Landtagswahl Erdrutsch in Krefeld: SPD erringt Doppelsieg

Krefeld · Triumph für die SPD, bittere Niederlage für die CDU, Überraschungserfolg für die FDP: So lassen sich die Krefelder Ergebnisse der Landtagswahl im Kern zusammenfassen.

Landtagswahl 2012 in Krefeld: SPD feiert
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Für die CDU bedeutet das Wahlergebnis einen Einbruch von fast historischem Ausmaß: Bei den Erststimmen hat die Partei mehr als sieben Prozent verloren, bei den Zweitstimmen sogar um zehn Prozent — Oberbürgermeister Gregor Kathstede zu diesem Ergebnis: "Es ist eine Frage des Anstandes, zunächst den beiden direkt gewählten Kandidaten zu gratulieren. Aus CDU-Sicht aber ist das Ergebnis eine Katastrophe. Das hat es in Krefeld so noch nicht gegeben. Ich bin in einem mittelprächtigen Schockzustand."


Verlierer des Tages ist Winfried Schittges: Ina Spanier-Oppermann verwies den Favoriten überraschend klar auf Platz zwei und holte den Wahlkreis 48 (Krefeld II) mit 21 339 Stimmen (41,3 Prozent; (Schittges: 17 500 Stimmen, 33,86 Prozent). Im Wahlkreis 47 setzte sich SPD-Kandidat Ulrich Hahnen wie erwartet sicher gegen CDU-Herausforderer Peter Kaiser mit 18 475 (44,5 Prozent) zu 11 982 Stimmen (28,8 Prozent) durch. Schittges zeigte sich gestern deprimiert über das Ergebnis, obwohl er wohl über die Landesliste in den Landtag einziehen wird. "Ich fühl mich wie Bayern München gestern Abend", sagte er; es sei bitter, nach einem engagierten Wahlkampf so "einen auf die Mütze zu bekommen". An seine Partei gerichtet, sagte er, es sei wichtig, dass Fraktion und Partei neu aufeinander zugehen.


Die Niederlage ist für die CDU auch deshalb bitter, weil sie auch im Gesamtergebnis der Stadt bei den Zweitstimmen hinter dem Landesschnitt liegt: Die CDU holte demnach in Krefeld 24,3 Prozent, zwei Punkte weniger als die CDU im Landesschnitt (26,3 Prozent). Bei der Landtagswahl 2010 hatte etwa Peter Kaiser noch Bundestrends für die herbe Niederlage seiner Partei verantwortlich gemacht.


Einen Achtungserfolg kann die Krefelder FDP für sich verbuchen. Sie liegt in Krefeld bei den Zweitstimmen zwei Punkte über dem Landesschnitt ihrer Partei. Im Gesamtergebnis der Stadt liegt sie bei 10,76 Prozent der Zweitstimmen; im Land liegt die FDP bei 8,3 Prozent. Zudem konnten die Krefelder Liberalen ihr Ergebnis gegenüber der Landtagswahl 2010 noch steigern: Damals holten sie in Krefeld 8,3 Prozent. So jubelten die Liberalen bei den ersten Hochrechnungen um 18 Uhr im Rathaus am lautesten. Der Krefelder FDP-Chef Joachim Heitmann zum Wahlkampf seiner Partei: "Es ging um die Existenz der Partei. Wir haben jetzt wieder eine Basis, auf der wir agieren können." Es sei doch ein Erschrecken über die Perspektive spürbar gewesen; dass die FDP ganz verschwindet; "die Leute haben schon gesagt: Wir brauchen eine liberale Stimme im Land."


Bei den Wahlsiegern wurde gestern gefeiert. "Ein toller Erfolg; heute kann man als Sozialdemokrat nur glücklich sein", sagte Ulrich Hahnen. Er führt den Doppelsieg auch darauf zurück, dass die Grünen bewusst einen Zweitstimmen-Wahlkampf gemacht haben: "Sie haben also akzeptiert, dass die Erststimmen an Ina Spanier-Oppermann und mich gegangen sind." Frau Spanier-Oppermann sagte, sie sei "stolz und glücklich, diesen herausfordernden Wahlkampf gewonnen zu haben". Sie führte ihren Erfolg auf ihre Präsenz im Wahlkampf zurück.


Bei Grünen und Piraten sind die Ergebnisse unauffällig: Die Krefelder Grünen liegen im Gesamtergebnis der Stadt mit 11,7 Prozent der Zweitstimmen im Landesschnitt; die Piraten mit 8,5 Prozent leicht über dem Ergebnis ihrer Partei.

(areh)
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