Krefeld Erdwärme-Kraftwerk gefährdet

Krefeld · Umweltpolitiker informierten sich über Gutachten der Landesregierung zum Thema Fracking. Inhalte zu Tiefenbohrungen sollen in der politischen Diskussion über Erdwärme-Kraftwerk beachtet werden.

 Das Prinzip des Kraftwerks - so funktioniert's: 160 Grad Celsius heißes Wasser (rot) drückt sich nach oben, treibt über Wärmetauscher eine Turbine an und erzeugt Strom. Kaltes Wasser (blau) geht wieder nach unten.

Das Prinzip des Kraftwerks - so funktioniert's: 160 Grad Celsius heißes Wasser (rot) drückt sich nach oben, treibt über Wärmetauscher eine Turbine an und erzeugt Strom. Kaltes Wasser (blau) geht wieder nach unten.

Foto: Salvea

Bedeutet das Gutachten der Landesregierung über die Gefahren des Frackings das Aus für das Krefelder Erdwärme-Kraftwerk? "Wir bleiben weiter am Ball", versicherte Unternehmenssprecher Patrick Pöhler am Freitag auf RP-Anfrage. Die Krefelder Inoges AG hat bereits 2009 von der Bezirksregierung in Arnsberg das Recht erhalten, auf einem 357 Quadratkilometer großen Areal in Krefeld und Umgebung nach gewerblich nutzbaren Standorten für ein mit Erdwärme aus bis zu 5000 Meter Tiefe betriebenes Kraftwerk zu suchen. Innerhalb von fünf Jahren muss die Inoges AG herausfinden, wie und wo das angestrebte 20-Megawatt-Kraftwerk für 40 bis 60 Millionen Euro realisiert werden darf.

Im Moment tritt vor allem die Landesregierung kräftig auf die Bremse. Anlass ist die Sorge, dass so genanntes Fracking die Umwelt und insbesondere das Grundwasser schädigt. Beim Fracking erfolgt meist der Einsatz so genannter Additive für Bohrungen in tiefe Erdschichten. Es wird sowohl bei der Förderung von Erdgas als auch bei der von Erdwärme eingesetzt. Diese Additive sind Chemiecocktails, deren Zusammensetzung von den Firmen wie Staatsgeheimnisse gehütet werden, berichtete Thomas Brons von der Unteren Wasserbehörde der Stadt Krefeld in der Sitzung des Umweltausschusses. Brons stellte den Kommunalpolitikern die Inhalte des Gutachtens der Landesregierung vor. Es gebe 112 verschiedene Additive. Allen gemein sei, dass sie als "giftig, krebserregend und erbgutschädigend" gelten.

Darüber hinaus haben die Experten weitere Risiken herausgearbeitet. Da gebe es das "Flow back". Nach den Bohrungen kämen sowohl die eingesetzten Fluide (Additive) als auch unbekanntes Lagerstättenwasser in obere Erdschichten und womöglich ins Grundwasser. Ferner würden eventuell tektonische Schwächezonen (Erdbebengefahr) angebohrt oder Gesteinsinhomogenitäten verstärkt. Die Folge wäre in jedem Fall, dass unbekannte Substanzen aus unerforschten Tiefen einen Zugang in obere Schichten finden könnten.

Helmut Döpcke, Leiter des städtischen Umweltamtes, erklärte, "so lange nicht alle Bedenken geklärt sind, wird es in NRW kein Fracking geben". Das bedeutet für das Krefelder Vorhaben, "es wird keine Tiefenbohrung für Geothermie mit Additiven geben — ohne schon". Döpcke erklärte, dass sich Wolfgang Hoever als Projektbetreiber im November erklären wolle. Dessen Sprecher Pöhler betonte, dass sowohl Gutachter des Landes als auch des Bundes zu der Erkenntnis gelangten, dass die Aussagen zu den Gefahren bei der Gewinnung von Erdgas nicht komplett auf die Förderung von Erdwärme übertragen werden könnten. Allerdings räumte er auch ein, dass das "Krefelder Fracking" auch nicht ganz ohne Chemie-Zusätze auskomme.

(RP/ac/url)
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