Krefeld Siempelkamp-Anwohner: Sorge um Nuklearsparte

Krefeld · Die Firma Siempelkamp Nukleartechnik verarbeitet auf ihrem Unternehmensgelände leicht-kontaminierte metallische Reststoffe aus kerntechnischen Anlagen, Forschungs- und nuklearmedizinischen Einrichtungen. Das bestätigte das Unternehmen auf Anfrage unserer Zeitung.

"Dies erfolgt in Anlagen, die eine Genehmigung nach Strahlenschutzverordnung seitens der Bezirksregierung Düsseldorf besitzen", heißt es in einer Stellungnahme des Unternehmens. Die Anlagen würden gemäß dieser Genehmigung kontinuierlich überprüft.

Ratsherr Andreas Drabben (UWG) sagt: "Die Anwohner haben viele Fragen. Wie wird das kontaminierte Material angeliefert? Gibt es auf dem Gelände der Firma ein Zwischenlager? Was passiert, wenn während der Einschmelze die Absauganlage ausfällt? Wie vertragen sich der geplante Neubau und die neue Straßenführung mit dem Handling der kontaminierten Ware?" Seine Fraktion versuche, durch eine Anfrage im Rat Antworten auf diese Fragen zu finden. Die Firma Siempelkamp Nukleartechnik lehnte auf Anfrage unserer Zeitung konkrete Antworten auf diese Fragen ab. Eine Unternehmenssprecherin erklärte: "Sollte sich in der anstehenden Krefelder Ratssitzung zusätzlicher Informationsbedarf ergeben, steht die Geschäftsführung für weitere Erläuterungen dem Rat zur Verfügung."

Anfang der achtziger Jahre wurde von Siempelkamp ein Einschmelzverfahren zum Recycling von Metallen mit radioaktiver Kontamination aus Nuklearanlagen entwickelt. Mit dieser CARLA genannten Schmelzanlage (Centrale Anlage zum Recyclieren Leicht-radioaktiver Abfälle) wurden seitdem mehr als 20 000 Tonnen kontaminierter Schrott aus Brennelemente-Fabriken, Uran-Anreicherungsanlagen und kerntechnischen Anlagen im In- und Ausland umgeschmolzen und größtenteils wieder bei der Herstellung von Produkten für die Nuklearindustrie wie zum Beispiel Containern für Transport und Lagerung von radioaktiven Abfällen, verwendet.

Siempelkamp Nukleartechnik fertigt neben Behältern für nukleare Abfälle wie dem Castor auch Lagerbecken für Brennelemente, Brennelemente-Lademaschinen und sogenannte Heiße-Zellen-Technik. Darunter versteht man beispielsweise Strahlenschutzfenster oder Einhausungen aus Edelstahl.

Tauziehen mit Bezirksregierung

Vor zehn Jahren hatte die Bezirksregierung Düsseldorf der Firma Siempelkamp Nukleartechnik die Zwischenlagerungsgenehmigung für 440 kontaminierte Fässer mit 78 Tonnen schwach radioaktivem Atommüll um anderthalb Jahre verkürzt. Da das Unternehmen gesetzte Fristen verstreichen ließ, drohte die Bezirksregierung Düsseldorf ein Bußgeld von knapp 50 000 Euro an. Siempelkamp erwirkte damals durch das Oberverwaltungsgericht Münster einen Aufschub. Die Bezirksregierung reagierte sichtlich verschnupft. "Dennoch stieß bei der Bezirksregierung Düsseldorf nach dem nunmehr zweijährigen Tauziehen zwischen der Firma Siempelkamp und der Behörde um die Entsorgung dieser radioaktiven Abfälle die Entscheidung des Gerichts nicht gerade auf großes Verständnis", hieß es in einer Pressemitteilung der Behörde. Und weiter: "Von der Bezirksregierung wird auch weiterhin die Forderung der Entsorgung erhoben werden und künftige Zwangsvollstreckungsmaßnahmen werden über der Firma hängen wie das Damoklesschwert."

Bereits 1997 gab es Probleme mit dem Strahlenmüll aus Krefeld: Die nordrhein-westfälische Landessammelstelle für radioaktive Stoffe in Jülich lehnte die Annahme der Abfälle ab. In einem Schreiben an Siempelkamp Nukleartechnik hieß es damals, die benannten Abfälle müssten "nach Prüfung der Menge und Inhaltsstoffe von hier als problematisch eingestuft werden".

(RP)
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