Krefeld A 57 – Alle Fragen zum Ausbau

Krefeld · Erstmals hat das Land gestern über die konkrete Planung des A 57-Ausbaus auf Krefelder Gebiet berichtet. In Oppum könnte schon 2015 mit dem Bau gestartet werden. Komplett fertig sein könnte die Autobahn im Idealfall 2021.

Seit gestern ist klar, wie das Land beim Ausbau der A 57 vorgeht. Zwei Vertreter des Landesbetriebs Straßen NRW, Jochen van Bebber und Michael Kaufmann, präsentierten im Bauausschuss die nächsten Planungsschritte bis zum Ausbaubeginn. Die wichtigsten Fragen und Antworten im Überblick: Wie verbessert sich der Lärmschutz?

Wichtigste Nachricht für die Krefelder: Der Landesbetrieb versprach optimalen Lärmschutz. Durch Flüsterasphalt und Lärmschutzwände werde mindestens eine Halbierung der Lärmbelastung erreicht. Michael Kaufmann von Straßen NRW sagte: "Am Ende hört man nicht mehr als an einer gering befahrenen Stadtstraße." Offen ist noch, ob auch im Teilabschnitt von Moers bis Gartenstadt Flüsterasphalt verlegt wird. Van Bebber versprach aber: "Wir werden in Krefeld keinen Lärmschutz erster und zweiter Klasse haben. Alle Abschnitte werden erstklassig bedient." Womöglich ist es für das Land günstiger, in Gartenstadt alte Hochhaus-Immobilien aufzukaufen und abzureißen als streckenweise größeren Lärmschutz einzurichten. "Das wird die Planung zeigen", sagte Jochen van Bebber. Wie ist der Zeitrahmen? Das Land geht beim Ausbau in mehreren Abschnitten vor: Der Bereich "Oppum" hat oberste Priorität. Hier hat der Bund bereits die Finanzierungszusage gegeben. Im März 2012 geht der Entwurf an das Ministerium. Baubeginn wäre 2015. In Oppum gibt es aber wegen der Geismühle, der Autobahnkapelle und der Raststätte großes Konfliktpotenzial. Hier ist eine Lärmschutzwand in Höhe von 7,50 Meter vorgesehen, die oben nicht zur Autobahn hin gebogen ist. Vorgezogen wird auch der Bereich "Kapellen". Frühestens Ende 2013 werden hier Bürger im Rahmen des Planfeststellungsverfahrens ihre Wünsche einbringen können, Baubeginn wäre 2016. Hier ist nur in Teilen eine Lärmschutzwand vorgesehen, im Bereich des Golfplatzes Elfrather Mühle bleibt es bei den Wällen. Der unmittelbare Krefelder Abschnitt Stadtmitte von den Ausfahrten "Gartenstadt" bis "Oppum" ist der letzte Ausbauabschnitt. Der früheste Baubeginn wäre hier 2018, Fertigstellung erst in 2021. Hier soll die Lärmschutzwand 6,50 Meter in zur Fahrbahn gebogener Form sein, dies bremst den Lärm besser ab. Was passiert in Oppum?

Für die Geismühle in Oppum bringt der Umbau gravierende Änderungen. Sie ist künftig nicht mehr von der Autobahnraststätte aus erreichbar, da eine durchgezogene Lärmschutzwand installiert wird. Jürgen Wettingfeld (CDU) sah darin aber auch Vorteile: Bisher habe es häufiger Einbruchserien im Oppumer Süden gegeben. Da die Autobahn künftig nicht mehr über die Raststätte erreichbar sei, hoffe er auf eine Senkung der Einbruchzahlen. Er forderte für Oppum: "Wir brauchen Lärmschutz so früh wie möglich." Jochen van Bebber versprach: "Sobald Baurecht da ist, werden wir vorab den Lärmschutz bauen, das ist übliche Vorgehensweise." Auch die Sicht auf die Geismühle wird behindert sein – die Wand wird so hoch, dass die Mühle weniger zu sehen sein wird. Das Land denkt daran, transparente Lärmschutzwände dort aufzustellen. Die Politik gab jedoch auch den Wunsch mit auf den Weg, einheitlichen Lärmschutz in Krefeld zu haben. Wie die Lösung für die Geismühle aussehen kann und wie die Lärmschutzwände aussehen sollen, soll demnächst bei Gestaltungswettbewerben erdacht werden. Eine Jury von Stadt und Land soll Vorschläge aussuchen. Die Hochschule Niederrhein hat schon Ideen eingereicht; denkbar wären zum Beispiel Lärmschutzwände, die von außen aussehen wie Häuser. Wie wird die Öffentlichkeit weiter beteiligt?

Das Land versprach gestern umfassende Öffentlichkeitsbeteiligung; es wolle aus "Stuttgart 21" lernen. Geplant sind Internetseiten, Gesprächskreise mit Bürgern, Sprechstunden bei Straßen NRW, auch ein Film über die Baumaßnahme. Auffällig jedoch: Die Politik versuchte zu bremsen. Der Ausbau der A 57 sei beschlossen, war der Tenor. Zu viel Bürgerbeteiligung könne Begehrlichkeiten wecken. Diese Befürchtung äußerten sowohl Grünen-Fraktionschefin Stefani Mälzer als auch Ratsherr Jürgen Hengst (SPD). "Wecken Sie bei den Bürgern keine falschen Hoffnungen", sagte Stefani Mälzer, die gleichzeitig aber die Öffentlichkeitsbeteiligung ebenso wie Hengst lobte. Mit welcher Verkehrsbelastung wird gerechnet?

Eine Erkenntnis des gestrigen Abend: Beim Land herrscht noch große Unklarheit darüber, wie groß die tatsächliche Verkehrsbelastung sein wird. Ein altes Gutachten aus 2005 ging auf dem Abschnitt Krefeld für 2010 von 81500 Fahrzeugen pro Tag und für 2020 von 105 000 Fahrzeugen pro Tag aus. Ein aktuelles Gutachten aus 2011 schätzt diese Zahlen als viel zu hoch ein. Auf Nachfrage von Straßen NRW habe es jedoch keine Begründung dafür gegeben, warum die alten Werte von 2005 zu hoch sind, sagte Kaufmann. Ende vom Lied: Straßen NRW will noch einmal ein Gutachten in Auftrag geben.

(RP)
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