Gemeinde Grefrath Kunst auf kleinstem Raum

Gemeinde Grefrath · Die "Niederrhein All Stars" spielten am Montag Abend in der Grefrather Buchhandlung. Die Jazzer passen nicht in die gängigen Schubladen. Ihr Konzert hielt, was man sich von ihm versprach: besondere Klangerlebnisse.

 Die "Niederrhein All Stars" (v.l.) Ali Haurand, Manfred Heinen, Johannes Seidemann, Robert Hurasky und Markus Türk überzeugten bei ihrem Auftritt im Schaufenster der Grefrather Buchhandlung.

Die "Niederrhein All Stars" (v.l.) Ali Haurand, Manfred Heinen, Johannes Seidemann, Robert Hurasky und Markus Türk überzeugten bei ihrem Auftritt im Schaufenster der Grefrather Buchhandlung.

Foto: Karl Groß

Kunst findet in Grefrath auf engstem Raum statt. "Kultur am Montag", die Event-Reihe, die Karl Groß in seiner Buchhandlung veranstaltet, ist wohl die einzige "Käfighaltung", gegen die es keine Bürgerinitiative gibt. Im Gegenteil: Hier wird den begeisterten Gästen hohes Können auf einer der vielleicht kleinsten denkbaren Bühnen geboten. Im Schaufenster-Eck der leer geräumten Buchhandlung saßen diesmal gleich fünf tolle Musiker. Die "Niederrhein All Stars" hatten sich unter dem Motto "Furiosity" zusammen gefunden, was so viel heißt wie wild und turbulent, aber durchaus auch mit Wut, Wucht oder gar Wahnsinn übersetzt werden kann.

Ein Geburtstagsgeschenk

Und Wahnsinn ist es tatsächlich, was dieses Quintett zu leisten im Stande ist. Der Stil der fünf exzellenten Jazzmusiker, allesamt aus der Region zwischen Rhein und Maas, hat viel Wucht und Kraft. Sie spielen besonders gerne ihre eigenen Kompositionen, und das durften sie jetzt auch tun bei Karl Groß, der sich mit der Verpflichtung des Jazzquintetts selbst wohl das schönste Geschenk zu seinem 60. Geburtstag machte, den er am vergangenen Freitag feierte.

"Furiosity" — das war an diesem Abend vor allem der Bassist Ali Haurand, Jazzfreunden natürlich bestens bekannt nicht nur als herausragender Jazzmusiker, sondern auch als erfolgreicher künstlerischer Leiter sowohl des Jazzfestivals in Viersen wie auch der Düsseldorfer "Jazz Rally". Er brillierte beim Gastspiel im picke packe vollen Buchladen mit seinem routinierten und gekonnten Spiel.

Berauschend sein Stück "Pulque", geschrieben unter dem Eindruck einer Gastspielreise nach Mexiko. So heißt der Saft der Akazie, aus dem in dem Land der Azteken eine Tequila-Art destilliert wird. Hörenswert auch sein "No more chains — Keine Ketten mehr", von Markus Türk ausgezeichnet interpretiert. Der Grefrather Trompeter ist stets besonders eigenwillig. Er "schlürft" sein Instrument regelrecht, das quetscht und quietscht, das flüstert und knattert, dass es eine Freude ist.

Ihm zur Seite als kongenialer Bläserkollege: Johannes Seidemann aus Schwalmtal mit seinen Saxophonen, der in der "Paul Kuhn Big Band" und beim Zirkus Roncalli spielt. Fantastisch, was er seinen Instrumenten zu entlocken weiß. Hinter den beiden "Frontmännern" ein Trio, das zu begeistern weiß: Neben Ali Haurand am Bass mit seiner kreativen Fingerfertigkeit besticht vor allem der Pianist Manfred Heinen mit seiner Brillanz. Und an den Drums bewies Robert Hurasky seine Meisterschaft und sorgte für den nötigen Drive.

Neben den eigenen Kompositionen fast aller Bandmitglieder waren "Rosemary's Baby" des Polen Krysztof Komeda zu hören sowie das Stück "Plum Island" des verstorbenen, aber unvergessenen Charlie Mariano. Ali Haurand gedachte seines guten Freundes mit dieser Hommage.

(jka)
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