Stadt Kempen Klosterhof verführt zum Schwärmen

Stadt Kempen · Klassisch, zeitlos, edel. Politiker, Verwaltungsspitzen, Einzelhändler geraten ins Schwärmen, wenn sie über das städtebauliche Projekt Klosterhof in Kempen sprechen. Der Rat hat grünes Licht für den Entwurf des Architektenbüros RKW gegeben. Bauherr Ralf Schmitz investiert 20 Millionen Euro.

Die Geschichte dieses Projekts an der Ecke Burg-/Orsaystraße in der Kempener Altstadt reicht mehr als zwei Jahrzehnte zurück. Herbert Krahn, zu jener Zeit Vorsitzender des Werberings Kempen, hatte die Vision, an der Stelle des damaligen Polizeigebäudes und ehemaligen Kreishauses ein attraktives Wohn- und Geschäftszentrum zu errichten.

Die Idee reifte bei der Stadt, es gab einen Wettbewerb für ein "Orsaycenter" vor zehn Jahren, es folgten Rückschläge und jetzt endlich der entscheidende Schritt: Der Rat stimmte am Dienstagabend nichtöffentlich und unisono zu, das städtische Eckgrundstück von 5500 Quadratmeter Gesamtfläche an die renommierte Kempener Wohnungsbaugesellschaft von Ralf Schmitz zu verkaufen. Er hatte darauf seit einem dreiviertel Jahr eine Kaufoption.

Der vereinbarte Preis im noch zu unterschreibenden Grundstücksvertrag ist nicht bekannt. Das große Düsseldorfer Architektenbüro RKW, das schon mehrfach für Schmitz im Luxuswohnungsbereich in Düsseldorf arbeitete, zeichnete den Entwurf, der nun so viele ins Schwärmen bringt. Bürgermeister Volker Rübo: "Das bringt die Stadt weiter nach vorn."

In einem spannend gegliederten, viergeschossigen Gebäudekomplex entstehen 33 anspruchsvolle Wohnungen auf 3000 Quadratmeter Fläche und im Erdgeschoss Geschäfte auf 2000 Quadratmetern. Im kleineren, dreigeschossigen Haus an der Orsaystraße sind sechs Wohnungen auf rund 550 Quadratmeter geplant sowie Läden auf 330 Quadratmetern.

Dazu kommt eine neue, helle und sichere Tiefgarage unter der Orsaystraße mit 102 öffentlichen und 70 privat gemieteten Stellplätzen. Die Preise für die 60 bis 150 Quadratmeter großen Eigentumswohnungen reichen von 3400 bis 3600 Euro/qm.

Der Markt für solche Luxusbleiben ist da: "Die Resonanz ist grandios", freute sich Investor Ralf Schmitz. "Für deutlich mehr als die Hälfte der Wohnungen stehen bereits Käufer fest, sie kommen überwiegend aus Kempen und Umgebung." Im Frühjahr 2014 sollen sie einziehen können.

Für Bürgermeister Volker Rübo ist "dieses ambitionierte, sehr schöne Klosterhofprojekt der Abschluss der Altstadtsanierung". Für den Ur-Kempener Schmitz hat dieses Vorhaben in seiner Heimatstadt eine ganz besondere Bedeutung: "Da steckt mein Herzblut drin."Dagegen ist es noch zu früh, bei Geschäftsleuten für die Ladenflächen zu werben: "Der Handel plant und entscheidet kurzfristiger", weiß Schmitz, dessen Sohn Axel sich um die Vermarktung kümmert. Schmitz geht von einer unproblematischen Akquise aus.

Die städtebaulichen Vorgaben erläuterte Technischer Beigeordneter Stephan Kahl. Die Bauwerke sollen sich maßstäblich in ihr Umfeld, vor allem das Franziskanerkloster, einfügen. Es darf kein autarkes Einkaufszentrum entstehen, sondern es soll das Einzelhandelsangebot in der Innenstadt sinnvoll ergänzen. Die Fassaden müssen umlaufend hochwertig gestaltet und typisch wie die Altstadthäuser mit Giebeln, Erkern, Balkonen rhythmisch gegliedert werden: "Es darf keine Anlieferungszonen, keine Hinterhöfe geben", sagte Kahl.

Die RKW-Architekten Joachim Hein und Ulrich Brock entschieden sich für ein klassisch-zeitloses Gebäude aus edlen Materialien: Das Erdgeschoss, das Geschäften vorbehalten ist, ist rundum mit Naturstein verkleidet, die Wohngeschosse mit glattem grauem Putz bestrichen, das Dach aus Naturschiefer gedeckt. Die Sprossenfenster sind aus Holz, die Schaufenster haben Metallrahmen.

Die Gebäudefluchten an Burg- und Orsaystraße öffnen und schließen sich, kleine Plätze entstehen. Das große und das kleine Gebäude sind so angeordnet, das der Blick durch die Patersgasse auf die Apsis der Paterskirche fällt. Eine Attraktion ist ein großer Dachgarten mit Pergola zur Orsaystraße hin. Der Vorplatz zum Kulturforum wird verkleinert. Architekt Hein lobte: "Wir haben ein gewachsenes städtebauliches Gefüge vorgefunden und mussten Kempen nicht neu erfinden." Frage des Tages

(RP/rl)
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