Krefeld Abi-Gag: Schüler mimen Amoklauf

Krefeld · Der Hausmeister des Gymnasiums Horkesgath hat vermummte Schüler abgefangen, die mit Spielzeug-Maschinengewehren anrückten. Die Schulen reagieren zunehmend restriktiv auf Abi-Scherze.

 Horkesgath-Schulkomplex: Hier haben sich Schüler einen üblen Scherz erlaubt.

Horkesgath-Schulkomplex: Hier haben sich Schüler einen üblen Scherz erlaubt.

Foto: Thomas Lammertz

Schrecksekunde am Horkesgath-Gymnasium: Am Dienstag tauchten drei verkleidete und vermummte Schüler mit Plastikmaschinengewehren auf und wollten offenbar einen Amoklauf vortäuschen. Hausmeister und Lehrer hielten die Schüler auf und verwiesen sie der Schule, berichtete jetzt Direktor Klemens Seth. Die Schüler seien keine Horkesgath-Schüler gewesen, betonte er. Die ganze Aktion sei ein Scherz im Rahmen der Motto-Woche gewesen, die zurzeit an allen Gymnasien von Abiturienten begangen werden.

Vorfälle wie dieser sind Ursache dafür, dass die Schulen zunehmend restriktiv auf Abi-Gags und Motto-Woche reagieren. So gab es an allen Gymnasien Gespräche mit den Oberstufen, "Besuche" benachbarter Schulen zu unterlassen. Im vergangenen Jahr hatte es "grenzwertige" Aktionen und Alkoholexzesse gegeben. Am Ricarda-Huch und am Moltke-Gymnasium waren Schüler anderer Schulen mit Anonymous-Masken aufgetaucht und hatten besonders die Unterstufen-Schüler verschreckt. Wenn 80 vermummte Schüler in eine Schule eindringen, sei das nicht als Scherz einzustufen, so Direktor Rolf Neumann vom Moltke-Gymnasium. An seiner Schule sind Abi-Gags seit fünf Jahren verboten. Zuvor war es zu Glasbruch in der Schule gekommen.

In diesem Jahr hatte das Schulministerium alle Schulen angeschrieben und zum Handeln aufgefordert. Die Gespräche zwischen Schulleitung und Abiturjahrgängen haben wohl im Großen und Ganzen gefruchtet: Schüler und Schulleitungen haben demnach vereinbart, Vermummungen und Besuche fremder Schulen zu unterlassen. Harald Rosendahl, Direktor des Arndt-Gymnasiums, hat im Vorfeld mehrere Gespräche geführt und ist mit der diesjährigen Motto-Woche zufrieden. Auch Störungen des Unterrichts anderer Klassen konnten weitgehend vermieden werden.

Die Innenstadt-Gymnasien hatten in den vergangenen Jahren keine Probleme, sagt Waltraud Fröchte, Direktorin am Fichte-Gymnasium. Was ihr zunehmend nicht gefällt, ist der Alkoholkonsum am Nachmittag außerhalb der Schule. Wenn die Abiturienten im Umfeld der Schule feierten, sei das für die jüngeren Schüler, die im Ganztag bis nach 16 Uhr in der Schule sind, kein gutes Vorbild. Es gebe auch viele Muslime an der Schule, die überhaupt keinen Alkohol tränken.

Beim Gymnasium Fabritianum wollten die Abiturienten diese Nacht in Zelten auf dem Parkplatz der Schule feiern. Bisher hat Vize-Schulleiter Burkhard Frohnert keine Alkoholexzesse in der Schülerschaft zu beklagen, das sei eher ein Problem an Altweiber.

An der Marienschule beginnt der Zulassungstag mit einem Gottesdienst. Ihren letzten Schultag wollen die Schüler verkleidet feiern. Autokorsos zu anderen Schulen sind am Gymnasium am Stadtpark ebenso verboten wie der Inkognito-Tag. Direktor Rolf Nagels will so ausschließen, dass 100 Schüler maskiert durch das Haus laufen. Auch am Maria-Sibylla-Merian-Gymnasium ist für Direktor Heinz Strohe bisher alles im "erträglichen Rahmen" gelaufen. Abi-Gags gibt es seit Jahren nicht mehr. Gestern war es in der Schule sehr ruhig. Früher seien die Schüler gern in die Innenstadt gezogen, das schlechte, kalte Wetter haben aber vielen die Lust genommen. Bisher hielten sich die Abiturienten an die Absprachen, trotzdem sagt Strohe: "Wir sind froh, wenn es vorbei ist."

Klemens Seth, Schulleiter des Gymnasiums Horkesgath, lobt seine Abiturienten als eine sehr friedliche Oberstufe. Trotzdem gab es Mittwoch Störungen des Unterrichts anderer Klassen. Ein, zwei Schüler, die "nicht nur Kakao" getrunken hatten, musste er nach Hause schicken, weil sie betrunken war.

(RP/jco)
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