Stadt Kempen Ein halbes Jahrhundert Steinmetzmeister

Stadt Kempen · Den Goldenen Meisterbrief der Kreishandwerkerschaft erhielt gestern Manfred Messing aus Kempen. Er ist noch immer aktiv.

 Dr. Timo Torz überreichte gestern Manfred Messing den Goldenen Meisterbrief.

Dr. Timo Torz überreichte gestern Manfred Messing den Goldenen Meisterbrief.

Foto: wolfgang Kaiser

1894 gründete Bernhard Messing an der Alten Schulstraße in Kempen einen Steinmetzbetrieb und schuf damit die Basis für ein bis heute erfolgreiches Familienunternehmen. 1901 zog die Firma zur Kerkener Straße, wo sie heute noch ansässig ist. In zweiter Generation übernahm Bernhard Messing jun. das Unternehmen, bevor sein Sohn Werner Messing 1963 nach dem Besuch der Fachschule Mayen in Koblenz die Meisterprüfung ablegte und die Geschicke der Firma in die Hand nahm. Heute zeichnet sein Sohn, der ebenfalls den Vornamen Werner trägt, verantwortlich.

Der ließ aber gestern gern seinem Vater den Vortritt: "Heute ist dein Tag." Dr. Timo Torz von der Kreishandwerkerschaft und Dorothee Elias, Obermeisterin der Steinmetzen, Stein- und Holzbildhauerinnung, überreichten dem Jubilar, der kurz vor seinem 73. Geburtstag steht, den Goldenen Meisterbrief. Der Ausgezeichnete ruht sich nicht auf seinen 50 Meisterjahren aus, sondern ist noch im Betrieb aktiv, wenn auch nicht mehr in vorderster Linie: "Ich bin jeden Tag da, ich nehme mir aber auch meine Freizeit."

Offensichtlich erblich geprägt ist Messing quasi in den Beruf hineingewachsen, hat seine Entscheidung aber nie bereut: "Es gibt keinen schöneren Beruf auf der Welt." Er biete eine immense Abwechslung: Küchenplatten, Grabsteine, Fassadenrenovierung und vieles mehr. Noch ein Einsatzgebiet fällt Messing ein: "Bevor mein Großvater den Betrieb gründete, hat er in der Dombauhütte in Wesel gearbeitet."

Sowohl handwerklich geschickt als auch kreativ müsse ein Steinmetz sein: "Was wir herstellen, das bleibt. Manchmal bleiben die Leute stehen, gucken sich ein Werk an und schicken vielleicht sogar einen Dankesbrief." Was für Messing wichtig ist, ist die Qualität seiner Produkte. Besonders Grabsteine, das seien Monumente, die über Jahrzehnte stehen blieben. 600 bis 700 Kilo wiegt so ein Stein. Die Fundamente reichen bis tief in den Friedhofsboden, einige Woche nach dem Aufstellen gibt es eine zusätzliche Festigkeitsprüfung.

Was hat sich geändert im Laufe seiner 50 Meisterjahre? Durch die veränderte Bestattungskultur, der immer weiter um sich greifenden Urnenbestattung, hätten sich die Aufgabenfelder mehr in Richtung Fassadenrenovierung verschoben. Und dann natürlich die Technik: Die Firma Messing produziert inzwischen in einer Halle an der St. Huberter Landstraße: "Da arbeiten wir mit CNC-gesteuerten Maschinen, die ich schon gar nicht mehr bedienen kann", sagt Manfred Messing ohne Bedauern.

Im Unternehmen arbeiten heute neben Vater und Sohn zwei Gesellen und ein Lehrling. Manfred Messing jun., der 1991 vor der Handwerkskammer Düsseldorf seine Meisterprüfung abgelegt hat, hat zwei Söhne: David (15) und Elias (12). Ob einer von ihnen irgendwann vielleicht die Firma übernehmen wird, weiß heute noch keiner. Generell sei es jedoch um die Nachfolge in den Betrieben der Region nicht so gut bestellt, sagt Obermeister Dorothee Elias: "Viele Besitzer müssen sich am Ende ihres Berufslebens damit abfinden, dass ihr Betrieb geschlossen wird."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort