Krefeld Gutachten bremst Geothermie

Krefeld · Der Krefelder Unternehmer Wolfgang Hoever will mit heißem Wasser aus 5000 Metern Tiefe Strom gewinnen. Das Landesumweltamt lässt derzeit von Gutachtern prüfen, ob die dafür nötige Fracking-Methode verboten wird.

 Das Prinzip des Kraftwerks – so funktioniert's: 160 Grad Celsius heißes Wasser (rot) drückt sich nach oben, treibt über Wärmetauscher eine Turbine an und erzeugt Strom. Kaltes Wasser (blau) geht wieder nach unten.

Das Prinzip des Kraftwerks – so funktioniert's: 160 Grad Celsius heißes Wasser (rot) drückt sich nach oben, treibt über Wärmetauscher eine Turbine an und erzeugt Strom. Kaltes Wasser (blau) geht wieder nach unten.

Foto: Salvea

Die Genehmigung des von Wolfgang K. Hoever geplanten Erdwärme-Kraftwerks steht weiter auf der Kippe. Der Krefelder Unternehmer muss auf ein vom Landesumweltamt in Auftrag gegebenes Gutachten warten, das am 31. August fertig sein soll. Unserer Zeitung liegen Protokolle bisheriger Sitzungsrunden zum Gutachten vor, nach denen es bei Experten Bedenken gegen die auch beim Krefelder Erdwärme-Kraftwerk angewandte Fracking-Methode — das Aufpressen eines Gesteins durch Einpressen einer Substanz — gibt.

Im Gutachten geht es im Kern um die Frage, ob in NRW das sogenannte Fracking erlaubt wird. Verschiedene Ölkonzerne wollen mit dieser umstrittenen Technik in NRW das im Stein befindliche Schiefergas fördern — auch Krefeld ist dafür Aufsuchungsfeld. Im Gegensatz zu diesen Konzernen, die als lösende Substanz auch Chemie einsetzen wollen, wird Hoever allerdings nur mit Wasser "fracken", wie er unserer Zeitung sagte .

Die Bezirksregierung Arnsberg, Genehmigungsbehörde für alle Bohrungen in NRW, hat das Krefelder Projekt dennoch vorerst gestoppt. "Alle Vorhaben dieser Art sind vorerst nicht genehmigungsfähig. Wir müssen das Gutachten abwarten", teilte gestern ein Sprecher der Behörde mit. Auch der Einsatz von Wasser beim Aufreißen von Gestein falle unter den Oberbegriff Fracking, so der Sprecher.

Seit drei Jahren wartet Hoever: 2009 machte der Unternehmer, der mit seinem Gesundheitszentrum Salvea an der Westparkstraße sitzt, den Plan eines großen Geothermie-Kraftwerks öffentlich. Mit heißem Wasser aus 5000 Metern Tiefe soll Strom gewonnen werden.

"Bisher gehen wir eigentlich davon aus, dass wir, wenn die politischen Rahmenbedingungen stimmen, an dem Projekt festhalten", teilte Salvea-Sprecher Patrick Poehler gestern auf Anfrage unserer Zeitung mit. Zuvor hatte es im politischen Raum schon Gerüchte gegeben, Hoever wolle sich komplett vom Plan verabschieden.

Bisher hat es auf Landesebene verschiedene Gutachterrunden gegeben, in denen die Experten sich kritisch zum Thema Fracking äußerten — geladen waren Kommunen, Umweltverbände, Behörden. Die Bedenken bezüglich des Einsatzes von Chemie treffen auf Krefeld nicht zu. Allerdings werden von den Experten auch durch Fracking ausgelöste Erschütterungen im Boden nicht ausgeschlossen.

In einem der Einzelgutachten heißt es: "Bei Formationen mit großflächigen Störungen, die auch unter tektonischen Spannungen stehen, kann nicht ausgeschlossen werden, dass diese durch induziertes hydraulisches Fracken aktiviert werden." Krefelds Boden steht unter einer solchen tektonischen Spannung — zuletzt hat es hier 2009 ein kleines Erdbeben der Stärke 3,1 auf der Richterskala gegeben.

Wolfgang Hoever hat diese Gefahr nie bestritten. Alle Experten sagten ihm aber, dass die Risiken absolut überschaubar sind. Die Fachwelt ist sich aber noch nicht einig, ob es spürbare seismische Ereignisse durch das Aufreißen des Gesteins über Tage geben wird.

(RP/rl)
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