Korschenbroich Pfarrhaus: Bistum in der Kritik

Korschenbroich · Das Bistum Aachen sollte weniger aufs Geld schauen und für den Erhalt des alten Pfarrhauses von St. Andreas sorgen. Darin war sich gestern Abend der Planungsausschuss des Rates einig. Die Stadt soll der Kirche ins Gewissen reden.

Das langsam verfallende alte Pfarrhaus von St. Andreas Korschenbroich vor einem Abriss zu bewahren, liegt vor allem in der Verantwortung des Bistums Aachen. Das war gestern Abend die einhellige Meinung aller Parteien im Planungsausschuss des Stadtrates. Bürgermeister Heinz Josef will einem allseits unterstützten Vorschlag der SPD folgen und im Namen des Ausschusses einen Appell nach Aachen senden. Denn auch darin war sich der Planungsausschuss einig: Wenigstens die Fassade des 1859 erbauten, seit vielen Jahren leerstehenden Hauses am Kirchplatz sollte erhalten bleiben.

Abrissantrag liegt bei der Stadt

Der Stadt liegt ein Antrag der Kirchengemeinde für eine Abrissgenehmigung für das Haus vor. Die Stadtverwaltung hat daher Denkmal-Experten des Landschaftsverbands Rheinland (LVR) um ein Gutachten gebeten. "Solange die Stellungnahme nicht vorliegt, liegt die Entscheidung über den Abrissantrag auf Eis", sagte gestern Abend der für Baufragen zuständige Fachbereichsleiter der Stadt, Georg Onkelbach. Werde das Haus nicht zum Denkmal erklärt, sei es aufgrund der Rechtslage schwierig, einen Abriss zu verhindern. Der Versuch würde womöglich zu einer gerichtlichen Auseinandersetzung führen.

Bürgermeister Heinz Josef Dick zitierte aus einem Schreiben, das er kurz vor der Sitzung erhalten hatte und das auch Onkelbach noch nicht kannte. Demnach haben Denkmalexperten des LVR bereits 2005 das Haus bewertet und der Gemeinde St. Andreas am 28. September 2005 mitgeteilt, das Pfarrhaus sei nicht denkmalwürdig. Onkelbach und Dick wollen dennoch nicht alle Hoffnung fahrenlassen. "Das muss ja nicht heißen, dass der Landschaftsverband nach wie vor die Sache so sieht wie 2005", meinte Onkelbach, "es mag dort ja inzwischen andere Mitarbeiter sehen, die das heute anders bewerten."

"Man kann nur hoffen, dass das Bistum seiner Verantwortung gerecht wird und nicht nur auf die Rendite schaut", meinte Andreas Heidemann (CDU). Nach Angaben aus dem Kirchenvorstand von St. Andreas erwartet das Bistum Aachen eine Rendite von mindestens vier Prozent aus dem alten Pfarrhaus. Die Kirchengemeinde denkt seit Jahren über neue Nutzungen für das Gebäude nach und sucht derzeit nach einem Investor, der auf dem Grundstück ein Altenheim baut. Kirchenvorstandsmitglied Dr. Rita Mielke sähe auch dabei zumindest die Fassade des Hauses gerne erhalten. Eine Mindestforderung ist das laut Heidemann auch für die CDU. Der Korschenbroicher Kirchenvorstand kann die Immobilienfrage jedoch nicht souverän entscheiden. Das Bistum Aachen hat das letzte Wort.

(RP/rl)
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