Krefeld Bücherei-Freunde geben nicht auf

Krefeld · Rund 80 Menschen haben gestern in Uerdingen für den Erhalt ihrer Bücherei demonstriert.

 Demonstranten vor dem "Et Klöske" in der Uerdinger Fußgängerzone.

Demonstranten vor dem "Et Klöske" in der Uerdinger Fußgängerzone.

Foto: Thomas Lammertz

Überraschend hat gestern in der Bezirksvertretung Uerdingen ein Antrag der SPD eine Mehrheit gefunden, in dem an die Uerdinger Ratsmitglieder der Vertretung appelliert wird, den Sparhaushalt für Krefeld im Rat am 7. Mai abzulehnen. In dem Haushalt wird das Aus für Uerdingens Bücherei beschlossen. Der Antrag fand eine Mehrheit, weil Werner Näser (CDU) und Uwe Gietz (FDP) mit SPD und Grünen stimmten. Der Appell ist nicht bindend. Vor Beginn der Versammlung hatten draußen vor dem "Et Klöske" rund 80 Menschen für den Erhalt der Bücherei demonstriert, unter anderem mit dem Lied "Die Gedanken sind frei" und mit einer auf Uerdingen umgetexteten Fassung ("Uerdinger Bücherei: Menschen kommen und gehen. Ist es aus und vorbei?"). Kinder und Jugendliche trugen Pappschilder mit Aufschriften wie "Wer bezahlt das Bahnticket?" (in die Innenstadt zur Mediothek nämlich), "Ich will lesen!" oder "Bloß keine Bildung! Die reden sonst noch mit!". Susanne Tyll vom Arbeitskreis "Erhalt Bücherei Uerdingen", betonte, wie wichtig die Ausstattung der Quartiere für eine älter werdende Gesellschaft sei. Für die SPD betonte Ratsherr Jürgen Hengst die Bedeutung der Bücherei als "Identifikationspunkt für Uerdingen"; für die Grünen sagte Ratsfrau Elvira Gergis, dass es bei der Bücherei um "ein Stück Quartiers-erhalt" gehe. Tyll griff auch Uerdingens CDU-Bezirksvorsteher Elmar Jakubowski an. Sie unterstellte ihm, dass er sich nicht genug um Uerdinger Belange kümmere, weil er bereits angekündigt habe, im Rat für den Sparhaushalt und damit für die Schließung der Bücherei zu stimmen. Es sei "verwunderlich, dass es Uerdinger gibt, die sich, obwohl sie in Uerdingen leben, nicht für den Erhalt der Bücherei einsetzen". Dagegen wehrte sich Jakubowski später in der Sitzung. Er betonte, dass alle den Erhalt der Bücherei wollten und die Bezirksvertretung über Jahre immer wieder die Schließung abgewendet habe. Den Ausschlag aber hätten nun Zahlen im Kulturausschuss gegeben, wonach die Uerdinger Bücherei im Vergleich zur Mediothek sehr wenig genutzt werde. Eben dieses Zahlenwerk zweifelt der Arbeitskreis an. Ein Sprecher äußerte in der Fragestunde den Verdacht, dass von den gut 3600 Neuanmeldungen, die 2012 für die Mediothek angegeben worden seien, das Gros verschenkt worden sei – überschlägig kam der Mann auf rund 3000 verschenkte Ausweise (an Neugeborene zum Beispiel). Die AK-Aktivisten vermuten, dass die Zahl künstlich hochgerechnet wird, um die Uerdinger Zahl – 140 Neuanmeldungen – quasi mickrig aussehen zu lassen. Die Verwaltung wird ihm antworten.

Die Schließung der Uerdinger Bücherei ist Teil der Haushaltssanierung der überschuldeten Stadt Krefeld und soll 30 000 Euro im Jahr einsparen. Der Finanz- und Beteiligungsausschuss hat sich bereits mit den Stimmen von CDU, FDP und UWG für die Sparliste ausgesprochen. Der Rat entscheidet am 7. Mai über den Spar-Haushalt.

(RP)
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