Xanten Die Standortbestimmung

Xanten · Wiedereinführung der Schulbezirke, Schulversuch "Abitur nach 12 oder 13 Jahren", Schulversuch "Gemeinschaftsschule": Die Veränderungsdiskussion zur Schullandschaft hat Xanten erreicht.

Das Thema bestimmt die Tagesordnung des Xantener Fachausschusses in der nächsten Woche. Obwohl sich die Ratsfraktionen noch keine abschließende Meinung gebildet haben, sind Tendenzen erkennbar.

Wiedereinführung der Grundschulbezirke: Für den SPD-Fraktionsvorsitzenden Jürgen Kappel ist die Umkehr zum Status von vor 2008 eine Option, "obwohl ich der Meinungsbildung in der Fraktion nicht vorgreifen möchte". Grundschulbezirke sind aus seiner Sicht "Instrument für die schulpolitische Planung und die Klarheit in der schulpolitischen Diskussion". Kappel: "Das möge manche anders sehen, aber wir waren immer ein Freund von Schuleinzugsbereichen."

Die CDU-Fraktion wird das Thema in der nächsten Woche beraten. Ihr Fraktionsvorsitzender Pankraz Gasseling geht nicht davon aus, dass am gesamtstädtischen Schuleinzugsbereich gerüttelt wird. Gasseling: "Wir sehen keinen Handlungsbedarf." Auch der turnusgemäß amtierende Vorsitzende der BBX-Fraktion Werner Paessens sieht keinen Handlungsdruck, zumal nach seiner Einschätzung nach der Auflösung der eigenständigen Grundschule in Vynen die alten Schulbezirke nicht mehr festgesetzt werden können.

Paessens bezieht sich auf die Stellungnahme der Xantener Schulverwaltung. Danach hat sich das Wahlverhalten der Eltern mit der Aufhebung der Schulbezirke nicht verändert; Eltern bevorzugten eine ortsnahe Schule. Die Wahlfreiheit zwischen einer konfessionellen Grundschule und einer Gemeinschaftsschule ist in Xanten garantiert.

Schulversuch Abi nach 12 (G8) oder 13 Jahren (G9): Bis Mitte Dezember muss die Stadt als Schulträger ihre Teilnahme an dem Schulversuch des Landes beantragen. Für Jürgen Kappel ist der Schulversuch eine Option, gymnasiale Bildung wieder intensiver betreiben zu können. Kappel: "Der Kardinalfehler bei der Einführung des Turboabiturs war, dass der Lehrplan nicht entschlackt wurde. Wir sollten zumindest darüber diskutieren." Für Pankraz Gasseling stellt sich die Frage nicht so sehr für den Schulträger, sondern für die Schule. "Wenn Schulleitung und Eltern nicht mitmachen wollen, dann hat sich die Diskussion erledigt."

Die Verwaltung verheimlicht nicht, dass sie die Teilnahme an diesem Schulversuch begrüßt, weil beide Angebote an einer Schule auch zu deren Attraktivität beitrügen. Allerdings hat sich die Schulleitung des Stiftsgymnasiums bereits zurückhaltend geäußert. Grund: Die Umstellung auf den G-8-Bildungsgang wurde gerade erst abgeschlossen. Ein paralleles Angebot beider Bildungsgänge sei organisatorisch nicht zu stemmen.

Schulversuch Gemeinschaftsschule: Die Zusammenlegung von Haupt- und Realschule zu einer weiterführenden Schule der Sekundarstufe I müsse — so Kappel — vor dem Hintergrund des Schicksals der Hauptschule betrachtet werden. Die SPD werde sich im Dezember mit dem Thema auseinandersetzen, dann habe sie den schulpolitischen Sprecher der SPD-Landtagsfraktion zu Gast.

Kappel lobt Schulministerin Löhrmann (Grüne): "Die macht's klug, weil sie auf Konsens setzt." Pankraz Gasseling teilt die Einschätzung der Verwaltung. Danach sind derzeit sowohl die Realschule als auch die Hauptschule "gut aufgestellt", Handlungsdruck bestehe nicht. Gleichwohl müsse die Schulentwicklung aufmerksam verfolgt und Entscheidungen bei Bedarf eingeleitet werden. Richard Lipp und Steffen Roski (beide Flux) haben für den Ausschuss bereits eine große Lösung beantragt: Zusammenschluss der weiterführenden Schulen mit dem Gymnasium zu einer neuen Gesamtschule. Ihre Leitvorstellung: "Eine Schule für alle."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort