Xanten Rentner leidet nach brutalem Überfall

Xanten · Ein 73-jähriger Xantener wurde in seiner Wohnung zusammengeschlagen und ausgeraubt. Die Täter sind auf freiem Fuß.

 Der 73-Jährige in seinem Schlafzimmer. Hier wurde er am 1. Mai von zwei Einbrechern zusammengeschlagen.

Der 73-Jährige in seinem Schlafzimmer. Hier wurde er am 1. Mai von zwei Einbrechern zusammengeschlagen.

Foto: armin fischer

Es ist eine Horrorvorstellung: Man schlägt morgens die Augen auf, und zwei vermummte Einbrecher stehen am Bett. Genau das hat Walter B. (Name geändert) erlebt. Der Xantener wurde am 1. Mai zu Hause überfallen und ausgeraubt. Seine körperlichen Verletzungen sind weitgehend verheilt. Der seelische Schaden wird dem 73-Jährigen aber noch lange zu schaffen machen.

Über eine aufgebrochene Terrassentür waren die Männer in das Haus am Erprather Weg eingestiegen. Sie müssen schon länger im Haus gewesen sein, bevor B. gegen sechs Uhr aufwachte. Ohne ein Wort riss einer der Einbrecher ihn hoch und versetzte ihm einen Faustschlag ins Gesicht. Es folgte ein Tritt in die Seite. B. fand sich später in einer Zimmerecke wieder. "Wie ich dorthin gekommen bin, weiß ich nicht."

Nachdem die Männer ihr Opfer verprügelt hatten, forderte einer mehrfach: "Geld, Geld!" Später wurde er konkreter: "Geld, 1000 Euro!" Um Zeit zu gewinnen, sagte B. den beiden Geld zu und täuschte eine Herzattacke vor. Die Peiniger packten ihn an den Armen und zogen ihn aus dem im Obergeschoss liegenden Schlafzimmer, die Treppe hinunter. "Die erste Etage war gründlich durchsucht.

Der im Erdgeschoss liegende Bereich war nicht durchsucht worden, das sollte wohl nun ,mit meiner Hilfe' erfolgen", schildert B. "Hilflos, ohne Möglichkeit weitere Wertsachen anzubieten, erwartete ich weitere brutale Angriffe. Ich sah mich als Todesopfer oder, noch schlimmer, als Krüppel mit unabsehbaren Folgen." Dass er sich am Ende der Treppe plötzlich losreißen konnte, ist für ihn heute kaum zu begreifen. "Es müssen höhere Mächte mitgewirkt haben, es war eine ,Göttliche Sekunde', die mir das Leben gerettet hat." Der Rentner riss die Haustür auf, rannte auf die Straße und rief um Hilfe. Die Räuber flüchteten.

Noch während die Polizei ihn zu Hause befragte, brachten Beamte sein Mobiltelefon und seine Digitalkamera wieder, die bei vier Männern im Xantener Asylantenheim gefunden worden waren. Die Geldbörse von B. sowie andere gestohlene Dinge blieben verschwunden. Die Polizei legte B. Fotos der vier Festgenommenen vor. Identifizieren konnte er keinen. Seine Angreifer hatten Handtücher um ihre Köpfe geschlungen. Die Polizei musste die Verdächtigen nach ihren Vernehmungen gehenlassen.

Nervlich am Ende, schleppte sich B. am Tag nach dem Überfall in einen Zug und fuhr in die Kurklinik in Bad Lauterberg/Harz, die er seit Jahren regelmäßig aufsucht. "Zu den dortigen Ärzten habe ich Vertrauen." Dass die Einbrecher ihn verletzt hatten, wurde dem Xantener allerdings erst in der Klinik bewusst, als er am folgenden Morgen mit Schmerzen aufwachte. Die Ärzte behandelten Prellungen am Arm, Rücken, Bauch und im Gesicht.

Der Rentner hat die Ereignisse schriftlich zusammengefasst. Weil es ihn belastete, immer wieder Fragen von Freunden und Bekannten zu beantworten, aber auch um das Erlebte zu verarbeiten. Seine Gedanken kreisen um den Überfall. Die Polizei hat ihm einen Psychologen vermittelt, auch von der Opferschutzorganisation "Weißer Ring" erhofft er Hilfe. Angst und Unruhe bestimmen die Tage des Xanteners. "Nachts stelle ich einen Hocker vor die Verandatür und schließe die Zimmertüren unten ab." Mit Hilfe des Vermieters (und nach einer Beratung durch die Polizei) soll das Haus so gut es geht gegen Einbrecher gesichert werden. In seinen eigenen vier Wänden fühlt sich B. derzeit nicht wohl. Besser ginge es ihm, wenn die Einbrecher hinter Schloss und Riegel wären.

(RP/rl)
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