Stadt Kempen Archivar stellt Kempener Klöster vor

Stadt Kempen · Eine Fundgrube für Historiker, Kommunen und Stadtplaner ist der neue Band des Nordrheinischen Klosterbuches. Kreisarchivar Dr. Gerhard Rehm hat zwei Beiträge über die Klöster der Thomasstadt geschrieben.

 Im ehemaligen Franziskanerkloster an der Burgstraße sitzt heute das Kulturforum der Stadt Kempen. Dort sind das Kramermuseum, die Kulturverwaltung und die Stadtbibliothek untergebracht.

Im ehemaligen Franziskanerkloster an der Burgstraße sitzt heute das Kulturforum der Stadt Kempen. Dort sind das Kramermuseum, die Kulturverwaltung und die Stadtbibliothek untergebracht.

Foto: WOLFGANG KAISER

Der kürzlich in Essen vorgestellte zweite Band des Nordrheinischen Klosterbuches enthält auch zwei lesenswerte historische Beiträge über die beiden ehemaligen Kempener Klöster, das Annenkloster und das Franziskanerkloster. Die Beiträge hat der Kempener Kreisarchivar Dr. Gerhard Rehm verfasst. Das neue Buch stellt die Klöster der Orte von Düsseldorf bis Kleve in alphabetischer Reihenfolge vor. Das 792 Seiten umfassende Werk ist kein Reiseführer oder Fotoband mit Klöstern als "Inseln der Stille" oder Anlaufpunkte für eine Auszeit. Vielmehr bündelt das Buch umfassende historische Informationen über alle Klöster und Stifte im gesamten nördlichen Rheinland, die bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts gegründet wurden. Es ist ein wichtiges Werk, das sowohl für Historiker als auch für die interessierte Öffentlichkeit, für Kommunen, Stadtplaner oder -historiker oder auch Eigentümer alter Klosteranlagen eine Fundgrube ist.

Dem ambitionierten Projekt gelang es, das Wissen von 69 Autoren in 118 Einzelbeiträgen zu bündeln. Die klare Gliederung, die jeder Beitrag hat, erlaubt es nicht nur, gezielt nach bestimmten Themenbereichen der Geschichte zu suchen, sondern auch Ausstattung, Glocken oder Orgel vergleichend zu betrachten.

Wer wissen will, zu welcher Diözese ein Kloster gehörte oder ob es Tochtergründungen gegeben hat, wird genauso schnell fündig, wie der, der sich nur für Siegel interessiert. "Die von uns exakt vorgegebene Gliederung war bei den Autoren nicht so beliebt", erklärt Wolfgang Rosen von der Universität Bonn, dem die wissenschaftliche Redaktion des Klosterbuchs oblag. Doch dem Nutzer erleichtert diese Gliederung die Handhabung der immensen Datenfülle. Die Beiträge über die beiden Kempener Klöster hat Kreisarchivar Dr. Gerhard Rehm geschrieben. In der vorgegebenen konzentrierten Form erfährt man auf den knapp zehn Seiten alles, was man über das Annenkloster (1422/25 bis 1802) und das 200 Jahre jüngere Franziskanerkloster (1624 bis 1802) wissen sollte. Wer waren die Stifter, wer weitere Geldgeber? Wie groß waren die Konvente? Wie finanzierten Schwestern und Mönche ihren Lebensunterhalt? Durch das Nebeneinanderstellen der Beiträge lassen sich die beiden Einrichtungen gut vergleichen.

Der Leser wird feststellen, dass das ehemalige Annenkloster an der Klosterstraße das Franziskanerkloster an der heutigen Burgstraße an Ausstattung und Besitz übertraf. Dies ist umso spannender, da vom Frauenkloster an der Klosterstraße bis auf ein ehemaliges Scheunengebäude nicht viel übrig geblieben ist.

Dass die Frauengemeinschaft zeitweise mehr als 50 Mitglieder hatte, die den Franziskaner-Tertiarinnen angehörten, wird manchen überraschen, auch dass das Kloster schon 1659 über einen Grundbesitz von 290 Morgen verfügte. Ist das viel? Ein schnelles Nachschlagen bei der Niederlassung der Franziskaner-Tertiarinnen in Aldekerk hilft, diese Informationen einzuordnen, weil man angesichts der klaren Struktur die beiden Klöster gegenüberstellen kann.

Und wenn man einmal mit dem Blättern angefangen hat, dann ist kein Halten mehr. Zwölf Kloster-Niederlassungen allein in Emmerich, 16 in der Landeshauptstadt Düsseldorf. In der näheren Umgebung werden Kloster Kamp, aber auch Klöster in Kalkar, Geldern oder Erkelenz beschrieben. Schon das Inhaltsverzeichnis zeigt, wie prägend die Klöster in der niederrheinischen Städtelandschaft gewesen sind. Umso wichtiger ist es jetzt dieses "Überblicksinventar" zu haben, das eine Fundgrube für die Regionalgeschichte ist.

Nordrheinisches Klosterbuch. Lexikon der Stifte und Klöster bis 1815. Teil 2 : Düsseldorf bis Kleve. Hrsg. v. Manfred Groten, Georg Mölich, Gisela Muschiol, und Joachim Oepen. Wissenschaftliche Redaktion: Wolfgang Rosen. Siegburg 2012, 742 Seiten, ISBN: 978-3-87710-449-1, 39,90 Euro.

(RP)
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