Korschenbroich Der Cut des Königs von 1929

Korschenbroich · Gertrud Josten hat ihn vor Motten geschützt und über Jahrzehnte in Ehren gehalten: Den Cut, mit dem ihr Vater Karl Bernardy 1929 König der Junggesellen-Schützen war, hängt noch heute in ihrem Schrank – unversehrt.

Für den Schützen-Fähnrich Karl Bernardy war es gewiss ein einmaliges Erlebnis, einmal König zu sein. Und da musste ein besonderer Rock her: ein schicker Cut. Bernardy, Jahrgang 1898, trug das schwarze, fein gestreifte Stück 1929 bei Unges Pengste – als Majestät der Bruderschaft. An Glanz und Qualität hat das Kleidungsstück bis heute nicht verloren.

"Der Cut ist hoch und heilig, den verwahre ich im Kleiderschrank", sagt Gertrud Josten. Denn für die 75-Jährige ist der Anzug ein Familienerbstück. Sie ist die Tochter des Königs von 1929.

Die Erinnerung an Karl Bernardy wird aber nicht nur im Hause Josten wachgehalten. Auch Im Foto-Archiv der Korschenbroicher Bruderschaften ist Bernardy zu finden – mit seinem Cut. "Bernardy war bekanntlich 1929 der letzte Junggesellen-König im Cut", sagt Ralf Heinrichs, der sich mit der Korschenbroicher Schützenhistorie bestens auskennt. Der Cut sei seinerzeit eigens für das Pfingstfest geschneidert worden.

Und wahrscheinlich ist er seit dieser Schützensause auch nie mehr getragen worden. Gertrud Josetn kann sich jedenfalls nicht erinnern, dass das Familienerbstück noch einmal zum Einsatz kam. Zylinder und Weste hegt sie auch noch im Kleiderschrank – geschützt gegen Motten und anderen Unbill. Nur eine alte weiße Hose ist leider abhanden gekommen.

Der Anzug beeindruckt sie noch heute. "Das ist echte Qualität", sagt die 75-Jährige. Die Mitglieder des Schützenzuges "Schluckspechte" staunten vielleicht auch deshalb nicht schlecht, als ihnen ein Spross der Familie Josten beim Maiensetzen im vorigen Jahr das mehr als 80 Jahre alte Schneidermeister-Werk präsentierte.

Dank des Sammel- und Rechercheeifers im Bruderschaftsarchiv ist aber nicht nur bekannt, dass der König im Cut von 1929 Karl Bernardy war. Ralf Heinrichs und Josef Pauen wissen auch die Namen der beiden Minister zu sagen: Auf dem alten Schwarz-Weiß-Foto steht links neben Bernardy Peter de Renet und rechts stützt sich Leo Meuser auf einen Spazierstock.

Die Zylinder der Minister sind mit Bändern verziert, der Hutschmuck des Königs sieht nach einem Blumenkranz aus. Josef Pauen hat aber auch die Füße angeschaut. Da die Schuhe etwas staubig sind, vermutet er, das Bild sei an Fronleichnam entstanden. Das Trio ist womöglich zuvor mit der Prozession an Feldern entlanggezogen.

(RP/rl)
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