Xanten Gesprächskreis unterstützt Pflegeeltern

Xanten · Bea Diedrich, diplomierte Sozialpädagogin aus Xanten, hilft den gut 50 Familien, die im Stadtgebiet 130 Pflegekinder betreuen.

 Bea Diedrich leitet den Pflegeelterntreff.

Bea Diedrich leitet den Pflegeelterntreff.

Foto: Armin Fischer

Die meisten haben in ihrem kurzen Leben bereits mehr Leid gesehen als ihre Altersgenossen. Viele sind aufgrund von Drogen- oder Alkoholkonsum der Mutter leicht bis schwerst behindert. Insbesondere Alkohol während der Schwangerschaft kann das Ungeborene schwerstens schädigen. Aufgrund der besonderen Eigenschaften des Alkohols — er ist wasser- und fettlöslich — kann er die mütterlichen Sicherungssysteme umgehen und wirkt eins zu eins auf das Kind. Es hat den gleichen Alkoholspiegel wie die Mutter, kann diesen aber aufgrund der unterentwickelten Leber und fehlender Enzyme nur schwer abbauen. Alkohol selbst wirkt sich als Nervengift direkt auf das Gehirn, die Nervenbahnen und die Zellteilung aus. Dabei ist das Fetale Alkoholsyndrom, kurz FAS, gar nicht so selten, wie man denken mag. Bis zu 80 Prozent der Kinder in Pflegefamilien stehen aus diesem Grund unter der Betreuung durch das Jugendamt, weiß Bea Diedrich, diplomierte Sozialpädagogin aus Xanten. Sie betreut neben ihren eigenen Kindern auch zwei Pflegekinder, die ebenfalls am FAS erkrankt sind.

Die engagierte Doktorandin beschäftigt sich intensiv mit dem Thema. Außerdem weiß sie, dass es bei einem so kleinen Feld nicht genügend Betreuung durch fachliche Anlaufstellen bei den Behörden gibt. So hat sie sich selbst daran gemacht, Pflegefamilien zu unterstützen und einen Pflegeelternkreis gegründet. Auch hier war die Unterstützung durch Kommune, Stadt, Jugendamt oder andere Institutionen wie kirchliche Träger sehr gering. Fündig wurde Diedrich dann bei der evangelischen Kirche, die ihr für den selbst organisierten Kreis das Gemeindehaus zur Verfügung stellte. Dort finden monatliche Treffen zum Austausch von Erfahrungen und Hilfsmitteln statt. Nächster Termin ist der 7. März, 19.30 Uhr.

Professionelle Erziehungsstelleneltern, Adoptiveltern und Pflegeeltern, auch zukünftige sind eingeladen, an den Treffen teilzunehmen. Die zusätzlich als Verfahrensbeistand und Umgangspflegerin ausgebildete Bea Diedrich hat dieses Netzwerk ausdrücklich als Austausch unter Verschwiegenheit gegründet.

Dass ihr die Arbeit eine Herzensangelegenheit ist, merkt man sofort. So ist sie bei schwerwiegenden Problemen Ansprechpartner und helfende Hand in einem, während ihr die Dinge auch inhaltlich nahe gehen. Dem ablehnenden Bescheid durch die Stadt Xanten zur Ausstellung eines Behindertenparkausweises an die Familie Devers begegnet sie mit völligem Unverständnis. "Die Unterstützung der Stadt ist hier alles andere als barrierefrei." Diedrich versteht es nicht: "Nach Entscheid des Oberverwaltungsgerichtes in Münster hat die Stadt hier Ermessensspielraum. Es ist eine Frage von ja oder nein. Kosten tut es die Stadt keinen Cent." Es scheint eine Kleinigkeit, hier Hilfe zu leisten. Diese sollte weder juristisch angreifbar sein, noch von irgendwem in Frage gestellt werden. Und sie kann dazu beitragen, eine zusammengewachsene Familie zu erhalten. Denn schlimmstenfalls — auch das wäre ein Behördenentscheid — kann das Kind wegen mangelnder Möglichkeit zur Pflege wieder durch das Jugendamt entzogen werden.

(dado)
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