Gemeinde Grefrath Lesung mit Girmes-Enkel

Gemeinde Grefrath · "Und danach die Asche ins Meer", heißt der Debütroman von Johannes Girmes (Jahrgang 1938), der aus der berühmten Textilfamilie Girmes in Grefrath stammt. Der Autor las aus seinem Werk in der Grefrather Buchhandlung.

 Zurück in seiner ehemaligen Heimat: Johannes Girmes las in der Buchhandlung Gross, teils vor früheren Weggefährten, aus seinem Roman "Und danach die Asche ins Meer".

Zurück in seiner ehemaligen Heimat: Johannes Girmes las in der Buchhandlung Gross, teils vor früheren Weggefährten, aus seinem Roman "Und danach die Asche ins Meer".

Foto: Wolfgang kaiser

Der Name Girmes zieht noch immer: Der Andrang zu dieser Autorenlesung in der Reihe "Kultur am Montag" von Karl Gross war entsprechend groß. Johannes Girmes wanderte 1980 nach Amerika aus, wo er in Raleigh in North-Carolina mit Frau und zwei inzwischen verheirateten Töchtern lebt.

Als Textilkaufmann hielt er aber den Kontakt zu Deutschland aufrecht. Seit dem Eintritt in den Ruhestand kann er sich seiner neuen Leidenschaft, dem Schreiben, ganz widmen. So erschien jetzt sein Erstlingswerk, dem schon im kommenden Frühling ein weiterer Band folgen soll. Darin wird es um eine Männerfreundschaft gehen, die unter der Affäre mit einer Frau leidet.

Autobiografische Schilderungen

Zugegeben: Romane, die sich mit den Gräueltaten der Nazis befassen, gibt es viele. Der Erstlingsroman von Girmes, der das ebenfalls tut, ist aber etwas anders: Er schildert die verbrecherischen Aktivitäten eines verblendeten diktatorischen Systems aus der Sicht eines Jungen.

Konkret: Ein Deutscher, der nach Amerika auswandert, erzählt die schrecklichen Erlebnisse einer jungen Amerikanerin, die er an der Universität trifft. Er erklärt zwar, dies seien die Erlebnisse seines jungen Freundes Axel, dennoch ahnt Julia schon bald, dass es sich in Wirklichkeit um dessen eigene Schrecknisse handelt. Und das Publikum in der Grefrather Buchhandlung identifiziert die Schilderungen frühzeitig als wohl weitgehend autobiografisch.

Die furchtbaren Erfahrungen mit Nazi-Deutschland hatte der Erzähler im Buch bisher weitgehend verdrängt, durch die Erzählungen bei Julia kommt aber das Erlebte noch einmal an die Oberfläche. Das Wiedergeben des Geschehenen hilft dem Deutschen, die Dinge endlich aufzuarbeiten und zu bewältigen.

Historie packt den Zuhörer immer dann am meisten, wenn die geschichtlichen Ereignisse aus ganz persönlicher Erlebniswelt geschildert werden. So ist es auch mit "Und danach die Asche ins Meer" von Johannes Girmes. Mit seiner Sprache bringt er die Bilder so rüber, dass sie für jeden Zuhörer erlebbar werden.

Sehr plastisch und eindringlich: So wird die verblendete Ideologie der Nazis enttarnt, die weitgehende Ohnmacht des Einzelnen deutlich. Der Autor las nur eine halbe Stunde: Nach der Pause stellte er sich den Fragen seiner Zuhörer. Und die hatten sehr viele. Dass Johannes Girmes, Enkel des Firmengründers, ein Mann ohne Heimat ist, wurde deutlich: Das heutige Amerika ist seine Heimat nicht, Deutschland, das er wieder schätzen gelernt hat ("Hier herrscht heute eine ganz andere Atmosphäre als früher"), aber auch nicht mehr.

Bei Karl Gross traf der Autor auf viele Weggefährten vergangener Tage. Sie hörten ihm besonders aufmerksam zu, als er die Passagen aus seinem Buch las, die das Oedt von einst betreffen.

(jka)
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