Krefeld Krefelder Band schreibt Sommerhit

Krefeld · Das Quintett Oh, Napoleon aus Krefeld hat mit dem Lied "I don't mind" einen grandios guten Ohrwurm geschrieben. In wenigen Tagen erscheint die Single im Handel. Vorher spielt die Band Samstag bei "Rock am Ring". Die Geschichte einer Band, für die nun eine große Karriere beginnen kann.

Dieser Juni wird der alles entscheidende Monat für die Krefelder Band "Oh, Napoleon"; die Ereignisse ballen sich, sie konzentriert wie noch nie in der sechsjährigen Bandgeschichte. Am kommenden Samstag haben sie einen Auftritt bei "Rock am Ring", dem deutschen Rockfestival schlechthin. Am 17. Juni erscheint ihre erste Single "I don't mind"; sommerhittiger als jedes andere Lied der Band. Eine Woche später, am 24. Juni, folgt das Album "Yearbook", das auf dem größten deutschen Musiklabel Universal veröffentlicht wird. Wenn all dies passiert ist, werden die fünf Mitglieder von Oh, Napoleon um Sängerin Katrin Biniasch (21) mit nicht geringer Wahrscheinlichkeit auch im Rest der Republik bekannt sein.

Die Single "I don't mind" der Krefelder Band sollte, wenn es nicht mit dem Teufel zugeht, ein Türöffner in alle Radiosender dieser Republik sein. Sie erobert dermaßen schnell das Ohr, dass man verleitet ist, an Diebstahl zu glauben. Man kann den Test machen; man kann dieses Lied Menschen vorspielen, die bis dato nie von Oh, Napoleon hörten. Sie werden "I don't mind" hören und sagen: "Kenne ich." Ist aber unmöglich, denn dieses Lied mit der bezaubernden Stimme von Katrin Biniasch, in der sie mit mitreißender Leichtigkeit davon singt, dass man Probleme einfach wegwischen solle, ist bisher nie im Radio gespielt worden.

Bandmitglied Max Landwehrjohann (23) sagt: "Es ist das älteste Lied, was wir im Programm haben. Hunderte Male haben wir es gespielt, und bei den Konzertbesuchern blieb es immer im Ohr. Wir wussten schon immer, dass es ein Super-Song ist. Jetzt sind wir gespannt, ob die Radiosender sich ebenfalls für das Lied begeistern."

Ausgedacht hat sich den Song der Gitarrist der Band, Max Frieling (21). "Es ist einfach so gekommen", erinnert sich der Musiker; ein langweiliger Allerweltstag, Frieling setzte sich im Alter von 15 Jahren mit seiner Gitarre ins damalige Jugendzimmer und begann das Klampfen. "Nach 15 Minuten war das Lied fertig", sagt Frieling, der in dieser Zeit zusammen mit seinem befreundeten Nachbarn Danny Balzer zuerst skatete, später im Keller der Eltern Musik machte. Anfangs sei ihre Musik eher krachiger Punk gewesen, erinnert sich Frieling. Als jedoch Trommler Patrick Richardt und Sängerin Katrin hinzukamen, später auch Max Landwehrjohann, da wurde aus Punk Pop und aus Your Dumb Invention, der frühere Name der Band, Oh, Napoleon.

Immer wieder wird Max Frieling auch gefragt, wie er denn auf den Bandnamen "Oh, Napoleon" gekommen sei; zumal das Komma im Bandnamen für die Popularität der Band via Internet nicht eben förderlich ist. "Das hat keine politische Bedeutung", sagt Frieling. Als Sohn eines Arztes sei er in Ohio/USA geboren worden. "Da gab es in der Nähe eine Stadt namens ,Napoleon'. Der Name gefiel mir." Gefallen fanden die Bandmitglieder auch an Krefeld. Früher wohnten sie alle im Umland, mittlerweile sind sie größtenteils in die Innenstadt gezogen. "Ich komme aus Grefrath, wollte immer in die Großstadt. In Krefeld sind die Mieten günstig", sagt Sängerin Katrin.

Alle Musiker von Oh, Napoleon haben nach der Schule den waghalsigen Entschluss gefasst, den Lebensunterhalt mit Musik verdienen zu wollen. Verkauft sich die erste Single gut, dürften sie diesem Ziel ein großes Stück näher rücken. Auch deshalb sind die kommenden Wochen die wahrscheinlich wichtigsten in der Bandkarriere.

Die Voraussetzungen für eine wachsende Popularität im Bühnengeschäft stehen gut: Schon 2007 wurde das Musiklabel Universal auf die Band aufmerksam. Zur Hilfe kamen der Band gute Kontakte und ihr Auftritt im Internetportal "Myspace". Das Plattenlabel lud die Band zu Probeaufnahmen ein; man sei aber nicht zufrieden mit den Songs gewesen, sagt Max Landwehrjohann. Also tourte die Band weiter, landauf, landab, spielte sich die Finger wund und die zarte Stimme heiser. Die Krefelder traten unter anderem im Vorprogramm von Szenegrößen wie Starsailor, Virginia Jetzt oder The Parlotones auf. In den vergangenen Wochen haben Oh, Napoleon als Vorband der Briten Martin & James alle großen deutschen Städte abgeklappert, so dass sie schon nicht mehr konkret sagen können, wann sie wo waren. "Das ist echt kein Rockstargehabe, irgendwann weiß man wirklich nicht mehr, wo man an welchem Tag war", sagt Katrin Biniasch, die sich an das Leben im Tourbus mit vier männlichen Mitfahrern gewöhnt hat. "Manchmal ist es natürlich nervig, wenn man auf einer neunstündigen Busfahrt endlich seine Ruhe haben will und die Jungs albern rum. Aber dann kann man sich ja im Bus mit Kopfhörern nach vorne verziehen und träumen." Ein Traum begleitet Katrin Biniasch derzeit stetig: Sie und die vier Männer auf der Bühne von Rock am Ring. "Ich träume im Moment jede Nacht davon."

Ab Samstagabend können sie in Vergangenheitsform träumen, jedoch nicht vergessen, dass ihrer hochtalentierten Band die Zukunft zu Füßen liegt.

(RP)
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