Landboarding Kite Landboarding: Vom Winde verweht

Kite · Bei den Deutschen Meisterschaften musste wegen des schlechten Wetters der Freestyle-Wettbewerb ausfallen.

 Als der Regen aufhörte, nutzten die Teilnhemer der Deutschen Meisterschaft in Kite Landboarding auf dem Segelflugplatz in Wanlo die Gelegenheit, und ließen sich von ihren Drachen auf ihren Boards über die Wiese ziehen.

Als der Regen aufhörte, nutzten die Teilnhemer der Deutschen Meisterschaft in Kite Landboarding auf dem Segelflugplatz in Wanlo die Gelegenheit, und ließen sich von ihren Drachen auf ihren Boards über die Wiese ziehen.

Foto: Arend Dechow

Endlich: Der Himmel klart auf. Stundenlang haben die Sportler auf der Wiese des Segelflugplatzes in Wanlo auf diesen Moment gewartet. Eben noch prasselte der Regen auf die Kapuzen von Rainer Keller und Dirk Blumenröther. "Wir spielen eben kein Hallenhalma", scherzte Blumenröther, einer der Organisatoren vom Deutschen Kite-Segelverband GPA, "wir sind vom Wetter abhängig." Nun scheint ihm die Sonne ins Gesicht. Das Finale der Deutschen Meisterschaft im Kite-Landboarding kann doch noch beginnen — gut so, meint Kollege Rainer Keller: Schließlich könnten die Sportler so immerhin im Race-Wettbewerb — dem Rennen um die schnellste Rundfahrt — starten. "Auf überschwemmter Wiese wäre das unmöglich. Da würden die Reifen der Boards sofort an Halt verlieren", erklärt Rainer Keller.

Wie große Skateboards mit Fußschlaufe und Gummi-Reifen so groß wie die eines Puppenwagens —in etwa so sehen die Sport-Bretter aus. "Noch drei Minuten bis zum Start", schallt es aus Lautsprechern über den Platz. Joey Oldenbürger wird hektisch. "Ist das ernst gemeint?", fragt der Kite-Sportler überrascht, bevor er den Kofferraum seines roten Kleinbusses öffnet und eine zusammengefaltete, bunte Plane herauszieht. "Der Wind ist gerade nicht so stark. Für dieses Rennen nehme ich ein 13er-Segel", sagt er. Im Sportler-Jargon steht das für eine 13 Quadratmeter große Tragfläche. "Wo ist denn die Luftpumpe?", flüstert der 20-Jährige vor sich hin. In der Seitentür des Autos findet er sie. Dann beginnt er die Querstreben des Kites mit Luft zu füllen. Das gibt dem Schirm später, wenn der Wind in bis zu 20 Metern Höhe unter ihm hinwegfegt, die nötige Stabilität.

Joey Oldenbürger war 2008 sogar schon Deutscher Meister. Da war er gerade mal 16 Jahre alt. Kite Landboarding ist ein moderner und junger Sport: Schon 14-Jährige haben hier Chancen auf den Titel. "Noch eine Minute bis zum Start", ertönt es. Das grün-schwarz gefärbte Segel liegt nun hochkant auf der Wiese. Daran befestigt Joey Oldenbürger sorgfältig die Tragschnüre. Dann läuft er zum Auto zurück. Dort schnallt er sich den Gurt um, der später mit den Leinen am Segel befestigt wird. "Der Gurt verlagert die gesamte Zugkraft auf meinen Rücken. Ansonsten könnte ich den Kite gar nicht halten", erläutert der 20 Jahre alte Kieler. Hunderte Kilometer ist er angereist — wie fast alle Teilnehmer hier. Und nun kommt's drauf an: Alles muss sitzen. So auch der Sturzhelm auf seinem Kopf und das Trikot mit persönlicher Startnummer auf der Brust.

Mit einem Karabinerhaken befestigt Joey Oldenbürger die Seile am Gurt. Ein Starthelfer greift anschließend unter die große Segelfläche, stößt sie nach oben. Sofort bekommt der Kite Auftrieb, zappelt noch zwei Sekunden lang im Wind und entfaltet sich dann in voller Breite — mehr als 15 Meter über dem Kopf des Sportlers. Der Countdown läuft bereits, da springt Joey Oldenbürger in die Fußschlaufen seines Boards, steht für einige Sekunden still, und dann startet er mit 19 Konkurrenten ins Rennen. Dem Zuschauer bietet sich ein atemberaubendes Bild, ein Bild von Freiheit: 20 bunte Kites am Himmel ziehen die im Verhältnis dazu winzigen Starter auf ihren Boards.

Im Rundkurs gewinnt, wer es in 15 Minuten am häufigsten schafft, die Mitte des Parcours zu umkurven. Schon am Start entsteht Chaos: Die Fahrer müssen achtgeben, ihre Segel nicht in die Tragschnüre der Konkurrenten zu manövrieren. Es kommt zu Stürzen. Die Kiter sind vollgespritzt mit Matsch, Gras färbt ihre Hosen.

Den Überblick über die Platzierungen verlieren die meisten Zuschauer schon nach fünf Minuten und selbst Joey Oldenbürger ist sich nach dem Rennen nicht sicher, auf welchen Platz er es geschafft hat: "Ich glaube, ich bin Vierter oder Fünfter geworden", sagt er. Und dann muss er schon wieder aufs Board. Der zweite Lauf steht an. Denn die Kite Landboarder nutzen jede Sekunde, in der das Wetter mitspielt.

(RP)
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