Stadt Kempen Nicht jedem gefällt der neue Klosterhof

Stadt Kempen · Seitdem der Rohbau des neuen Wohn- und Geschäftshauskomplexes in der Kempener Innenstadt steht, mehren sich kritische Stimmen. Kempens Prestige-Bauobjekt ist vielen zu wuchtig. Die Orsaystraße wirkt manchen zu schmal.

 Animation und Realität: Auf den Plakaten an den Bauzäune ist der Entwurf der Architekten für den neuen Klosterhof zu sehen. Das Foto darunter zeigt den aktuellen Stand des Rohbaus.

Animation und Realität: Auf den Plakaten an den Bauzäune ist der Entwurf der Architekten für den neuen Klosterhof zu sehen. Das Foto darunter zeigt den aktuellen Stand des Rohbaus.

Foto: Schmitz/RP-Foto: Kaiser

Beim Richtfest für den Klosterhof feierte Investor Ralf Schmitz kürzlich mit rund 250 geladenen Gästen und der Inhaber der alt eingesessenen Kempener Wohnungsbaugesellschaft ließ sich gebührend feiern. Bürgermeister Volker Rübo würdigte die Leistung des Kempener Familienunternehmens. Immerhin 20 Millionen Euro investiert Schmitz auf dem "Filetstück" in unmittelbarer Nachbarschaft zum Kulturforum Franziskanerkloster.

Das von Schmitz beauftragte Düsseldorfer Architekturbüro Rhode, Kellermann, Wawrowsky (RKW) hat einen Baukomplex für das Gelände an der Ecke Orsay- und Burgstraße entworfen, dass sich harmonisch in die benachbarte Bebauung — vor allem das alte Franziskanerkloster und die Paterskirche — eingliedern und dennoch neue städtebauliche Akzente setzen soll. Das hatte bei der Kempener Politik durch die Bank in allen Fraktionen großen Beifall gefunden. Die Animationen, die der Politik seinerzeit präsentiert wurden und die seit Baubeginn die Bauzäune zieren, begeisterten ebenfalls.

Mittlerweile scheint die zu Beginn geradezu euphorische Stimmung für den neuen Klosterhof ein wenig verhaltener zu werden. Kritik wird laut: "Der Neubau ist zu groß geraten", heißt es bei Kempenern, die den Baufortschritt von Anfang an verfolgen. Mindestens eine Etage sei das Gebäude zu hoch, heißt es da auch bei Kritikern, die sich bei der Redaktion der Rheinischen Post melden. Anwohner der Orsaystraße bemängeln, dass der Neubau zu nah an die Straße herangerückt sei. Sie trauern der Weite im Kreuzungsbereich Burgstraße nach, die es zu den Zeiten gab, als das alte Kreishaus noch stand.

Dem alten Verwaltungsgebäude mit dem Charme der Architektur der 1950er Jahre und der engen Anbindung an das Kulturforum trauern dagegen die wenigsten Kempener nach. Schön sei das nicht gewesen. Schön sei allerdings gewesen, dass die Lage des Gebäudes eine größere Freifläche im Kreuzungsbereich an der Orsay- und Burgstraße ermöglichte.

Für den Handelsstandort Kempen seien die Geschäfte, die in den neuen Klosterhof einziehen werden, wichtig. Die ohnehin schon attraktive Einkaufsstadt werde dadurch noch gewinnen. Das meint auch der Kempener Werbering. Und so hieß denn dessen Vorsitzender Reinhard Stein beim Richtfest die Vertreter der künftigen Ladenbetreiber besonders herzlich in Kempen willkommen und lud sie zur Zusammenarbeit ein. Das Signal dürfte angekommen sein.

Und doch gibt es Kempener, die den Besatz der Ladenlokale kritisieren. Sie tun das lieber hinter vorgehaltener Hand, anstatt sich öffentlich zu ihrer Meinung zu bekennen. Hauptkritikpunkt: Die Geschäfte und Modelabels, die im neuen Klosterhof ab dem nächsten Frühjahr vertreten sein werden, gäbe es schon in der Thomasstadt. Marken, die zunächst im Gespräch waren und bereits mit viel Vorfreude aufgenommen worden waren — vor allem H & M —, wird es nicht geben.

Und dann gibt es noch diejenigen, die am liebsten die Wiederherstellung des historischen Klostergartens an der Stelle des heutigen Neubaus gesehen hätten. Doch eine solche Wunschvorstellung war wohl utopisch. Denn die Stadt, die das alte Kreishaus vom Kreis gekauft hatte, war darauf angewiesen, das Grundstück zu veräußern. Den Luxus, dort einen parkähnliches Gelände einzurichten, hätte sich die Thomasstadt nicht leisten können.

Richtig ist: Als das Kreishaus verschwunden war, konnte der Blick ungehindert auf das Franziskanerkloster und die Apsis der Paterskirche schweifen. Das war eine sehr schöne Optik, die es aber halt nur für ein paar Monate gegeben hat.

(RP/EW)
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