Stadt Kempen Strom aus Abwärme

Stadt Kempen · Die Stadtwerke Kempen verfügen über eine europaweit einzigartige Anlage. Sie nutzt die Restwärme von fünf Gasmotoren im Blockheizkraftwerk zur Stromerzeugung. Das System wurde gestern offiziell in Betrieb genommen.

 In diesen Behältern wird organisches Silikon verdampft. Der Dampf treibt über eine Turbine einen Generator an. Der erzeugt wiederum Strom. Die neue Anlage hat ein Gewicht von 40 Tonnen. Dafür wurde am Heizkraftwerk ein Anbau errichtet.

In diesen Behältern wird organisches Silikon verdampft. Der Dampf treibt über eine Turbine einen Generator an. Der erzeugt wiederum Strom. Die neue Anlage hat ein Gewicht von 40 Tonnen. Dafür wurde am Heizkraftwerk ein Anbau errichtet.

Foto: Kaiser, Wolfgang

Rüdiger Leibauer machte gestern Mittag einen relativ entspannten Eindruck. Der Diplom-Ingenieur konnte mit der Arbeit, die er und sein Team in den vergangenen neun Monaten im Blockheizkraftwerk an der Otto-Schott-Straße geleistet haben, auch sehr zufrieden sein. Die Stadtwerke Kempen haben gestern eine in dieser Form einzigartige Anlage in Betrieb genommen, die in Europa ihres Gleichen sucht. Den Probetrieb hat das System im Februar dieses Jahres erfolgreich absolviert.

 Vor der neuen Anlage (von links): Rüdiger Leibauer, Siegfried Ferlings (beide Stadtwerke), Bürgermeister Volker Rübo, Norbert Sandmann (Stadtwerke) und Bundestagsabgeordneter Uwe Schummer.

Vor der neuen Anlage (von links): Rüdiger Leibauer, Siegfried Ferlings (beide Stadtwerke), Bürgermeister Volker Rübo, Norbert Sandmann (Stadtwerke) und Bundestagsabgeordneter Uwe Schummer.

Foto: Kaiser

ORC — hinter diesen drei Buchstaben verbirgt sich ein Verfahren, dass die Stromerzeugung nicht nur kostengünstiger, sondern vor allem umweltschonender macht. ORC steht für Organic Rankine Cycle, ein Kreislaufsystem, das der schottische Ingenieur William John Macquon Rankine bereits im 19. Jahrhundert erfunden hat, das in dieser Form aber nun in Kempen erstmals in Europa genutzt wird. Eine ORC-Anlage wurde bisher noch nicht bei einem gasbetriebenen Kraftwerk eingesetzt. Mit der neuen Anlage wird überschüssige Wärme, die im Heizkraftwerk entsteht, genutzt, um Strom zu produzieren.

Damit soll auch die sinkende Wärmenachfrage kompensiert werden. Denn durch neue gesetzliche Bestimmungen — beispielsweise die geforderte bessere Wärmedämmung von Häusern — sinkt die Nachfrage nach Wärme. Das führt bei den Stadtwerken Kempen zu einer geringeren Auslastung der Kraft-Wärme-Kopplung im Heizkraftwerk. In Kombination mit der jetzt in Betrieb genommenen ORC-Anlage kann die überzählige Wärme in Strom umgewandelt werden.

Dazu werden 1800 Liter organisches Silikonöl verdampft. Der Dampf treibt über eine Turbine einen Generator zur Stromerzeugung an. Das Öl wird in einem geschlossenen Kreislauf mit Hilfe eines Kondensators immer wieder verwendet. Die Stadtwerke erzeugen bereits 50 Prozent ihres Stroms selbst. Mit dem neuen Verfahren werden es 60 Prozent sein.

Wegen der neuartigen Technik konnten die Stadtwerke Kempen auch 485 000 Euro aus Fördermitteln des Bundesumweltministeriums in Anspruch nehmen. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Uwe Schummer, der gestern gemeinsam mit Kempens Bürgermeister und Stadtwerke-Aufsichtsratschef, Volker Rübo, die Anlage symbolisch in Betrieb setzte, hatte den Kontakt nach Berlin geknüpft. Der damalige Bundesumweltminister Norbert Röttgen war eigens zum ersten Spatenstich im Oktober 2010 nach Kempen gekommen. Bürgermeister Rübo lobte gestern die Anstrengungen der Stadtwerke und ihrer Partner bei dem Projekt. "Mit der Anlage unterstützt Kempen die viel beschworene Energiewende", betonte Rübo. FRAGE DES TAGES

(RP/rl)
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