mir. Manchmal auch gleichzeitig. Die Türkin in mir kommt immer zu spät zur Arbeit und die Deutsche in mir macht pünktlich Feierabend." Als die Kabarettistin als Kanzlerin "verkleidet" einen schrägen "Bauchtanz" hinlegte, blieb im Publikum kein Auge mehr trocken.

Der Vorsitzende des Integrationsrates war glücklich über die tolle Resonanz beim "Markt der Möglichkeiten" im Rahmen der Interkulturellen Tage. "Unser Wunsch war, die einheimischen Verbände hierher zu kriegen, um gemeinsam mit uns zu feiern. Das wir das geschafft haben, finde ich super", sagte Cihan Sarica. Im Rathausinnenhof herrschte eine bunte Volksfeststimmung. Verschiedene Gruppen und Einzelkünstler unterhielten mit Gesang und Tanzeinlagen. Jüngster Sänger war der achtjährige Tabris Ahmadi aus Afghanistan. Mutig stellte er sich vor das Mikrofon und sang mit klarer Stimme ein Lied. Die "Dreamdancers" zeigten einen Showtanz mit viel Rhythmus.

An Informations- und Aktionsständen präsentierten sich Vereine und Verbände. "Die Stimmung ist optimal. Alle Bevölkerungsgruppen sind heute vertreten. Das freut mich sehr", sagte Marlies Hillefeld von der Flüchtlingshilfe Wesel. Der ehrenamtlich tätige Verein setzt sich für Flüchtlinge ein, die aus den Krisenregionen der Welt nach Wesel kommen, und bietet Unterstützung bei der Bewältigung ihrer Nöte. "Viele Vorurteile lassen sich durch ein persönliches Gespräch beseitigen", sagt Hillefeld. Das Marienhospital Wesel präsentierte sich mit seinem multinationalen Hebammen- und Ärzteteam. "In der Frauenklinik sprechen wir elf Sprachen", erzählte Rovena Qerozi. Der Islamische Kultur- und Bildungsverein servierte Köstlichkeiten aus der orientalischen Küche. Die Bahá'i-Gemeinde sammelte Spenden für die Opfer des Bürgerkriegs in Syrien.

(RP)
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