Xanten Ehepaar buchte Kreuzfahrt mit der "Concordia"

Xanten · Das Kreuzfahrt-Drama in Italien führt bei Reisebüros zwar zu Anfragen, Stornierungen gibt es aber nicht. Wer wie Familie Zurek allerdings im Februar mit der "Concordia" fahren wollte, kommt nun in Schwierigkeiten.

Müssen nach dem Unglück auf ihre Schiffsreise verzichten: Monika und Walter Zurek.

Müssen nach dem Unglück auf ihre Schiffsreise verzichten: Monika und Walter Zurek.

Foto: Armin Fischer

Bei Monika und Walter Zurek bleibt das Fernsehgerät eingeschaltet. "Was die da in Italien erzählen, das ist einfach unglaublich", sagt der 61-Jährige. Zehn Kreuzfahrten haben er und seine Frau bereits hinter sich, sieben davon mit dem italienischen Unternehmen Costa.

 Monika und Walter Zurek hatten im Sonsbecker Reisebüro bei Bernadette Kösters eine Kreuzfahrt mit der vor Italien gekenterten "Costa Concordia" gebucht.

Monika und Walter Zurek hatten im Sonsbecker Reisebüro bei Bernadette Kösters eine Kreuzfahrt mit der vor Italien gekenterten "Costa Concordia" gebucht.

Foto: Armin Fischer

Und es seien immer Fahrten gewesen, bei denen wir uns sicher gefühlt haben", sagt Walter Zurek, der die Pressekonferenz der Italiener am Montag mit einem Kopfschütteln verfolgte. Da komme ein Kapitän daher und nehme eine Route, die überhaupt nicht vorgesehen war. "Unfassbar". Und mit Folgen. Über Karneval wollten Zureks mit weiteren vier Familienmitgliedern wieder einmal übers Mittelmeer schippern. Erstmals mit der "Concordia". "Daraus wird jetzt wohl nichts", sagen die Menzelener. Verschieben lasse sich die längst gebuchte Reise auch nicht, das tue schon weh.

Den Anruf der Familie aus Menzelen hatte Bernadette Kösters vom Sonsbecker Reisebüro schon erwartet. Gingen doch am Samstag und auch am Montag wieder eine ganze Reihe von Anrufen im Geschäft an der Hochstraße ein. Richtig besorgt habe sich zwar niemand gezeigt, sagt Bernadette Kösters, "aber die Leute wollen schon wissen, was zum Beispiel wäre, wenn solch eine von ihnen gebuchte Reise storniert würde".

Die Reiseverkehrsfachleute kennen sich natürlich im Recht aus, wissen deshalb aber auch, dass es je nach Geschehen durchaus Unterschiede geben kann. Und eine Havarie dieser Größenordnung ist eben noch nicht passiert, seit Aida, TUI Mein Schiff, Costa und Co. Schiffsurlaube ermöglichen, deren Preise längst familientauglich sind. Eine Woche Vollpension für 400 bis 500 Euro pro Person sei durchaus machbar, sagt Tina Hoesemans vom Xantener Reisebüro.

Allein das Rostocker Unternehmen Aida, das 1996 sein erstes Schiff (heute Aidacara) auf die Reise geschickt hatte, transportiert seit Anfang des vergangenen Jahres seine Kunden mit acht Schiffen über die Weltmeere. Und der Konkurrenzkampf habe dafür gesorgt, dass eine Karibik-Kreuzfahrt nur noch 1000 bis 1500 Euro kostet. Natürlich gebe es auch noch die Queen-Mary-Klasse für mindestens das Vier- bis Fünffache, aber da müsse man dann halt sehr auf Etikette achten und nicht nur gepflegt, sondern in Smoking und Abendkleid zum Dinner erscheinen: "Das hat ja auch was."

Die Branche boomt, und die Reisebüros machen längst einen nicht unerheblichen Teil des Geschäfts eben mit Kreuzfahrten, weiß auch Angela Mosni vom Reisebüro Schmitz in Xanten. Zumal die schwimmenden Städte mit oft weit über 3000 Gästen an Bord bislang unfallfrei gefahren seien. Neben möglichen Verfehlungen des Kapitäns habe es auf der "Concordia" aber auch einen Menge Pech gegeben. Nach dem Auslaufen habe es noch keine Zeit für eine Seenotrettungsübung gegeben, und das Schiff habe sich sehr schnell in eine Richtung gesenkt.

Ermäßigung und Gutscheine

Besorgt sei aber kein Anrufer gewesen, bestätigen auch Angela Mosni und Bernadette Kösters, die inzwischen zum Costa-Unternehmen durchringen konnte. "Dort, so Bernadette Kösters, "geht es verständlicherweise drunter und drüber. Kreuzfahrern wie den Zureks biete Costa zu einem etwas späteren Termin eine Reise auf einem anderen Schiff an und mindere den Reisepreis. Wer dann nicht mitfahren könne, erhalte Reisegutscheine.

Monika und Walter Zurek werden auf das letztere Angebot zurückgreifen und den Gutschein selbstverständlich auch einlösen. "Ich glaube nicht, dass so etwas in absehbarer Zeit noch einmal passiert", glaubt Walter Zurek. "Und wir fühlen uns selbst an stürmischen Tagen einfach wohl auf Schiffen, auf denen es einen tollen Service gebe." Für die Fahrt müsse man nur einmal den Koffer packen, man könne sich in verschiedenen Ländern umsehen und sich an Bord bei hervorragendem Essen erholen: "Das lassen wir uns doch nicht nehmen."

(RP/rl/jco/rm)
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