Krefeld Jeder sechste Schüler ist konfessionslos

Krefeld · Vertreter der katholischen und der evangelischen Kirchen in Krefeld zeigten sich vom hohen Anteil von Schülern ohne Religionszugehörigkeit überrascht und sehen dringenden Handlungsbedarf, um für ihre Kirchen zu werben.

 Pause an der Gesamtschule Kaiserplatz: An den Krefelder Gesamtschulen ist jeder neunte Schüler konfessionslos – die 11,3 Prozent sind der geringste Anteil von allen Schulformen in der Samt- und Seidenstadt.

Pause an der Gesamtschule Kaiserplatz: An den Krefelder Gesamtschulen ist jeder neunte Schüler konfessionslos – die 11,3 Prozent sind der geringste Anteil von allen Schulformen in der Samt- und Seidenstadt.

Foto: Bastian Königs

In Krefeld gehört etwa jeder sechste Schüler keiner Kirche an. 4188 schulpflichtige Jungen und Mädchen in der Samt- und Seidenstadt sind konfessionslos. Dies teilte das Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik (IT.NRW) gestern mit. Mit einem Anteil von 15,8 Prozent von 27163 Pennälern liegt Krefeld über dem Landesdurchschnitt von 12,8 Prozent.

"Das Ergebnis ist erschreckend", sagte Volker Hendricks, Vorsitzender des Evangelischen Gemeindeverbands Krefeld, gestern auf Anfrage unserer Zeitung. Er zeigte sich ähnlich überrascht wie Lothar Zimmermann, Vorsitzender des Katholikenrats Krefeld. Trotz Jugendkirche und Konzepten für aufsuchende mobile Jugendarbeit wird offenbar ein großer Teil der Kinder und Jugendlichen nicht erreicht.

Für Hendricks sind es die neuen Medien wie Facebook und Twitter, die mehr genutzt werden müssten, um die Zielgruppe zu erreichen und für Kirche und Religion zu interessieren. Zimmermann merkt selbstkritisch an, dass die Kirche ihre Nabelschau beenden müsse und mit dem Glauben wieder mitten im Leben ankommen sollte. Der Vorsitzende des Katholikenrats zitiert eine Studie, nach der sich 84 Prozent der Befragten, die keiner Kirche angehörten, sich gleichwohl als religiös bezeichnet hätten.

Nach der Auswertung von IT.NRW sind 11790 Schüler in Krefeld katholisch, 5978 evangelisch, 4115 Muslime und 1092 aus anderen Religionsgemeinschaften. Der Anteil der katholischen Kinder und Jugendlichen ist mit knapp 44 Prozent doppelt so hoch wie der der evangelischen und liegt über dem NRW-Mittel von 40,9 Prozent. Über dem Landesdurchschnitt von 13,1 ist mit 15,1 Prozent auch der Anteil der Schüler, die dem Islam zuzuordnen sind.

Zimmermann und Hendricks betonen, dass die Angebote ihrer Kirchen den Kindern und Jugendlichen ungeachtet ihrer Religionszugehörigkeit offenstehen. Zum hohen Anteil konfessionsloser Schüler erklären beide übereinstimmend: "Das sollte für uns ein drängendes Thema werden." Ob Strategiepapiere, offener Religionsunterricht oder das noch deutlichere Herausstellen kirchlicher Bezüge bei Sozial- und Jugendarbeit Neugier und Interesse an Kirche wecken kann, sei zu diskutieren.

Der Anteil der Jungen und Mädchen ohne Religionszugehörigkeit ist je nach Schulform sehr unterschiedlich: Jeder dritte Schüler der Freien Waldorfschule ist konfessionslos, ebenso jeder vierte Förderschüler. In den Gesamtschulen ist es nur jeder neunte. Zwischen Grundschule (15,6 Prozent), Hauptschule (14,4), Realschule (16,7) und Gymnasium (14,5) gibt es weniger auffällige Unterschiede.

In Nordrhein-Westfalen gehören immer weniger Schüler einer Religionsgemeinschaft an. In den zurückliegenden fünf Jahren stieg der Anteil der Kinder und Jugendlichen ohne Konfession um 3,3 Prozent.

(RP/rl)
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