Krefeld Anti-Superstar Thomas Godoj

Krefeld · Der Weg vieler Gewinner von Shows wie "Deutschland sucht den Superstar” führt über einen kurzen Höhenflug direkt in die Bedeutungslosigkeit. Doch es gibt Ausnahmen: Eine davon ist Thomas Godoj, der nun in Krefeld auftritt.

 DSDS-Gewinner Thomas Godoj tritt nun in Krefeld auf.

DSDS-Gewinner Thomas Godoj tritt nun in Krefeld auf.

Foto: AP, AP

Eigentlich dürfte es Thomas Godoj gar nicht mehr geben. Zumindest nicht als Künstler, für den sich Medien und Fans noch interessieren. Denn sein Sieg bei der RTL-Castingshow "Deutschland sucht den Superstar” (DSDS) ist schon die Ewigkeit von zwei Jahren her.

Nur die hartnäckigsten DSDS-Experten kriegen überhaupt noch den Namen seines Nachfolgers Daniel Schumacher zusammen, der 2009 kurzzeitig als "Superstar” gefeiert wurde. "Du wirst ins Rampenlicht katapultiert, und nach der ersten Single bist du meistens schnell wieder weg. So läuft das eben”, sagt Godoj gelassen, ohne dass es aufgesetzt wirkt.

Dass es bei ihm anders ist, dass er auch nach zwei Jahren noch Konzerte gibt ­ am Mittwoch, 21. April, tritt er in der Kulturfabrik auf ­ könnte eben mit dieser Gelassenheit zusammenhängen. Schon während der Show wirkte er nie so, als würde sein Selbstwertgefühl vom Urteil der Jury um Dieter Bohlen abhängen. Er trat nie verkleidet auf, sondern immer als er selbst: Jeans, T-Shirt, lange Haare. Musikalisch konzentrierte er sich auf Rock mit leichtem Pop-Einschlag, in Interviews gab er sich unaufgeregt.

Mit großem Abstand setzte er sich im Finale gegen seinen Konkurrenten durch und trat danach jenen kurzen Höhenflug durch TV-Shows und Charts an, den alle Castinggewinner erleben. Viele sind dabei so beseelt von der Aussicht auf ein Leben in Ruhm, dass sie ihre Identität komplett aufgeben und blind den Vorgaben ihrer vermeintlich erfahrenen Berater folgen.

Dadurch werden sie austauschbare Pop-Produkte, deren Halbwertzeit höchsten bis zum Beginn der nächsten DSDS-Staffel reicht. Godoj trennte sich nach kurzer Zeit von RTL-Juror und Manager Volker Neumüller, weil ihre "Philosophien” nicht zusammenpassten. "Er buchte riesige Hallen, um hohe Vorschüsse zu kassieren. Dabei war gar nicht klar, dass ich sie füllen würde”, erinnert sich der 32-Jährige. Mit der Abkehr vom DSDS-Umfeld ließ auch der ganz große Hype nach ­ aber es folgte eben kein Absturz ins Bodenlose.

Thomas Godoj hat eine treue Fan-Basis, die ihm kreuz und quer durch die Republik folgt. "Er hat eine einzigartige Stimme und ist ein bescheidener Mensch, der ohne Skandale auskommt”, schwärmt Barbara Feyerabend, die ihn vor dem Konzert in der Krefelder Kulturfabrik treffen durfte. Dank seiner Konzerteinnahmen kann er von der Musik leben, sagt Godoj, der im Sommer zum zweiten Mal Vater wird. "Mit CD-Verkäufen erreichst du heutzutage kaum noch etwas, und die Radiosender spielen mich eben kaum, weil ich ein Castingstar bin.” Das ist das einzige, was er mit seinen Vorgängern gemeinsam hat.

(RP)
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