Budberg 60 Jahre Mühlen-Kirche

Budberg · Die Budberger St.-Marien-Gemeinde feiert am Sonntag den Geburtstag ihrer Kirche, bei deren Bau aus der Not eine Tugend gemacht wurde. Franz Wollmann war von Anfang dabei und kennt das Gebäude in- und auswendig.

Es ist vielleicht der einzige Kirchbau in Deutschland, dessen Herzstück ein alter Mühlenturm ist: die St.-Marien-Kirche in Budberg, deren 60. Geburtstag die Gemeinde am Sonntag mit einem Fest feiert.

Dabei ist dieser Bau nicht das umjubelte Ergebnis eines Architektenwettbewerbs. Vielmehr haben Budberger hier nach dem Zweiten Weltkrieg aus der Not eine Tugend gemacht und mit christlichem Ungehorsam den Bau einer eigenen Kirche "erzwungen". "Während des Krieges hatte Baronin von Loe die Hauskapelle in Wolfskuhlen für Gottesdienste geöffnet", erzählt Heinrich Coopmann, der sich intensiv mit der Geschichte von St. Marien beschäftigt hat. Doch damit war nach Kriegsende Schluss. Eine Tatsache, mit der sich Budberger und Vierbaumer nicht zufrieden geben wollten. Also suchte man eine Möglichkeit, eine Kirche am Ort zu errichten.

Kapellenbauverein grgründet

Im April 1947 wurde zu diesem Zweck der Kapellenbauverein gegründet, eine Sammelaktion für den Kirchbau gestartet. Im Spätsommer hatte man ein sattes Startkapital von 25 000 Reichsmark. Doch wo sollte das neue Gotteshaus stehen? "Jede Kirche braucht einen Kirchturm, Budberg hatte einen Mühlenturm", so Coopmann. Damit war das Standortproblem gelöst. Architekt Schepers wurde beauftragt, die Kirche unter Einbeziehung der Mühle zu errichten.

Einer, der sich noch gut an die Bauphase erinnert, ist Franz Wollmann. Niemand sonst kennt die St.-Marien-Kirche so gut wie der 75-Jährige. Kein Wunder. Schon als Achtklässler hat der gebürtige Ostpreuße auf der Baustelle mitgeholfen, hat die Steine sorgsam gestapelt, die aus dem Mühlenturm gestemmt und von den Frauen sauber geklopft worden waren.

Der erste Tag als Lehrling

Und auch seinen ersten Tag als Maurerlehrling wird er nicht vergessen. "Den habe ich auf der Kirchen-Baustelle verbracht", so Wollmann nicht ohne Stolz. Auf dieser Baustelle habe er das Rüstzeug für sein gesamtes Berufsleben erhalten. Und so wundert es wohl niemanden, dass Wollmann mit ganzem Herzen an der Marien-Kirche hängt. Reparaturen, bauliche Änderungen – Franz Wollmann hat gerne in der Kirche geholfen. Ehrenamtlich. Auch nach Feierabend. Einbau des Geläuts 1978, Kirchenbrand 1979, Bergschäden 1985 – Franz Wollmann war stets zur Stelle. "Ich bin in Budberg und der St.-Marien-Gemeinde – wie viele Vertriebene – mit offenen Armen aufgenommen worden, habe eine neue Heimat gefunden. Da gibt man gerne", so Wollmann bescheiden.

(RP)
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