Wesel Störche überwintern am Rhein

Wesel · Phänomen: Immer mehr Störche bleiben im Winter hier. In Bislich und Büderich sorgen sie für Aufsehen. Die Großvögel sind gar nicht erst Richtung Afrika geflogen. Denn Frost macht ihnen nichts aus. Und Futter gibt's genug.

 Lieblinge der Spaziergänger in Bislich ist dieses gefiederte Paar.

Lieblinge der Spaziergänger in Bislich ist dieses gefiederte Paar.

Foto: Latzel

Spaziergänger auf dem Bislicher Deich können es kaum glauben: Ein Storchenpaar stakst auf seinen dünnen Beinen entlang des Ufers, stets auf der Suche nach einem krabbelnden, kriechenden oder flitzenden Leckerbissen — und das mitten im Winter.

 Diese beiden Störche finden in Ufernäher genügend Nahrung.

Diese beiden Störche finden in Ufernäher genügend Nahrung.

Foto: glader

Ganz ähnlich die Reaktion der Büdericher, die ihre Fotoapparate zücken, um einen Schnappschuss von einem Klapperstorch zu machen, der in diesen Tagen immer wieder im Polderdorf auftaucht und sich dabei auf einer Straßenlaterne gemütlich niedergelassen hat. Ja sind die Störche denn schon so früh aus Afrika zurück? "Aber nein", sagt Hans Glader von der Weseler Bio-Station, der mit den Gepflogenheiten von Meister Adebar bestens vertraut ist.

 Der Winterstorch auf der Straßenlampe der Straße Winkeling sorgt in Büderich für Gesprächsstoff und große Freude. Zahlreiche

Der Winterstorch auf der Straßenlampe der Straße Winkeling sorgt in Büderich für Gesprächsstoff und große Freude. Zahlreiche

Foto: ABram

Das Paar trägt keine Ringe

"Die Störche waren überhaupt nicht weg." Warum das so ist, kann er nicht sagen. "Das weiß niemand so genau. Fest steht nur, dass sie hier auch in den Wintermonaten genügend Futter finden." Auch Frost wie in den letzten Tagen kann ihnen nichts anhaben. Denn Nahrung — Mäuse, Maulwürfe, Regenwürmer, Insekten und Aas — findet sich in Ufernähe eigentlich immer.

Für Laien mögen Störche im Januar eine Sensation sein. Für die Experten von der Bio-Station gehören sie fast schon zum Alltag. Denn überall im Lande gibt es die so genannten Winterstörche. Um herauszufinden, wie viele es von ihnen gibt und wo sie sich aufhalten, bittet die Vogelwarte NRW in Recklinghausen um Meldungen. "Wenn wir Infos von Bürgern bekommen, die Störche gesehen haben, geben wir das sofort an die Vogelwarte weiter", sagt Glader.

Ob es sich bei den Bislicher Störchen um das Paar handelt, das im letzten Jahr erfolgreich linksrheinisch auf der Bislicher Insel seine Jungen aufgezogen hat, kann niemand genau sagen. Schließlich tragen beide keine Ringe. "Aber ich denke, das sind die Altvögel", sagt Glader. Der beringte Nachwuchs ist übrigens im August Richtung Südeuropa beziehungsweise Nordafrika aufgebrochen und wird im März zurückerwartet.

Dass die Winterstörche ihren "genetischen Code" verloren haben könnten, der sie normalerweise Anfang September zum Flug Richtung Süden treibt, hält Hans Glader für unwahrscheinlich. "Es ist einfach so, dass sie hier offensichtlich genug zu beißen haben."

Auch einem anderen Großvogel, dem Silberreiher, scheint es hier gut zu gefallen. Bis vor zehn Jahren auf den Fisch im flachen Neusiedlersee (Österreich) spezialisiert, hat er die Genussregion Niederrhein mit ihrer vielen wohlschmeckenden Mäusen für sich entdeckt.

(RP/rl)
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