Krefeld Der Zauber des Klenke-Quartetts

Krefeld · Bei der Burgserenade glänzten die vier Streicherinnen mit Temperament und Harmonie. Zum Aufwärmen gab es Purcell. Bei Schumann hätte das Publikum schon eine Zugabe gewünscht. Und bei Beethoven war die ganz hohe Schule zu hören.

Voll besetzt erwartete der Rittersaal der Burg Linn das Klenke Quartett, ein Streicherinnen-Ensemble aus Weimar, angeführt von der Violinistin Annegret Klenke.

Man begann mit vier kleinen Fantasien von Henry Purcell. Die jeweils getragen beginnenden und tänzerisch endenden Stückchen eigneten sich gut für den Einstieg und das Erreichen der rechten Betriebstemperatur. In der vierten Fantasie kam denn auch eine gewisse Lieblichkeit auf, was von der schön geschwungenen Melodie gefördert wurde. In der Chaconne in g-Moll, ebenfalls von Purcell, begann sich dann jene Klasse zu entfalten, für die das Quartett immer wieder gerühmt wird. Herrlich floss das Leitthema von Instrument zu Instrument, feinsinnig gelangen die rhythmischen Finessen, und der Ton der drei kleinen Instrumente verströmte nun ähnliche Wärme wie zuvor schon der von Ruth Kaltenhäusers Cello.

Es folgte Robert Schumanns Streichquartett in A-Dur. Dem "espressivo" in der Bezeichnung des ersten Satzes wurden Klenke, die zweite Violinistin Beate Hartmann, die Bratschistin Yvonne Uhlemann und die Cellistin wahrlich gerecht. Die komplexe Rhythmik mit wechselnden Tempi und intensiven Repetitionen führten sie zu einer mitreißenden Steigerung, wurden im Weiteren noch immer kühner im Strich und wirbelten im abschließenden Allegro molto vivace durch anhaltende Staccati, beinah hektische Jagden, eine Anspielung auf den Walzertakt und einen leicht ironisch gebrochenen hymnischen Part – und das in einer Dramaturgie, die den feurigen Geist Schumanns unmittelbar ins Herz der Zuhörer fahren ließ. Die hätten denn auch am liebsten schon vor der Pause eine Zugabe gehabt, wurden für ihre Geduld aber mit einer grandiosen Interpretation von Ludwig van Beethovens Streichquartett in F-Dur belohnt. Diese letzte vollständige Komposition des Meisters hätte er sicher gern genau so gehört.

Traumhaft der Zusammenklang, und vor allem Kaltenhäuser bereitete Vergnügen durch ihr pfiffiges Spiel mit den Pausen im heiteren ersten Satz. Ohne falsche Schüchternheit kosteten sie im Zweiten die starken Kontraste aus, schufen eine unglaubliche Spannung im zugleich sanft und unheimlich aufglühenden Lento und zelebrierten ganz hohe Schule im vierten Satz, in dem Beethoven Stilmittel des frühen 20. Jahrhunderts vorausgeahnt und mit solchen seiner Zeit vermischt zu haben schien.

Die Begeisterung war stürmisch, und es gelang den Damen nicht, sich vor einer Zugabe zu drücken. Eine melancholisch-süße Miniatur zum Ausklang des Abends musste noch sein.

(RP)
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