Krefeld Pfarrer Sczyrba verlässt Bistum

Krefeld · Der prominenteste Krefelder Kritiker der Fusionen in der katholischen Kirche verlässt Krefeld: Johannes Sczyrba kandidierte erst nicht mehr als Regionaldekan und verlässt nun St. Anna. Er übt auch Kritik an der Bistumsbehörde.

 Johannes Sczyrba will in Osnabrück Priester werden.

Johannes Sczyrba will in Osnabrück Priester werden.

Foto: T. L.

Per Brief und in der Sonntags-Messe hat der bekannte und beliebte Krefelder Pfarrer Johannes Sczyrba (58) gestern seinen Rückzug aus der Pfarrgemeinde St. Anna in Inrath, der GdG Nordwest und von seiner Arbeit als Schulpfarrer angekündigt. Im Brief an die Gemeinde wollte Sczyrba nicht Nachkarten ("Ich blicke jetzt nach vorne"), auf Anfrage unserer Zeitung erneuerte Sczyrba aber die generelle Kritik an Pfarrfusionen.

Die Kirche entwickelt sich aus seiner Sicht in eine falsche Richtung — immer größere Gemeindegebieten für die Seelsorger. "Ich bin nicht generell gegen Pfarrfusionen, es gibt gelungene Beispiele, aber vieles lief falsch", betont der 58-Jährige. So habe ein Vertreter des Bistums ihn dafür kritisiert, dass er immer nur "den Blick von unten" auf die Pfarrfusionen gehabt habe. Sczyrba sagt: "Dieser Satz bringt es auf den Punkt. Genau diesen Blick von unten — den meiner Gemeinde — wollte ich immer einnehmen."

Neustart in Osnabrück

Sczyrba, der 17 Jahre an St. Anna tätig war ("Ich habe Krefeld geliebt"), hofft auf einen Neustart als Priester im Herbst in Osnabrück — die Bischöfe von Aachen und Osnabrück müssen noch grünes Licht geben.

Der dortige Generalvikar Theo Paul besuchte vor einigen Wochen Krefeld und lief mit seinem Kirchenbild bei Sczyrba offene Türen ein. "Er hat mich begeistert. Ich will etwas finden, wo ich meine Liebe zur Kirche ausdrücken kann. Die Kirche ist für mich die einzige vernünftige sinngebende Instanz unserer Zeit", sagt Sczyrba, der im Brief an die Gemeinde auch seine Motivation für den Wechsel erklärte: "Ich erhoffe mir von dieser Veränderung ein unbeschwerteres und von Vergangenem unbelastetes Arbeiten."

Zuletzt hat ihm das Priesteramt auch gesundheitlich zu schaffen gemacht. Der Abschied sei ihm als Ur-Krefelder schwer gefallen, betont Sczyrba. "Ich empfinde das als eine persönliche Niederlage. Ich konnte etwas nicht rüberbringen, was mir persönlich wichtig war." Freunde hätten ihm aber schon zu seiner Zeit als Regionaldekan geraten, nicht erneut zu kandidieren. Sczyrba trat 2010 nicht mehr für das Amt an — seitdem steht Krefeld ohne Regionaldekan als prominenteste Kirchenstimme in der Stadt dar.

Tränen flossen in der Kirche

Gestern seien nach der Sonntagsmesse sowohl bei ihm als auch bei Gemeindemitgliedern Tränen geflossen. Die Entscheidung stehe für ihn aber fest. Nach "langem Ringen und schmerzhaften Überlegungen habe ich unsern Bischof Dr. Heinrich Mussinghoff im Juni dieses Jahres gebeten, mich von meinen Aufgaben zu entpflichten", schreibt Sczyrba.

Das Verhältnis zu Mussinghoff sei stets gut gewesen, betont er. Kritik übt er an der Verwaltung des Bistums. "Die Behörde Bistum verstrickt sich in Äußerlichkeiten, es wird zu wenig auf die Belange der Menschen eingegangen."

(RP)
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