Jüchen Jugendpfleger Giese kritisiert Sauf-Partys

Jüchen · Alkoholkonsum von Jugendlichen ist ein akutes Problem im Rhein-Kreis Neuss. "Das exzessive Saufen von jungen Menschen hat deutlich zugenommen", sagt Kreisjugendpfleger Reinhard Giese.

Das habe auch eine Studie unlängst aufgedeckt. Am Wochenende aber soll Alkohol nun Auslöser von Straftaten gegen Polizeibeamte gewesen sein, und zwar in mehreren Fällen. In Kleinenbroich bewarf ein 16-Jähriger drei Polizisten mit einer Bierflasche. Die Beamten waren nach Hinweisen auf Randalierer zum Kirmesplatz gekommen. Wie sich später herausstellte, war der Jugendliche betrunken.

Und in Hochneukirch endete in der Nacht zu Sonntag die Abi-Vorparty des Abiturjahrgangs des Jüchener Gymnasiums in einer Massenschlägerei. Hier machte Polizeisprecher Hans-Willi Arnold "aggressives Grundverhalten" einiger Gäste verantwortlich, für das "Alkohol ein deutlicher Anstoß" gewesen sei, verantwortlich. Ob unter den Randalierern auch Schüler des Gymnasiums waren, darüber gibt es keine Angaben.

Zwei Fälle, ein Problem: Jugendliche im Rhein-Kreis und auch in Jüchen trinken zu viel. Ergebnisse der Studie waren, dass 43 Prozent der befragten Jugendlichen bei einer Party mehr als fünf Gläser Alkohol trinken. Und vom Jahr 2000 bis 2010 stieg die Zahl der alkoholbedingten Krankenhausaufenthalte von 32 auf 135 um das Vierfache.

Es sei wichtig, dass junge Leute feiern, meint Jugendpfleger Reinhard Giese. Ein generelles Alkoholverbot hält er nicht für nötig: "Jugendliche sollen feiern und sich ausprobieren. Nur so lernen sie, verantwortungsbewusst mit Alkohol umzugehen, solange es im Rahmen des Jugendschutzgesetzes bleibt und der Konsum von Alkohol nicht im Mittelpunkt der Veranstaltung steht."

Allerdings kritisiert Giese die an vielen Schulen gängige Praxis, mit Vorpartys die Kasse für die eigentliche Abiturfeier aufzufüllen: "Ich kann es nicht gutheißen, über Alkohol-Verzehr die Abiturfeier zu finanzieren. Ich sehe es sehr skeptisch, aus primär wirtschaftlichen Gründen zu feiern. Und ich finde es scheinheilig, wenn Erwachsene dann beim Abitur mitfeiern." Vielmehr ließen sich andere Wege finden, das Geld für die Abiturfeier zu sammeln, sagt Giese. Zum Beispiel über den "Verkauf" von Dienstleistungen wie Rasenmähen nach dem Modell "Miete einen Schüler".

Das Oktoberfest in der Peter-Bamm-Halle, nach dem es zu der Schlägerei gekommen war, war auf Plakaten als Abiparty beworben worden. Schulleiter Gerd Acker betonte, es sei eine private Feier, nicht aber eine Veranstaltung der Schule gewesen.

(RP/rl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort