Krefeld Marianum wird 150 Jahre alt

Krefeld · 1857 zogen die ersten 40 Jungen und Mädchen in das Kinderheim Marianum ein. Damals wurden sie noch von Ordensschwestern erzogen. In diesem Jahr feiern die 81 Bewohner das 150-jährige Bestehen des Kinderheims. Dafür ist ein großes Festprogramm geplant.

Durch die Räume schwirren aufgeregte Kinderstimmen. Die 81 Schützlinge des Kinderheims Marianum im Alter von ein bis 20 Jahren begrüßen mit einer kleinen Feier das neue Jahr. In der Geschichte des Hauses markiert 2007 einen besonderen Punkt: Das Marianum wird 150 Jahre alt. „Wir haben eine ganze Reihe an Festen geplant“, berichtet Heimleiter Heinz-Werner Knoop. Der 51-Jährige ist seit 1986 dabei. 1987 hat er die Heimleitung übernommen.

Begegnung mit Ehemaligen

Anfang August wird ein großes Fest mit Ehemaligen gefeiert. „Mindestens 200 Ehemalige werden wir anschreiben“, verspricht Knoop. Er freut sich, wenn frühere Schützlinge zu Besuch ins Kinderheim kommen. „Direkt nach unserer Neujahrsfeier kam ein 36-Jähriger vorbei. Solche Begegnungen sind immer etwas ganz Besonderes“, sagt Knoop. Der älteste Ehemalige, den er je kennenlernte, wohnte von 1920 bis 1924 im Marianum. „Er kam nach seiner Goldhochzeit, bei der er statt Geschenken Geld für unsere Einrichtung bekam“, sagt Knoop begeistert.

Der nächste festliche Höhepunkt für Kinder und Erzieher wird der offizielle Festakt Ende August sein, bevor dann im September zum großen Sommer-Kinder-Geburtstagsfest geladen wird. „Dazu gibt es noch einige hausinterne Termine“, erzählt Knoop.

Gegründet wurde das Marianum 1857 als Waisenhaus. Allerdings war der Begriff der Waise in seiner Geschichte oft weit gefasst. „Schon Ende des 19. Jahrhunderts waren 60 bis 70 Prozent der Kinder Sozialwaisen“, berichtet Knoop. Lediglich direkt nach den beiden Weltkriegen war der Großteil der Kinder elternlos.

40 Kinder, 20 Mädchen und 20 Jungen, waren 1857 die ersten Bewohner des Heims. In Spitzenzeiten fanden hier über 300 Kinder ein Zuhause. Bis ins Jahr 2000 wurden die Mädchen und Jungen von Nonnen erzogen. In der Bombennacht 1943 wurde das Haus größtenteils zerstört. Die kleinen Heimbewohner zogen mit ihren Erzieherinnen in die Eifel. „Zwei Jahre waren die Kinder dort evakuiert. 1945 kehrten sie wieder nach Krefeld zurück“, erzählt Heinz-Werner Knoop aus der Geschichte. Zur Erinnerung an diese Zeit machen die jungen Bewohner des Marianum jedes Jahr einen mehrtägigen Ausflug in den Ort, der damals die Kinder aufnahm.

Heute finden jährlich 150 Kinder vorübergehend im Marianum ein Zuhause. „Als Notaufnahmestelle haben wir das Tor 24 Stunden geöffnet“, sagt Knoop. Nicht immer sind die Betroffenen, die Hilfe suchen, Kinder aus schwierigen Verhältnissen. Auch eine plötzliche Erkrankung oder ein Unfall kann dazu führen, dass Kinder für ein paar Tage in dem Heim untergebracht werden. Die dauerhafte stationäre Heimerziehung ist selten geworden.

(RP)
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