Wesel Weselerin hilft Sturmopfern

Wesel · Nach Taifun "Washi" ruft die Weselerin Samantha Neu zu Spenden für philippinische Straßenkinder auf. Die Studentin kennt die betroffene Küstenstadt und das Heim genau. Zahlreiche Jugendliche werden vermisst.

"In den Straßen, über die ich gelaufen bin, wo die Familien in Hütten hausen und das Center für Straßenkinder ist, steht meterhoch das Wasser", erzählt Samantha Neu mit gedrückter Stimme. Seit Samstag sitzt die 21 Jahre alte Weselerin vor ihrem Laptop, versucht, per Internetplattform Facebook und E-Mail Kontakt zu ihren Freunden auf den Philippinen aufzubauen. Am Wochenende hat der Tropensturm "Washi" auf der Insel Mindanao ein Bild des Grauens hinterlassen. Soldaten und Freiwillige durchkämmen die zerstörten Straßen auf der Suche nach Vermissten. Die Zahl der Todesopfer steigt stetig.

Kein Wasser, Reis und Strom

"Es ist schlimmer, als wir anfänglich vermutet haben", sagt die Studentin. Von August 2009 bis April 2010 half die Tochter des Weseler Theologen Dr. Rainer Neu in der Küstenstadt Cagayan de Oro beim Straßenkinderprojekt "Gugma sa Kabataan", was übersetzt Liebe für Kinder bedeutet. Zudem hat sie ihre Kindheit auf den Philippinen verlebt, denn ihre Eltern arbeiteten dort von 1988 bis 1996 als Dozenten und Entwicklungshelfer. "Der Taifun hat das Center für Straßenkinder stark getroffen. Im Erdgeschoss steht kniehoch Schlamm. Koch- und Essgeschirr, Bücher und Computer sind zerstört", weiß Samantha Neu inzwischen.

Nur 15 von den insgesamt 40 Kindern, die dort "Halt und Zuflucht finden, ein Mittagessen und Schulsachen erhalten, Liebe und Zuneigung erfahren" seien bislang aufgetaucht. "Ich mache mir große Sorgen um die Kinder, wenn ich die zerstörten Bambushütten der Familien auf Fotos sehe. Die Behausungen liegen am Fluss, wurden direkt von der zwei Meter hohen Flutwelle erfasst", sagt die Studentin.

Das Projekt hole die Neun- bis 18-Jährigen von der Straße, wo sie bettelten oder Müll sammelten. "Doch mit der Hilfe von ,Gugma' können sie in die Schule gehen", sagt Samantha Neu. Jetzt — nach "Washi" — versorgt die Leiterin des Zentrums die 15 Kinder im Obergeschoss gerade einmal mit dem Nötigsten. "Es gibt kein Trinkwasser und Reis. Und auch der Strom ist ausgefallen."

Ein befreundeter Künstler hat der Weselerin per Facebook berichtet, dass er sich nur auf dem Dach seines Hauses vor den Wassermassen retten konnte. "Wenn es ginge, würde ich sofort hinfliegen und helfen", erzählt Neu. Doch eine Spende (siehe Info) sei besser, als das Geld für ein Flugticket auszugeben. Nun geht die 21-Jährige beispielhaft voran, motiviert Freunde und Bekannte, sich finanziell an der Nothilfe zu beteiligen.

(RP/rl)
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