Xanten Eine wahrhaft große Tat

Xanten · Der Heimat- und Bürgerverein Lüttingen hat eine Gedenktafel enthüllt, die an den Absturz einer Militärmaschine vor 40 Jahren erinnert. Damals waren zwei Soldaten durch einen selbstlosen Einsatz ums Leben gekommen.

 "Sie flogen in den sicheren Tod, um das Leben vieler anderer Menschen zu retten." Mit diesen Worten leitete der HBV-Vorsitzende Klaus Kaja (am Rednerpult) die festliche Übergabe der Gedenktafel ein.

"Sie flogen in den sicheren Tod, um das Leben vieler anderer Menschen zu retten." Mit diesen Worten leitete der HBV-Vorsitzende Klaus Kaja (am Rednerpult) die festliche Übergabe der Gedenktafel ein.

Foto: Armin Fischer

Lüttingen Der Absturz einer britischen Militärmaschine vor 40 Jahren hat Theo Rodermond vom Heimat- und Bürgerverein (HBV) und seine Freunde nicht ruhen lassen. Nach langer Vorbereitung und intensiven Recherchen hat der HBV jetzt eine Gedenktafel enthüllt.

Rund 80 Gäste, darunter auch eine Abordnung der Royal Air Force, gedachten am Seerundweg am Ende der Fischerstraße der beiden Soldaten, die durch ihr selbstloses Handeln das Leben vieler Dorfbewohner retteten, dabei aber selbst den Tod fanden. Das Tambourcorps Wardt und Piper Johannes Haase gestalteten den getragenen musikalischen Teil.

Dienstag, 5. Oktober 1971: Gegen elf Uhr näherte sich eine britische Canberra-Maschine von Xanten her im Tiefflug dem Rhein, als das Flugzeug mit Pilot Keith Roland Holmes und Navigator Christopher William King plötzlich einen Strömungsabriss hatte.

In Bruchteilen einer Sekunde entschied sich Holmes, die Maschine hochzuziehen, statt sich mit seinem Kameraden über Schleudersitz zu retten und die Canberra und damit das unter ihm liegende Lüttingen ihrem eigenen Schicksal zu überlassen. So donnerte das Flugzeug über das Dorf hinweg und grub sich 150 Meter hinter den letzten Häusern in den Acker. Die beiden Soldaten hatten keine Überlebenschance.

Der Absturz hat sich unauslöschlich ins Gedächtnis der Augenzeugen gegraben. Einer von ihnen ist Josef Marten. An jenem Dienstag hörte er gegen elf Uhr einen lauten Knall. Zuerst dachte er daran, dass mal wieder, wie damals in Zeiten des Kalten Krieges üblich, ein Jet die Schallmauer durchbrochen hatte. Doch dann "rannte das ganze Dorf zur Unglücksstelle".

Marten wie auch den anderen bot sich ein Bild der Verwüstung mit Bränden, einem zerstörten Flugzeug und tief aufgewühlter Erde. "Wir dachten sofort, was beim Absturz des Flugzeugs aufs Dorf passiert wäre. Dieses Schreckgespenst hatten alle im Kopf", sagt er heute.

Major Steven J. Foote war tief beeindruckt von dem, was der Heimat- und Bürgerverein an diesem Samstagvormittag organisiert hatte. "Ich freue mich, hier bei Ihnen zu sein und zu erleben, dass sich die Menschen an die beiden Offiziere erinnern und sie ehren", betonte der Leiter der 16. Staffel der britischen Royal Air Force mit Blick auf die unmittelbar zuvor enthüllte Gedenktafel.

Durch ihr Flugmanöver haben die Briten eine größere Katastrophe vermieden, "wohl wissend, dass sie selbst dabei sterben werden", erinnerte Klaus Kaja, der Vorsitzende des Heimat- und Bürgervereins. "Sie flogen in den sicheren Tod, um das Leben vieler anderer Menschen zu retten. Andernfalls würden sicherlich einige von uns und unseren Kindern, die wir hier zur Enthüllung der Gedenktafel gekommen sind, nicht dabei sein können."

Allerhöchster Respekt

Auch Bürgermeister Christian Strunk ehrte die britischen Offiziere. Sie hätten ihr eigenes Leben hintangestellt und im tiefsten Verantwortungsbewusstsein gehandelt.

"Niemand hat größere Liebe denn die, dass er sein Leben lässt für seine Freunde", zitierte Superintendent Joachim Wefers aus der Bibel (Joh. 15). Die britischen Offiziere hätten diesen Worten eine einzigartige und ganz individuelle Auslegung gegeben. Ihre Entscheidung verdiene den allerhöchsten Respekt und Dank. Es sei ein Zeichen der Mahnung nicht zu vergessen, dass es im Alltag Größeres gebe als das eigene Ich, bekräftigte Wefers .

(pek)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort