Krefeld Sensationsfund im Forstwald

Krefeld · Im Krefelder Stadtteil sind längst verloren geglaubte Teile des Kölner Festungszauns wiederentdeckt worden. Das Metallgitter ist nach dem Ersten Weltkrieg im Forstwald aufgestellt worden und umgrenzt heute sechs Grundstücke.

Sensationsfund: Kölner Festungszaun im Forstwald entdeckt
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Sensationsfund: Kölner Festungszaun im Forstwald entdeckt

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90 Jahre nach der Entfestigung Kölns ist ein Teil der historischen Wehranlage der Domstadt in Forstwald entdeckt worden. Das 2,10 Meter hohe Metallgitter umgibt das Karree "An der alten Kur - Meisenweg - Plückertzstraße".

"Eigentlich bin ich immer davon ausgegangen, dass mit dem Zaun der Park des Kurhauses eingefriedet war, das sich bis 1905 im Forstwald befand und an das noch der Straßenname An der alten Kur erinnert", erzählt Horst Burk, dem die Entdeckung zu verdanken ist. Doch bei einem Besuch einer Mitarbeiterin des Bauamts kamen dem Forstwalder Zweifel an dieser Theorie.

Karton mit alten Unterlagen

"Ihr fiel der Zaun sofort ins Auge, vor allem, weil er so hoch ist. Denn heutzutage werden Einfriedungen ja nur bis zu einer Höhe von 1,20 Meter genehmigt." In der Erinnerung des 50-jährigen Forstwalders war das Metallgitter "schon immer da". "Aber jetzt wollte ich es genau wissen", erzählt er. "In einem Karton mit alten Unterlagen, die meinem Großvater, dem ehemaligen Besitzer des Grundstücks, gehört haben, habe ich dann ein Schreiben aus den 60er Jahren gefunden. Darin behauptet er, dass der Zaun von der Festung Köln stammt."

Bei weiteren Recherchen im Internet stößt Horst Burk schließlich auf das Kölner Institut für Festungsarchitektur. "Dort fand ich auch ein historisches Foto von so einem Zaun", berichtet Burk. Er schickt ein aktuelles Foto aus dem Forstwald nach Köln und löst dort großes Erstaunen aus.

"Unser Festungszaun in Forstwald? Wir dachten schon, er wäre eingeschmolzen worden", sagt Robert Schwienbacher, Mitglied des Instituts. "Bis zum Ende des Ersten Weltkriegs bestand die Festung Köln aus einer 42 Kilometer langen Ringstraße, an der rund 180 unterschiedlich Bauwerke zur Verteidigung der Stadt lagen", erklärt Schwienbacher. "Begonnen wurde mit dem Bau 1815, als die Preußen ins Rheinland kamen — die Festung Köln war zeitweise die größte Europas."

Doch nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg verpflichteten die Versailler Verträge das Deutsche Reich zur "Entfestigung" — alle Verteidigungsanlagen bis 50 Kilometer östlich des Rheins mussten abgerissen werden. Genau in der Zeit der Entfestigung wurde das schwere Eisengitter in Krefeld aufgebaut.

Das belegt ein weiteres Dokument aus dem Jahr 1938, das sich in Horst Burks Besitz befindet. Auch Schwienbacher ist überzeugt: "Das ist ein Teil des Zaunes der ehemaligen Festung Köln. Ein Sensationsfund!"

Dass das Metallgitter auch nur in kleinen Teilen nach Köln zurückkehrt, ist hingegen fraglich. Schließlich umgibt es sechs bebaute Grundstücke. Die Familien, deren Häuser dahinter liegen, sind glücklich damit, schließlich ist er 2,10 Meter hoch und macht einen äußerst wehrhaften Eindruck, den niemand missen möchte.

(RP/rl/top/areh)
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