Eklat in Krefeld Bürger singen während Ratssitzung

Krefeld · Während der von der SPD geforderten namentlichen Abstimmung im Krefelder Rat über den Sparhaushalt hat es am Dienstag einen kleinen Eklat gegeben. Nach Zwischenrufen kam es zu Protestgesängen.

 "Die Gedanken sind frei" – Uerdinger gegen die Bücherei-Aus.

"Die Gedanken sind frei" – Uerdinger gegen die Bücherei-Aus.

Foto: T. L.

Als Oberbürgermeister Gregor Kathstede die Ratsmitglieder mit Namen aufrief und bei Rosemarie Böhme (CDU), Ratsfrau des Bezirks Uerdingen, angekommen war, antwortete diese mit "Ja" und signalisierte, dass sie der Sparliste mit der Schließung der Bücherei Uerdingen zustimmt. "Pfui", ertönte es daraufhin aus Reihen der Uerdinger Initiative für den Erhalt der Bücherei.

 Die Linner Keld Matthiesen, Ursula Giebels und Huber Jeck gestern im Ratssaal.

Die Linner Keld Matthiesen, Ursula Giebels und Huber Jeck gestern im Ratssaal.

Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Oberbürgermeister Kathstede drohte, den Protestler des Saales zu verweisen. "Sie können mit Plakaten protestieren, aber Zwischenrufe dulde ich nicht", sagte er. Alle CDU-Ratsmitglieder, die der FDP und UWG ebenso wie Kathstede votierten namentlich für die Sparliste. Die Uerdinger Besucher standen nach dem Beschluss auf und sangen: "Die Gedanken sind frei" in einer auf die Bücherei gemünzten Version. Einzelne Ratsherren, darunter Joachim Heitmann (FDP) sowie CDU-Ratsherren, sangen lauthals mit.

Das war der Höhepunkt einer mitunter turbulenten Ratssitzung, in der die Sparliste verabschiedet werden musste, nachdem die Bezirksregierung zuvor einen Ratsbeschluss dazu gefordert hatte. Protest gab es neben dem aus Uerdingen auch aus anderen Stadtteilen. Der Linner Bürgerverein reichte eine Unterschriftenliste ein und forderte den Erhalt des Bürgerbüros — stattdessen beschloss der Rat den Einsatz von Bürgerbussen. Erfolgreicher war der Protest aus Fischeln und Königshof — überraschend fand sich eine Mehrheit für den barrierefreien Umbau des Fischelner Rathauses; obwohl die Verwaltung zuvor entschieden hatte, dieses Geld für den Umbau des Stadtwaldhauses zu verwenden. "Das war mit uns nicht abgestimmt", sagte CDU-Fraktionschef Wilfrid Fabel.

Jetzt ist die Liste beschlossen und die Verwaltung muss deutlich machen, wie sie die Posten umsetzt. Anfragen unserer Zeitung, was nach den Beschlüssen passiert, hat die Stadt bisher mit Verweis auf ausstehende Ratsentscheidungen nicht beantwortet. FDP-Fraktionschef Heitmann machte bereits deutlich, wohin die Reise gehen kann: "Wir sind selbstverständlich bereit, nachzujustieren und gegenzusteuern, wenn sich eine neue Situation ergibt." Die Kämmerei könnte also die Schließung der Bücherei auf 2014 vertagen und hoffen, dass bis dahin durch Steuereinnahmen mehr Geld als erwartet geflossen ist.

(RP/anch)
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