Xanten Gesamtschule wirft Fragen auf

Xanten · Die Sitzung des Xantener Fachausschusses hat gezeigt: Während die politischen Entscheidungen bereits fallen, beginnt die öffentliche Diskussion über die Gesamtschule erst.

 Im Schulausschuss kritisierte Klaßen das Konzept des „längeren gemeinsamen Lernens“.

Im Schulausschuss kritisierte Klaßen das Konzept des „längeren gemeinsamen Lernens“.

Foto: ostermann (archiv)

Elternvertreter verschiedener Grundschulen zeigten sich im Xantener Schulausschuss besorgt und verunsichert. Die Entscheidung für die Gesamtschule komme zu überstürzt, meinten sie. Es mangle an Informationen. Die Info-Veranstaltungen für Eltern in Sonsbeck und Xanten im Mai seien auf eine Sekundarschule ausgelegt gewesen.

Wird es ein spezielles sozialpädagogisches Konzept geben? Wie wird der Schülertransport gewährleistet? An welchen Standort werden welche Schüler unterrichtet? Wie soll die Kooperation mit dem Gymnasium aussehen? Solche und ähnliche Fragen wurden gestellt.

Franz-Josef Klaßen, Leiter des Stiftsgymnasiums, kritisierte, "im Dunkel der Sommerferien" sei ein nicht nachvollziehbarer Schwenk zur Gesamtschule erfolgt. Er mahnte, sich ein Jahr Zeit zum Nachdenken zu lassen; es bestehe keine Handlungsnot. "Eröffnen sie den Weg für eine ehrliche Auseinandersetzung mit den Bürgern der Stadt", sagte Klaßen an die Adresse der Ausschussmitglieder. Unmittelbar darauf beschlossen diese einstimmig, den Weg zur Gesamtschule weiter zu beschreiten.

Dass die Gesamtschule "zweite Wahl" ist, weil eine Sekundarschule Xanten-Sonsbeck aufgrund einer Elternbefragung scheiterte, scheint allerdings klar. Eine Sekundarschule in Xanten allein wäre zwar möglich. Aber die Stellungnahmen der Fraktionen zeigten: Es geht ihnen eben auch um den guten Nachbarn Sonsbeck, mit dem unter anderem im Zweckverband Walter-Bader-Realschule seit vielen Jahren erfolgreich zusammengearbeitet wird. "Wir dürfen die Schüler aus Sonsbeck nicht im Regen stehenlassen", sagte Herbert Dissen (FBI). Und der Bürgermeister verdeutlichte, dass auch finanzielle Aspekte wichtig sind: "An einer Sekundarschule Xanten würde sich Sonsbeck nicht beteiligen."

Stellt sich die Frage, wie vielen Schülern aus Sonsbeck denn der "Regen" droht. An die örtliche Hauptschule drängte es zuletzt nur etwas mehr als eine Handvoll Sonsbecker, der große Batzen der Schüler kam von auswärts. Gibt es wirklich die Hoffnung, dass mehr Sonsbecker Kinder im Ort blieben, wenn dort ein Gesamtschul-Teilstandort entsteht? Und wenn ja, zulasten welcher anderer Schulen? "Des Stiftsgymnasiums", drängt sich als Antwort auf.

Ohnehin ist die Sorge groß, dass die Gesamtschule dem Gymnasium Schüler "abzieht", was angesichts allgemein schwindender Schülerzahlen umso schwerer wiegt. Er hoffe, dass die Gesamtschule "nicht zu erfolgreich wird", meinte Bürgermeister Strunk vor diesem Hintergrund. Es klang wie ein Wunschtraum, als er sagte, die Gesamtschule werde "automatisch" zur Sekundarschule, sollten sich nicht genügend Schüler für eine eigene Oberstufe finden. Ob sich diese Hintertür zur Sekundarschule öffnet, wird sich aber leider erst vier Jahre nach der Gründung der Gesamtschule zeigen.

(RP/rl)
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