Krefeld Krefeld wird Vorreiter in der Integration

Krefeld · Die Union der türkischen und islamischen Vereine in Krefeld und Umgebung startete gestern offiziell mit ihrem bundesweiten Modellprojekt zur Fortbildung von sieben Imamen und 15 Vereinsvorsitzenden.

 Mehmet Kaya Topcu und Mehmet Demir (Union türkischer und islamischer Vereine in Krefeld und Umgebung) sowie Meltem Söylemez (städtische Integrationsbeauftragte) stellten gestern das Projekt "Gemeinsam zur Integration" vor.

Mehmet Kaya Topcu und Mehmet Demir (Union türkischer und islamischer Vereine in Krefeld und Umgebung) sowie Meltem Söylemez (städtische Integrationsbeauftragte) stellten gestern das Projekt "Gemeinsam zur Integration" vor.

Foto: Königs

Die Krefelder Union der türkischen und islamischen Vereine will mit ihrem Modellprojekt "Gemeinsam für Integration" bundesweit einen Weg für ein besseres Zusammenleben aufzeigen. Vorsitzender Mehmet Demir stellte gestern das vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge mit 40 000 Euro geförderte Vorhaben vor. Nach Berlin und München ist Krefeld jetzt die dritte Stadt in Deutschland, in der eine solche Projektidee der Deutschen Islamkonferenz aufgegriffen wird. Durch die Fortbildung der Vereinsvorsitzenden und Imame soll deren Wissen über deutsche Verwaltungsstrukturen und Kulturen verbessert werden. Die Vorsitzenden und die Vorbeter in den Moscheen sind in ihren Rollen für viele Landsleute auch Berater auf beruflichen, sozialen und schulischen Feldern. Als Multiplikatoren können sie mit ihrem neuen Wissen über die deutsche Gesellschaft und deren Rechtsnormen für mehr Verständnis sorgen. Davon würden beide Seiten – mithin die Gesellschaft in Krefeld generell profitieren.

Die Union blickt stolz auf ihr ambitioniertes Projekt: In den noch verbleibenden neun Monaten absolvieren die sieben Krefelder Imame und 15 Vereinsvorsitzende 88 Einheiten – jede Woche an zwei Tagen Vorträge, Diskussionen und Exkursionen. Neben viel Theorie setzen die Veranstalter in unterschiedlichen Modulen auch auf Praxis. Zum so genannten "interreligiösen Dialog" zählen unter anderem Fahrten zum Aachener und zum Kölner Dom, Besuche auf Friedhöfen und Teilnahme an Heiligen Messen zu Ostern und Weihnachten. Zum Modul Staat und Gesellschaft zählen zum Beispiel die Geschichte Krefelds und die Entstehung der Bundesrepublik Deutschland. Besuche des Landtages, des Hauses der Geschichte in Bonn, des Europäischen Parlaments und des Rates der Stadt Krefeld sollen die wissenschaftliche, theoretische Ebene erlebbar machen. Seit dem Jahresbeginn haben Demir und seine Mitstreiter die administrativen und organisatorischen Grundlagen für das Krefelder Projekt vorbereitet. In der kommenden Woche soll die inhaltliche Arbeit beginnen. Dazu zählt auch ein "runder Dialogtisch" speziell auch mit Vertretern von Ämtern, mit denen Menschen mit Migrationshintergrund besonders häufig in Kontakt kommen.

Das Projekt begreift Integration nicht ausschließlich als Problem. Es werden vielmehr die Potenziale interkulturellen Zusammenlebens in das Blickfeld gerückt. Mit diesem Perspektivwechsel soll die Akzeptanz für diese Thematik gesteigert werden.

CDU-Ratsherr Hans-Josef Ruhland lobte gestern das "prima praktische Modell" und die Pionierleistung der Union in Krefeld. Mehmet Karaca, Vorsitzender des Vereines zur Förderung türkischer Kinder, begrüßte das Angebot ebenfalls. Seine Generation wäre froh gewesen, wenn es solche Möglichkeiten schon vor 40 bis 50 Jahren, als Migranten noch Gastarbeiter genannt worden seien, gegeben hätte.

(RP)
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