Jüchen Orgelstreit: Kompromiss in Sicht

Jüchen · Die evangelische Kirche in Kelzenberg will die Orgel auf der Empore abbauen, um mehr Gottesdienstbesuchern Platz zu bieten. Die Denkmalbehörde lehnte zunächst ab, eine Einigung steht jetzt bevor: Nur die Front soll bleiben.

 Die Gehäusefront der Orgel stammt aus dem Jahr 1902.

Die Gehäusefront der Orgel stammt aus dem Jahr 1902.

Foto: Isabella Raupold

Im Denkmal-Streit um die Orgel in der evangelischen Kirche in Kelzenberg ist eine Lösung in Sicht. Wie unsere Zeitung erfuhr, sollen die Gemeinde und die Denkmalbehörde einen Kompromiss gefunden haben. Demnach soll die Gemeinde die Orgel aus der Kirche entfernen dürfen, wenn die Frontansicht des Instruments erhalten bleibt.

Die Optik bliebe so erhalten, aber es gebe auch mehr Platz für die Gottesdienstbesucher. Damit stünde eine außergerichtliche Einigung bevor, nachdem die Gemeinde gegen den ersten Bescheid der Denkmalbehörde Klage eingereicht hatte. Pfarrer Bodo Beuscher wollte dies gestern nicht kommentieren. Er erklärte: "Wir hatten gute Gespräche in einer sehr angenehmen Atmosphäre. Es gibt aber noch keine schriftliche Übereinkunft."

Renovierung im Zeitplan

Die evangelische Gemeinde, die Gottesdienstbesucher bis weit über die Grenzen Jüchens anzieht, plant seit Jahren, in dem Gotteshaus mehr Platz für die Gemeindeglieder anbieten zu können. Deutlich mehr als 200 Besucher kommen sonntags zu den Gottesdiensten — die kleine Kirche ist zu eng. Wenn die Pfeifenorgel weichen darf, gäbe es etwa 90 zusätzliche Sitzplätze auf der Empore. Derzeit wird die Kirche renoviert, weshalb die Gemeinde in die benachbarte katholische Kirche in Garzweiler ausweicht. Auch dort war die Kirche bei den Gottesdiensten bisher voll. "Mit der Renovierung liegen wir voll im Zeitplan", sagte Pfarrer Bodo Beuscher.

Derzeit arbeiten dort Elektriker und Maler, in der Decke sind bereits die Löcher für neue Lampen eingelassen. In die Wände haben Handwerker Schlitze für die Kabel geschlagen. Die Sanierungskosten in Höhe von rund 100 000 Euro hat sich die Gemeinde in den vergangenen Jahren erspart und durch Spenden eingenommen. Im März, so der Plan, sollen die Gottesdienste wieder in Kelzenberg gefeiert werden können. Dann wird auch die Orgel noch in der Kirche sein.

Das Instrument brauchen die Pfarrer Bodo und Gabi Beuscher für ihre Gottesdienste aber nur selten. Meistens wird mit einer Band, Gitarre und Klavier musiziert. Bei dem Instrument handelt es sich um eine Pfeifenorgel des Orgelbauers Führer. Installiert wurde sie im Jahr 1988, die Gehäusefront, die die Denkmalbehörde in der Kirche bewahren möchte, stammt allerdings aus dem Jahr 1902. Ein spezieller Orgelmakler bietet das Instrument bereits seit einiger Zeit im Internet an — mit dem Hinweis darauf, dass die Verkaufsgenehmigung der Denkmalbehörde noch aussteht. Womöglich kann dieser Passus bald gestrichen werden.

(RP/rl)
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