Xanten Endlich wieder Ruhe

Xanten · Während in der Scharnstraße noch gearbeitet wird, sind die Bauarbeiter aus der Orkstraße abgezogen. Einhelliges Urteil der Anlieger: Die Straße hat deutlich gewonnen. Auch die archäologischen Funde sind bemerkenswert.

Frank Popko hat beileibe keinen ruhigen Arbeitsplatz. Um ihn herum dröhnen Bagger, fahren Lkw Schotter und Sand heran, die für die Verfüllung der Scharnstraße notwendig sind. Doch der Xantener Boden fasziniert den 53-Jährigen. Zumal in den vergangenen Wochen wieder ein paar "tolle Funde" zutage kamen. Popko, der im Auftrag der Duisburger Firma archäologie.de die Bauarbeiten an Scharn- und Orkstraße begleitet, redet am liebsten von seinen Funden erst dann, wenn sie geborgen sind. Alles andere sei zu gefährlich, sagt er. An solchen Dingen haben schließlich auch Nicht-Archäologen Gefallen.

Entdeckt hat Popko an der Scharnstraße vor allem ein Skelett in einem Grab. Der Körper lag auf der Seite, die Beine waren angewinkelt. "Und es gibt die Vermutung, dass es sich dabei sogar um einen vorchristlichen Fund handelt — vielleicht sogar weit davor", sagt der gebürtige Potsdamer, der sich seit den Arbeiten am Haus Thomas "durch die Stadt gräbt. Ob sich dieser Verdacht bewahrheitet, wird jetzt eine C-14-Probe ergeben. Ein Knochen wird auf den Gehalt an Kohlenstoffen untersucht. Grabbeigaben wurden allerdings nicht gefunden.

Dafür kann Popko inzwischen sehr genau den Verlauf des mittelalterlichen Straßenzuges zwischen Markt und Scharntor nachvollziehen. Eine alte Hausmauer, 1,80 Meter tief im Boden, gibt Auskunft. Und gerade erst ist Popko auf eine mittelaltereliche Rinne gestoßen, einen offenen Abflusskanal, 45 Zentimeter breit, bis zu 30 Zentimeter tief und mit größeren Flusskiesln gefüllt. Keramikscherben verweisen auf die Zeit aus dem 13. und 14. Jahrhundert. Auch Reste des mittelalterlichen Scharntors samt eines alten Kieselpflasters hat er entdeckt. Dort, wo jetzt die Baustelle einen ganzen Knotenpunkt stilllegt.

Ein paar Wochen hat Popko sicher noch auf der langen Baustelle zu tun. Wenn die Arbeiten am Scharntor beendet sind, wird der Kreuzungsbereich aufgerissen, der Scharn- und Orkstraße verbindet. Es ist der letzte Ort, in dem noch der Kanal verlegt werden muss. Derweil laufen dann auch die Arbeiten für die Frischwasserzufuhr auf der Scharnstraße. Da wird eine zweite Rinne gezogen, und vielleicht, so hoffen Popko und seine letztlichen Auftraggeber vom Bodendenkmalamt in Bonn, gibt es noch ein paar weitere historische Funde.

Für den Verkehr geöffnet wird die Orkstraße allerdings auch vom Scharntor noch nicht. Erst Ende des Monats Oktober, so weiß Anliegerin Maria Geenen-Groß, sollen die Autos wieder rollen, weil es sonst zu vielen Wendemanövern kommen würde auf einer Straße, die allgemein auf Zustimmung stößt. Hier haben die Pflasterer bereits "in Rekordzeit" (Geenen-Groß) ganze Arbeit geleistet, heben sich Pflanzinseln und die Altstadtleuchten ab von der zunehmenden Zahl wunderschön farbiger Häuser. "Zwei weitere Anlieger", so weiß Maria Geenen-Groß, wollen sich nun auch noch an der Fassadenverschönerung beteiligen.

Die Laufkundschaft

Maria Geenen-Groß weiß das von den Treffen mit der Nachbarschaft, die das Ende der Arbeiten am 16. Oktober groß feiern will. Die Einzelhändlerin zeigt sich denn auch ganz froh, dass die laute Zeit bald vorbei ist. Die Laufkundschaft fehlte doch vorübergehend. Eine Erfahrung, die auch Corinna Drews (Hotel Neumaier) gemacht hat. Weniger im Hotel selbst, eher in der Metzgerei, die vom hinter den Häusern liegenden Parkplatz angefahren werden musste. Das habe halt nicht jeder gemacht. Sie, Klaus-Peter Neske ("Der Friseurladen lief wegen der Terminvergaben wie gewohnt weiter.") sind wie Maria Geenen-Groß allerdings des Lobes voll über die neue Straße. Die habe sich sehr zum Vorteil geändert.

(RP)
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