Korschenbroich Als Azubi auf dem Bauernhof

Korschenbroich · Der Vater ist Kaufmann, die Mutter Friseurin. Sohn David Kehl reizt ein anderer Beruf mehr. Er wird lieber Landwirt. Gerade hat seine Ausbildung begonnen. In NRW zählt der 17-Jährige aus Schlich damit zu den 40 Prozent der Landwirtschafts-Azubis, die keiner Bauernfamilie entstammen.

 Lehrling David Kehl wartet gerne die schweren Maschinen und hilft beim Ackerbau. Im ersten und dritten Ausbildungsjahr arbeitet er in Liedberg, auf dem Hof der Familie Bertrams. Danach geht er vielleicht für ein bis zwei Jahre nach Bayern.

Lehrling David Kehl wartet gerne die schweren Maschinen und hilft beim Ackerbau. Im ersten und dritten Ausbildungsjahr arbeitet er in Liedberg, auf dem Hof der Familie Bertrams. Danach geht er vielleicht für ein bis zwei Jahre nach Bayern.

Foto: markus rick

Einen schöneren Job kann sich David Kehl nicht vorstellen. "Als Landwirt ist man oft an der frischen Luft. Die Arbeit ist sehr abwechslungsreich, mal hat man mit Tieren zu tun, mal wartet man Maschinen oder hilft bei der Ernte", schwärmt der 17-Jährige aus Schlich. Die Eltern einer Tante haben einen Bauernhof, "da habe ich als Fünfjähriger schon mitgeholfen", erzählt er. Als David in die achte Klasse kam, stand für den damaligen Hauptschüler fest: "Ich werde Landwirt". Am 1. August hat er im Liedberger Betrieb von Bauern Willi Bertrams mit der Ausbildung angefangen.

Sein Vater ist Einzelhandelskaufmann, die Mutter gelernte Friseurin — für David gibt es also keinen elterlichen Betrieb, den er später übernehmen könnte. Das ist heutzutage keine Seltenheit mehr: "Mittlerweile kommen 40 Prozent der Auszubildenden von außerhalb der Landwirtschaft", sagt Bernhard Rüb, Pressesprecher der Landwirtschaftskammer NRW.

Vom eigenen Betrieb träumen

"Vielleicht arbeite ich später als Angestellter eines Lohnunternehmers", überlegt David. Dann würde er in dessen Auftrag als Dienstleister für landwirtschaftliche Betriebe Aufgaben wie das Düngen, Säen und Ernten übernehmen. "Auf den Höfen werden solche Kräfte gesucht, weil die Betriebe immer größer werden", sagt Bernhard Rüb. Eine andere Möglichkeit für Auszubildende wie David sei es, zu studieren und dann zum Beispiel als Agraringenieur bei Institutionen wie der Landwirtschaftskammer anzufangen. "Ich träume natürlich schon davon, irgendwann einen eigenen Betrieb zu haben. Aber dafür müsste man sicher mindestens eine Million Euro zur Verfügung haben, allein die Maschinen sind schon sehr teuer", sagt David.

Nach der Ausbildung könnte er sich vorstellen, für ein bis zwei Jahre nach Bayern zu gehen und dort bei einem Landwirt anzuheuern. David hätte aber auch in der Heimat gute Chancen: "Wir würden ihn sehr wahrscheinlich übernehmen", sagt Landwirt Willi Bertrams. In seinem Betrieb hat David bereits ein Schülerpraktikum absolviert, Bertrams Sohn Andreas wird den 17-Jährigen in den kommenden zwölf Monaten ausbilden.

Das zweite Lehrjahr verbringt David dann auf einem Hof in Grevenbroich, für das dritte Jahr wechselt er voraussichtlich wieder nach Liedberg. Dort ist der Azubi jetzt mitverantwortlich für 190 Rinder, 60 davon sind Milchkühe. Er hilft den Bertrams dabei, das Getreide und die Rüben zu ernten, das Blumenfeld für den Pflanzenverkauf und die Milchtankstelle für die Kunden in Schuss zu halten. Sein Arbeitstag beginnt morgens um 7 Uhr, "jetzt in der Erntezeit kann das dann abends auch mal bis zwölf Uhr gehen", erzählt David. An zwei Tagen pro Woche besucht er die Berufsschule, manchmal hat er sonntags Stalldienst.

Besonders gut gefallen ihm der Ackerbau und die Maschinenpflege, Unkraut zu jäten gehört hingegen zu den Aufgaben, die der junge Azubi nicht so gerne mag. Aber "was erledigt werden muss, muss eben erledigt werden", sagt David Kehl und zieht kurz die Schultern hoch.

(naf)
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