Xanten Dauerleihgabe vom Baron

Xanten · Schneller als niederrheinische Raubgräber: Archäologen sicherten einen weitgehend erhaltenen antiken Armpanzer. Gestern wurde das fragile Stück im LVR-RömerMuseum vorgestellt. Es bleibt dort als Dauerleihgabe.

Raubgräber am Niederrhein sind eine Plage. Dr. Marion Brüggler vom Amt für Bodendenkmalpflege macht aus ihrem Herzen keine Mördergrube. Zwar spricht sie von "illegalen Sondengängern", doch das Ergebnis ist immer gleich: zerstörte Bodenschichten, fehlende Objekte. Sie ist froh, dass die Archäologen hier den Wettlauf mit den Illegalen gewonnen haben.

CT-Untersuchung

Platt wie eine Flunder und von den Restauratoren des Bonner Landesmuseums im Block des umgebenen Erdreichs konserviert fordert das Fundstück die konzentrierte Aufmerksamkeit des Betrachters heraus: Teilweise mit Grünspan überzogene Schienen aus einer Messinglegierung, die lediglich 0,5 Millimeter dick sind, haben ihr Geheimnis erst unter Röntgenstrahlen und bei einer CT-Untersuchung im Landesamt für Denkmalpflege in Stuttgart preisgegeben. Es ist ein Römischer Schienenarmschutz (Manica) aus dem letzten Drittel des ersten oder dem ersten Drittel des zweiten Jahrhunderts nach Christus.

Der Fund ist aus mehrfacher Hinsicht herausragend, wie Dr. Marion Brüggler, LVR-Amt für Bodendenkmalpflege Xanten, gestern bei der Vorstellung erläuterte. "Es gibt nur sehr wenige archäologische Vergleichsstücke."

Und das jetzt in Xanten zu sehende Stück stammt vom Niederrhein. Eher zufällig stießen die Archäologen in Till-Moyland auf einem landwirtschaftlichen Anwesen der Familie des Barons von Steengracht auf ein römisches Militärlager. Das Anwesen ist als Trümmerstelle bekannt.

Weshalb Studenten der Uni Köln dort 2009 ihre geophysikalischen Übungen absolvieren durften. Mit ungeahntem Ergebnis, denn die Untersuchungen führten zu einem bis dato unbekannten Lager. Nachgewiesen wurde dabei auch eine Militärbaracke mit mindestens vier Bauphasen. In einer Schicht zwischen der zweiten und dritten Bauphase lag der Armpanzer.

Der Armpanzer schützte die Schwerthand des Legionärs gegen schneidende Hiebe. Xantens Museumsleiter Dr. Marcus Reuter: "Es mussten unbedingt die Sehnen geschützt werden, denn Sehnenverletzungen konnten in der Antike nicht geheilt werden."

Dauerleihgabe

In Xanten kann das seltene Objekt gezeigt werde, weil Nicolas Baron von Steengracht es dem Museum als Dauerleihgabe zur Verfügung stellt. Der Baron war selber überrascht, dass "ein Fundstück solchen Ausmaßes" bei ihm gefunden wurde. Die Weitergabe an das Museum in Xanten ist für ihn eine logische Handlung. "Hier ist ein Haus mit den Profis für den Erhalt und die Ausstellung eines solchen Stücks." Bereits in der kommenden Woche wird er mit seiner Familie nach Xanten kommen und sich die neue Umgebung der Manica anschauen.

Die hat Museumsdirektor Marcus Reuter passend vorbereiten lassen. Der Armschutz befindet sich in der Umgebung von Helmen, der restaurierten Armbrust und verschiedenen anderen Teilen antiker Rüstungen. Mittelfristig, so Marcus Reuter, sei daran gedacht, die Manica im Modell so zu rekonstruieren, wie es mit der Armbrust erfolgreich gelungen ist.

(RP/rl)
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