Krefeld Kasernen: Stadt hat Erstzugriff

Krefeld · Die Bundesimmobilienanstalt hat der Krefelder Stadtverwaltung das Angebot gemacht, die Kasernen Kempener Allee und Forstwald direkt zu kaufen. Die Stadt könnte dort neue Wohnquartiere entwickeln.

Ein Beschluss des Haushaltsausschusses des Bundestages macht es möglich: Die Krefelder Stadtverwaltung hat neuerdings Erstzugriffsrecht auf die zwei Kasernen in Forstwald und an der Kempener Allee. Der städtische Planungsdezernent Martin Linne sagte gestern unserer Zeitung: "Wir werden jetzt über den Kauf nachdenken, insbesondere das Angebot für Forstwald ist interessant."

Der Haushaltsausschuss hatte beschlossen, dass auf dem Gebiet einer Kommune liegende Militärgrundstücke von Kommunen direkt ohne Bieterverfahren gekauft werden können; ein Gutachter soll vorher den Wert der Fläche feststellen. Diese Entscheidung soll insbesondere den Kommunen Handlungsspielraum geben, bei denen durch die aktuelle Strukturreform in der Bundeswehr Kasernen geschlossen wurden. Auch für Krefeld gilt aber die Offerte.

Eine Regionalsprecherin der Bundesimmobilienanstalt bestätigte unserer Zeitung: "Ja wir haben der Stadt ein Angebot gemacht, der Ball liegt bei Krefeld." Jetzt stellt sich die Frage: Soll Krefeld den Kauf wagen und die Flächen langfristig – womöglich gewinnbringend – als Bauland an Investoren verkaufen? SPD und Grüne haben auf Anfrage unserer Zeitung bereits Sympathie für dieses Modell geäußert.

Durch den neuen Beschluss kommt Bewegung in die Entwicklung der beiden Kasernen, die sich beide in attraktiver Lage befinden. Die Kaserne Forstwald in direkter Nähe zur A 44 kann vom Überschwappeffekt aus Düsseldorf profitieren – dort könnten in Grünlage neue Häuser auf großen Grundstücken entstehen.

Krefelds Planungsdezernent Martin Linne machte sich deshalb zuletzt in der Bezirksvertretung dafür stark, die ehemaligen "Francisca Barracks" in Forstwald entgegen der ursprünglichen Krefelder Intention nicht etwa als Grünfläche aufzuforsten, sondern auf dem ohnehin erschlossenen Areal zu bauen. Ein Kauf oder Tausch mit anderen Flächen ist möglich. Probleme bereiten allerdings die dort liegenden Altlasten.

Komplizierter ist die Lage bei der Kaserne Kempener Allee. Sie liegt attraktiv, doch steht sie unter Denkmalschutz. Ein Bauen im vorhandenen Bestand ist kompliziert. Zuletzt wollte die Düsseldorfer Finanzgesellschaft Transforce kaufen und das Gelände durch die Architekten Kohl und Fromme aus Duisburg und Essen entwickeln lassen (wir berichteten exklusiv), machte aber nach Informationen unserer Zeitung einen Rückzieher – auch wegen der zur Diskussion stehenden Lkw-Ersatzroute über den Birkschenweg.

Jetzt sollen die beiden Architekten nach neuen Investoren suchen, mit denen sie den Umbau der Kaserne zum Mehr-Generationen-Wohnen realisieren können. Die Regionalsprecherin der Bundesimmobilienanstalt sagt nur: "Es gibt aktuell noch einen Interessenten." Die Stadt Krefeld könnte dem womöglich zuvor kommen, denn sie hat gemäß des neuen Beschlusses Erstzugriff.

Aufmerksam gemacht hat auf diese Änderung der Bezirksvorsteher der CDU, Hans-Josef Ruhland, der den Beschluss des Haushaltsausschusses in der nächsten Sitzung der Bezirksvertretung West am 13. Juni diskutieren lassen will. Jürgen Hengst, planungspolitischer Sprecher der SPD, sagte gestern: "Wir als SPD sind generell der Meinung, dass die Stadt viele Flächen verfügbar haben muss, um Stadtplanung aktiv zu gestalten. Vom Grundsatz her sind wir deshalb für den Kauf." Das gelte in jedem Fall für die Kaserne Forstwald, bedingt auch für die Kaserne Kempener Allee. "Die Frage ist hier, zu welchem Preis wir das Areal bekommen", sagt Hengst.

Rolf Rundmund, planungspolitischer Sprecher der Grünen, zieht einen Kauf ebenfalls in Erwägung – allerdings in einem speziellen Vertragsmodell. "Ich könnte mir das vorstellen wie bei der Gestaltung des Campus Fichtenhain", sagt Rundmund. "Die Stadt entwickelt und bezahlt erst nach Verkauf an den Bund; in Vorkasse zu gehen, würde aber schwer."

(RP/rl)
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