Wesel Tempo 30 im inneren Ring kann Radlern helfen

Wesel · Fiets-Beauftragter Michael Blaess fordert Umdenken für besseren Radverkehr. Denn die radelnde Gesellschaft mit Pedelecs und E-Bikes hat sich gewandelt – und die Anforderungen an Wesel. Radschnellweg nach Bocholt gescheitert.

 Wesel ist radfreundlich – aber nicht überall wie hier an der Grünstraße.

Wesel ist radfreundlich – aber nicht überall wie hier an der Grünstraße.

Foto: Bosmann, Jürgen (bosm)

Fiets-Beauftragter Michael Blaess fordert Umdenken für besseren Radverkehr. Denn die radelnde Gesellschaft mit Pedelecs und E-Bikes hat sich gewandelt — und die Anforderungen an Wesel. Radschnellweg nach Bocholt gescheitert.

Michael Blaess, Wesels Fahrradbeauftragter und als solcher ambitionierter Einzelkämpfer im Rathaus, kann's vergleichen. Wesel sei fahrradfreundlich und auf dem Weg der sanften Art der Mobilität weiter voran gekommen als andere Kommunen. Schließlich ist er Pressesprecher der AGFS (Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Städte) in NRW, zu der 68 Kommunen zählen. Doch ob das Glas in Sachen Fahrradstadt Wesel halb voll oder halb leer ist, war nach seinem Vortrag zur "Nahmobilitätsförderung" vor der SPD Mitte kaum auszumachen.

Denn Blaess rühmte zwar seine Chefin, die Bürgermeisterin Ulrike Westkamp, für ihre große Unterstützung. Doch die Investitionen Wesels in Radwege sind gering, die Manpower im Rathaus für mehr ist nicht vorhanden und die verkehrspolitische Öffnung für die neue Ausrichtung der Nahmobilität verhalten. Deshalb will Blaess jetzt mit seinem "Impulsreferat" auch durch die anderen Weseler Parteien touren.

Ansprechpartner ist ebenfalls der ADFC, der zuletzt verärgert seinen Rückzug aus dem Verkehrsausschuss verkündete und aktuell politisch nicht im Spiel ist. Bei der SPD forderte die Radler-Lobby, den inneren Ring in der City flächendeckend mit Tempo 30 zu versehen. Das würde bedeuten, dass Radler Vorrang haben, denn damit ginge die gesetzlich vorgesehene Aufhebung der Benutzungspflicht für Radwege einher. In diesem Punkt wirft der ADFC der Stadt Versäumnisse vor. Fraktionschef Ludger Hovest will ebenso wie sein Vize Norbert Meesters das Thema Tempo 30 forcieren, sprach von "ideologischer Verhinderung" von anderer Seite. Doch aus der SPD kam auch Widerspruch dazu an diesem Abend.

Blaess sagte, dass in der City 30 Prozent der Wege mit der Fiets zurückgelegt (stadtweit sind es nach Zahlen von 2008 22 Prozent) werden. Er lobte die NRW-Verkehrspolitik, die Radverkehr besser fördere als andere Bundesländer. Doch nicht alles geht. Wie erstmals bekannt wurde, hat die Stadt — angespornt von der hundertprozentigen Förderung von Radschnellstraßen — das Projekt aufgelegt, Wesel mit einem Tempo-Radweg über Hamminkeln mit Bocholt zu verbinden. Doch die Nachbarstadt winkte am Ende ab.

Blaess bezeichnete Radschnellwege als "das Thema von morgen", ebenso sei "neues Denken bei der Aufteilung des Straßenraums" nötig. Heißt: weniger Blech, mehr Raum für Radler und Fußgänger. Der Fachmann glaubt, dass sich das Angebot an Radwegen stärker auf die Welle der Pedelecs (bis 25 km/h) und E-Bikes (bis 45 km/h) einrichten muss. "Die eine Art des Radfahrens gibt es nicht mehr, unterschiedliche Geschwindigkeiten und Nutzungen machen neue Antworten nötig."

Zudem gebe es bei jungen Leuten einen Wandel, weil bei ihnen die Besitzerquote für Autos prozentual stark sinkt. Dabei gibt es Unwägbarkeiten, denn in der ländlichen Region sieht das anders aus als im Ballungsgebiet. Auch Kampagnen wie "Lust am Radfahren!" seien wichtig wie auch die gerade eben veranstalteten Fahrradtage in der Innenstadt.

(RP/rl/sgo)
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