Korschenbroich Kino mit starken Bildern und großen Gefühlen

Korschenbroich · Bereits im vergangenen Jahr gehörte zur Veranstaltungsreihe "Korschenbroich liest" auch eine Filmvorführung. Nach "Broken silence" gab's jetzt im Pfarrzentrum "Kirschblüten-Hanami" von Doris Dörrie zu sehen. Die Resonanz war so groß, dass zusätzliche Stühle herbeigeschafft werden mussten. Taschentücher mussten nicht verteilt werden, obwohl der Film unter die Haut ging.

 Hatten zum Kirchen-Kino geladen: Rita Milke (r.) und Claudia Foerster.

Hatten zum Kirchen-Kino geladen: Rita Milke (r.) und Claudia Foerster.

Foto: HPR

"Korschenbroich liest" mal anders

Sicher, Dr. Rita Mielke oder Claudia Foerster hätten auch aus dem gleichnamigen Buch vorlesen können. Der Film hatte jedoch seine besonderen Reize: Sehr poetisch, mit vielen tollen Bildern aus Tokyo und Umgebung. Dass "Kirschblüten-Hanami" kein Reisebericht ist, wurde schnell deutlich. "Das ist ein ganz wunderbarer, leiser Film, der viel von der japanischen Tradition verrät", hatte Foerster gleich zu Beginn der Vorführung zu verstehen gegeben. Ein wenig enttäuschend: Die erste der beiden Stunden, die der Film dauert, spielten in einem bayerischen Dorf, in Berlin und an der Ostsee. Trudi Angermeier (Hannelore Elsner) erfuhr von Ärzten, dass ihr Mann Rudi (Elmar Wepper) nicht mehr lange zu leben habe. Das Paar führte bis dahin ein biederes, langweiliges Leben. Träume wurden nicht verwirklicht.

Die Zuschauer mussten bei Wein und Käse erleben, wie Trudi plötzlich an der Ostsee verstirb. Sie litten mit dem Witwer, ärgerten sich über die drei Kinder, die kein Geheimnis daraus machten, dass die Eltern ihnen lästig waren. Claudia Foerster sprach von "peinlichen Momenten", die den Zuschauern nicht verborgen bleiben sollten. So sahen sie Rudi Angermeier in Japan in Frauenkleidern, genauer gesagt in den Kleidern seiner Frau. Sozusagen posthum wollte er ihr den Traum, Japan und das Kirschblütenfest zu erleben, erfüllen.

Doris Dorries vielgelobte Produktion ist ein Appell, sein Leben zu leben, sich Wünsche zu erfüllen. Rudi Angermeier war tief in die japanische Kultur eingetaucht, ganz so, wie es seine Trudi gern erlebt hätte. Als er starb, schien er ein glücklicher Mensch zu sein. Die Zuschauer wurden also nicht tieftraurig zurückgelassen. Und sie sahen, wie anders die Japaner mit Trauer umgehen.

(RP)
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