Korschenbroich/Jüchen Landwirte weisen Kritik zurück

Korschenbroich/Jüchen · Laut Bundesamt für Naturschutz sind Landwirte für den Rückgang der Feldvögel-Bestände verantwortlich. Kreislandwirt Wolfgang Wappenschmidt will diese pauschale Schuldzuweisung nicht hinnehmen. Es gebe viele Faktoren, die den Populationsrückgang der bedrohten Vogelarten bedingen.

Diese Vögel singen schon
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Wolfgang Wappenschmidt ist verärgert. Das Bundesamt für Naturschütz (BfN) hat kürzlich die Landwirte in Deutschland für den Bestandsrückgang der Feldlerchen und anderer bedrohter Vogelarten verantwortlich gemacht. Das möchte der Vorsitzende der Kreisbauernschaft Mönchengladbach nicht so stehenlassen. "Man kann dieses Thema nicht so pauschal betrachten", sagt der Korschenbroicher. Es sei sicher nicht von der Hand zu weisen, dass auch landwirtschaftliche Faktoren ursächlich für den Rückgang der Vogelarten seien. Allerdings sei es zu einfach, den Bauern den Schwarzen Peter zuzuschieben.

500 Feldlerchenfenster

In der Mitteilung des Bundesamtes für Naturschutz heißt es, dass sich die Zahl der Vögel auf den Feldern in Europa in den vergangenen 30 Jahren halbiert habe. Allein in Deutschland sind seit 1990 mehr als eine Million Feldlerchen verstummt — eine laut BfN besorgniserregende Entwicklung. Auch im Rhein-Kreis Neuss zählen Feldlerchen, Kiebitze und Rebhühner zu den bedrohten Arten.

"Die Landwirte aus Neuss und Mönchengladbach — und auch im gesamten Rheinland — beteiligen sich an Maßnahmen zum Erhalt von Feldlerchen und anderen Vögeln", sagt Wappenschmidt. So seien in Nordrhein-Westfalen in den vergangenen drei Jahren über 20 000 Feldlerchenfenster angelegt worden. Im Rhein-Kreis Neuss und in Mönchengladbach waren es in den letzten beiden Jahren über 500. "Feldlerchenfenster entstehen, wenn die Bauern beim Aussäen die Maschinen für eine kurze Sequenz aussetzen, so dass dort kein Getreide wächst", erklärt der Vorsitzende. Diese Freiflächen dienen den Feldlerchen dann als Brut- und Lebensraum.

Die Ursachen für den Rückgang der Vogelbestände können nicht nur in der Landwirtschaft gesucht werden, sagt Wappenschmidt. Pro Jahr würden die Bauern im Rhein-Kreis Neuss und in Mönchengladbach über 300 Hektar ihrer Fläche einbüßen. Faktoren, die den Rückgang bedingen, sind vor allem auch die Zersiedelung der Landschaft, freilaufende Hunde und natürliche Feinde wie Krähen und Greifvögel.
Vögel auf dem Speiseplan

Außerdem dürfe man den Blick nicht nur auf Deutschland richten, wenn es um den Schutz der betrachteten Feld-Vogelarten gehe. Denn sämtliche bedrohte Vögel seien Zugvögel, die erheblichen Gefahren beim Zug in ihre Brut- und Winterquartiere ausgesetzt sein können. "Hierzulande werden solche Vögel geschützt, und in anderen europäischen Ländern stehen sie auf dem Speiseplan", sagt Wappenschmidt. Millionen Feldlerchen würden nachweislich jedes Jahr in Europa geschossen, sagt der Kreislandwirt.

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